Wer wird der Herausforderer von Schach-Weltmeister Magnus Carlsen? Beim Kandidatenturnier im russischen Jekaterinburg sollte ermittelt werden, wer bei der Schach-WM ins Duell mit dem Norweger gehen darf. Der Entscheid war weltweit eine der wenigen Sportveranstaltungen, die trotz der derzeitigen Corona-Krise überhaupt noch gestartet wurden.
Update: Der Schach-Weltverband FIDE hat das Turnier am 26. März 2020 unterbrochen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Hälfte aller Begegnungen absolviert. Die Veranstalter begründen dies damit, dass Russland angekündigt hat, den Flugverkehr in andere Länder infolge der Corona-Pandemie einen Tag später einzustellen. Dadurch sei eine Abreise der Teilnehmer nicht mehr gewährleistet. Wann und wo das Kandidatenturnier fortgesetzt wird, ist aktuell offen.
Auf der ganzen Welt ruhen die meisten Sportarten aufgrund der Corona-Pandemie. Der Schach-Weltverband FIDE bot bis zur Unterbrechung dennoch 8 seiner besten Spieler ans Brett, um einen würdigen Gegner für Carlsen zu finden. Das Kandidatenturnier, das sonst vorwiegend in Experten-Kreisen Beachtung findet, bekam durch die Virus-Krise eine völlig neue Aufmerksamkeit. Nach der ersten Turnierhälfte ist die Spannung gewaltig.
Überflieger wartet auf Herausforderer
Carlsen, der gegen den Sieger von Jekaterinburg seinen Titel verteidigen muss, ist seit Jahren das Maß aller Dinge am Brett. Der heute 29-Jährige galt bereits früh als Wunderkind und ist seit 2013 durchgehend Schachweltmeister. Kein anderer Spieler wurde in der Geschichte des Denksports je höher eingestuft (Elo-Wert 2882, Mai 2014). Mit Carlsen hat Schach nach Garri Kasparow wieder einen Superstar bekommen.
Um dem Titelträger auch einen echten Herausforderer entgegenzusetzen, spielen 8 der besten übrigen Figurenschieber traditionell ihren Besten im Kandidatenturnier aus. Unter anderem sind dabei die Weltranglistenplätze 2 bis 5 vertreten. Jeder trifft 2 Mal auf die übrigen Anwärter. Wer nach 14 Partien die meisten Punkte hat, darf gegen Carlsen ran. Dieser Modus und die Tatsache, dass am Ende nur der Sieg zählt, lockt die Großmeister aus der üblichen Zurückhaltung. Gut für die Zuschauer: Beim Kandidatenturnier wird weniger auf Remis gespielt und es gibt haufenweise neue Spielzüge zu sehen.
Die Favoriten schwächeln
Nach Platzierung in der Weltrangliste (Rang 2) und Elo-Wert (2842 Punkte) ist Fabiano Caruana der aussichtsreichste Spieler des Turniers auf den Platz als Herausforderer. Der US-Amerikaner trat bereits 2018 im WM-Duell gegen Carlsen an. Mit nur einem Sieg aus den ersten 7 Duellen blieb der 27-Jährige in der ersten Hälfte des Kandidatenturniers etwas hinter den Erwartungen zurück. 5 seiner Partien endeten ohne Sieger, eine verlor er. Damit bleibt er zwar noch im Rennen, die Rolle als Top-Favorit ist er jedoch los.
Die Chancen des Weltranglistendritten Ding Liren sind nach 3 Pleiten zum Auftakt bereits nahezu erloschen. Dabei galt der Chinese mit einem Elo-Wert von 2805 Punkten vor Turnierbeginn als größter Widersacher Caruanas. Dieser Erwartung wurde er nur mit dem Sieg im direkten Schlagabtausch mit dem letzten WM-Teilnehmer gerecht. An das Duell mit Carlsen ist für den Mann aus Wenzhou kaum noch zu denken.
Alle Kandidaten und Wetten
Emporkömmlinge spielen groß auf
Während die Favoriten schwächeln, haben sich längst andere Meister in den Fokus gespielt. Nach der ersten Halbzeit des Kandidatenturniers führen der Russe Ian Nepomniachtchi (Nr. 5 der Welt, Elo-Wert 2774) und der Franzose Maxime Vachier-Lagrave (Nr. 8 der Welt, Elo-Wert 2767) mit je 4,5 Punkten die Wertung an. Nachdem letzterer das direkte Duell der beiden zum Turnierbeginn für sich entschied, präsentierte sich der Lokalmatador in Gala-Form. Der 29-Jährige, meist kurz Nepo genannt, konnte als einziger 3 der 7 Hinspiele gewinnen. In der Vergangenheit fehlte ihm häufig die Konstanz, diese muss er nun in der Hälfte unter Beweis stellen.
Vachier-Lagrave ist der einzige der 8 Kontrahenten, der in der ersten Turnierhälfte ungeschlagen blieb und zugleich auch siegreich war. Dabei rückte „MVL“ überhaupt erst ins Teilnehmerfeld auf, da der Aserbaidschaner Teymur Radjabov angesichts der Corona-Krise auf seine Teilnahme verzichtet hatte. Nun ist der 29-Jährige in den Augen der Buchmacher sogar der aussichtsreichste Kandidat auf den Gesamtsieg beim Kandidatenturnier 2020. Vom Nachrücker zum WM-Teilnehmer, das klingt nach einem Schach-Märchen.
Kandidatenturnier in Zeiten des Coronavirus
Obwohl Russland von der Pandemie weniger betroffen ist als andere Länder, kam das Turnier nicht ganz ohne Gegenwind angesichts der weltweiten Verbreitung von COVID-19 aus. Um einen möglichst sicheren Ablauf zu gewährleisten, hatten die Veranstalter keine Zuschauer zugelassen und Desinfektionsmittel und Schutzmasken neben den Schachuhren zur Verfügung gestellt. Den Spielern war es zudem freigestellt, sich an die sonst übliche Etikette samt Handschlag zu halten. Zweimal am Tag mussten sich Spieler, Schiedsrichter und sonstige Verantwortliche einer ärztlichen Kontrolle unterziehen. Die chinesischen Teilnehmer hatten sich bereits im Voraus in freiwillige Quarantäne begeben.

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