Wenn Timo Boll in China empfangen wird, dann nimmt das insofern obskure Formen an, als das die deutsche Tischtennis-Legende in heimischen Gefilden meistens seine Ruhe hat. Als der deutsche Tischtennis-Tross kürzlich in China für die Tischtennis WM anreiste, musste eine extra bereit gestellte Polizeieskorte für die nötige Sicherheit sorgen. Die Medaillenhoffnungen des deutschen Tischtennisbundes ruhen vor allem auf Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov. Ein wahrer Hype ist jedoch um das „Legendary Pair“ um Ma Long und Timo Boll entstanden.
Sportpolitisch ist es eine Sensation: Timo Boll und Ma Long, der Weltranglistenerste aus China, treten bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft im chinesischen Suzhou (26. April bis 3. Mai) gemeinsam im Doppel an. Die Tischtennis-Großmacht China verfügt bei ihrer Heim-WM über drei Startplätze im Doppel, von denen einer nun an die deutsch-chinesische Kombination geht. „Das ist eine einzigartige Geste Chinas nicht nur gegenüber dem DTTB, sondern gegenüber dem gesamten deutschen Sport, den Timo Boll wie kaum ein anderer in China als Sympathieträger repräsentiert“, sagt Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes und des Weltverbands ITTF.
Seit Wochen sind die Titelchancen des Duos bei Fans und Medien das Thema Nummer 1. Können Boll und Ma als erstes Doppel in der 89-Jährigen WM-Geschichte mit zwei Spielern aus verschiedenen Nationen Gold holen? Am Dienstag greifen sie erstmals zu ihren Schlägern.
Zwar ist das viel beachtete Duo aufgrund des Reglements nur an Position 18 gesetzt. Doch scheinen die Qualitäten beider Top-Stars zu überragend, als dass Boll und Ma nicht wie schon beim Sieg der China Open 2013 ernsthaft um den Titel mitspielen sollten. Es war das bisher einzige Mal, dass die beiden Weltklasse-Spieler zusammen an der Platte standen.
Die deutsch-chinesische WM-Mission könnte allerdings schon in Runde 2 ein jähes Ende nehmen. Die Auslosung ergab, dass dort höchstwahrscheinlich die beiden Chinesen Xu Xin und Zhang Jike auf das Duo Boll/Ma warten könnten. In diesem Falle würden sich die Nummer 1 (Ma) und Nummer 7 (Boll) gegen die Nummer 2 (Xu Xin) und Nummer 3 (Zhang Jike) der Weltrangliste gegenüberstehen.
Trotz der kämpferischen Einstellung von Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Wir denken maximal und versuchen auch, das Maximale herauszuholen“, dürften die seit Jahren auf die Titelgewinne abonnierten Chinesen bei normalem WM-Verlauf wieder das Schicksal für die DTTB-Jungs besiegeln. Die momentan besten Europäer im Weltranking, Dimitrij Ovtcharov (Nummer 6) und Timo Boll, müssen zum einen auf einen Sahnetag hoffen und gleichzeitig auf einen Ausrutscher der chinesischen Konkurrenz.
Auch die Quoten auf den kommenden Weltmeister zeigen die deutliche Dominanz aus dem Reich der Mitte.
Ma Long (China): 2.55
Jike Zhang (China): 2.85
Xin Xu (China): 4.75
Zhendong Fan (China): 5.50
Dimitrij Ovtcharov (Deutschland): 16.00
Bo Fang (China): 17.00
Timo Boll (Deutschland): 20.00
Jun Mizutani (Japan): 25.00
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