Super Bowl LVI: 2 Wege führen nach Hollywood, McVays Strategie zum Titel!
Super Bowl LVI: 2 Wege führen nach Hollywood, McVays Strategie zum Titel!

Super Bowl LVI: 2 Wege führen nach Hollywood, McVays Strategie zum Titel!

Super Bowl goes Hollywood! Ob die Los Angeles Rams die Hauptrollen in ihrem eigenen Bring it Home-Blockbuster einnehmen, oder die Cinderella-Story in Cincinnati, die selbst ein Star-Regissseur wie Quentin Tarantino nicht besser hätten skripten können, noch einen finalen Akt bekommt? Wir sagen: Licht aus, Spot an für unsere interaktive Grafik zum Super Bowl LVI:

Burrow und „Wincinnati“: Blaupause mit Abweichung

Die amerikanische Landkarte färbt sich im Spiel der Spiele fast durchweg orange. Unzählige Herzen haben die Footballer der Cincinnati Bengals bei ihrem Super Bowl-Run über Tennessee (19:16 gegen die an #1 gesetzten Titans) und das ohrenbetäubende Arrowhead Stadium (27:24 in der Overtime bei den Kansas City Chiefs) bis nach Los Angeles erobert. Auch in Michigan? In der ehemaligen Heimat von Matthew Stafford (jetzt LA Rams) sind die Sympathien gespalten. Größtenteils gönnen sie ihrem Ex-Quarterback, der bei den Detroit Lions nie die Mitspieler hatte, um in den NFL Playoffs (3 Niederlagen in 3 Spielen) zu bestehen, den Ring.

Eine Spur Selbstironie („Stafford auf dem Feld, Eminem in der Halbzeitshow – nie war Detroit dem Super Bowl näher“) lässt sich ebenfalls nicht überhören. Andere sehen in „Wincinnati“ nicht bloß einen titelreifen Underdog, sondern die Blaupause, um selbst endlich den Weg aus der sportlichen Bedeutungslosigkeit zu finden. Es sei daran erinnert, dass Lions und Bengals seit 2018 immer auf Augenhöhe waren – 3 Mal Division-Letzter!

Wie unsere Grafik zeigt, fruchteten jedoch viele der Draft-Entscheidungen: Aus dem Zweitrunden-Pick Joe Mixon entwickelte sich ein zuverlässiger 1000 Yard-Runningback mit Pro Bowl-Kaliber. Ja’Marr Chase pulverisierte schon in seinen ersten Jahr sämtliche Rookie-Rekorde und Joe Burrow ist – allerspätestens nach der zweithöchsten Aufholjagd aller Zeiten im AFC Championship Game (18 Punkte Rückstand) – in die Riege derjenigen aufgestiegen, die ein notorisch erfolgloses Team mit einer gesunden Portion Coolness auf die Schultern nimmt. Gestatten, Joey Franchise!

Kurzes Titelfenster, aber: Rams noch stärker als 2019

Zur ganzen Wahrheit gehört jedoch auch das Abweichen vom branchen-üblichen Rebuild-Plan. Das 2. Kapitel „Beschütze deinen Quarterback“ wurde zu Gunsten der wiederbelebten LSU-Connection Burrow/Chase flugs übersprungen. Auch, wenn viele der 42 Big Plays (#2 NFL) auf dieses Duo zurückgehen, bleiben die Folgen verheerend: 83 (!) Sacks musste der Spielmacher in seinen ersten 26 Einsätzen als Starter einstecken. In einer zentimeterlangen OP-Narbe auf dem linken Knie sehen viele NFL-Experten den ersten Sargnagel für den 25-Jährigen, bevor sich das Titelfenster für die Franchise aus Ohio in den kommenden 3 Jahren gänzlich öffnen kann.

Dagegen sind Strategie und Roster Building des Final-Gegners darauf ausgelegt, den Titel im Hauruck-Modus in die Stadt der Engel zu holen. Gelingt dies nicht in dieser oder der darauffolgenden Saison, stehen die Kalifornier bei aller Genialität eines Sean McVay an der Seitenlinie vor einem Neuaufbau wie der Noch-Champion Tampa Bay Buccaneers nach dem Karriereende von Tom Brady – ohne Draft-Munition wohlgemerkt! Kopflosigkeit braucht sich der 36-Jährige dennoch nicht vorwerfen zu lassen.

Die teuer ertradeten Jalen Ramsey (2 First Rounder + 4th Round-Pick) als auch Von Miller (2nd + 3rd Round-Pick) gehören auf ihren Positionen jeweils zu den Top 5 der Liga. Beide waren nötig, um die mit 3 Playoff-Anwärtern gespickte NFC West (Arizona, San Francisco) mit einer 12-5-Bilanz abzuschließen. In Verbindung mit dem vielleicht besten, ringlosen Quarterback der Liga sind diese Rams noch mal bedeutend stärker aufgestellt als beim Super Bowl LIII vor 3 Jahren. Wo McVay mit dem jungen Jared Goff in einer langatmigen Defensivschlacht (3:13 gegen die New England Patriots) vom Gegner bei lediglich 3/13 erfolgreichen Third Downs gehalten wurde, bringt besagter Matthew Stafford deutlich mehr Firepower mit.

Alle Neune? Bengals fürchten Sack-Festival von Donald und Co.

In 6 von 12 Zonen weist der 34-Jährige ein Passer Rating von über 100 auf – Topwert bei Würfen über 20 Yards Downfield (Ø 123,5). Hier lauert dann meist Cooper Kupp, der sich dank Stafford vom reinen Redzone-Target zum 4. Triple Crown-Receiver der NFL-Historie wandelte. Wer seine ungeheuren Zahlen bei einer 38,9% Double Coverage sieht, glaubt nicht daran, dass die Bengals Secoundary dieses Key Matchup für sich entscheiden kann. Und selbst wenn: Der November aus Cleveland verpflichtete Odell Beckham Jr. ist nach 6 Touchdowns – fast so viele wie in 2 verlorenen Jahren bei den Browns – ebenfalls wieder ein Faktor.

Obwohl die Rams-Offense durch die Verletzung von Robert Woods (Kreuzbandriss) im Super Bowl LVI nicht komplett sein wird, sind Vergleiche zur „Greatest Show on Turf“ angebracht. An dieser Stelle dürfte es bei älteren Football-Fanatikern klingeln: Mit einer spektakulären Pass-Offense, bei der meist 4 Wide Receiver gleichzeitig aufgestellt wurden, rollten die damals noch in St. Louis beheimateten Rams nur so über das Feld. 1999 gelang dem Team um Quarterback und MVP Kurt Warner der einzige Titelgewinn. 23 Jahre später sehen die Buchmacher die LA Rams gegen die Cincinnati Bengals mit 4,5 Punkten vorne – Quote 1.91 (alle Super Bowl-Wetten). 

Das hält den amerikanischen Möbel-Giganten Jim McIngvale nicht davon ab, eine 4,5 Mio. $ Wette auf den Underdog zu platzieren. Wir meinen: Die Erben der „Greatest Show on Turf“ und ein ähnliches Sack-Festival, wie es Joe Burrow in Tennessee (9 Sacks für 70 Yards Raumverlust) über sich ergehen lassen musste, machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Dank Aaron Donald und Von Miller ist permamter Druck durch die Mitte der löchrigen Bengals O-Line vorprogrammiert. Von den 3 Key Matchups in der Grafik macht das erste etwa 50% aus.

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