Hallo, Herr Draisaitl! Für Sie könnte es momentan kaum besser laufen. Mit insgesamt 14 Toren und 19 Assists haben Sie einen bedeutenden Anteil am Höhenflug der Edmonton Oilers. Fühlen Sie sich ein bisschen wie in einem Traum?
Natürlich läuft es zur Zeit gut für mich. Allerdings geht es mir immer um das Team. Ich freue mich, den Oilers helfen zu können.
In der letzten Saison waren die Oilers noch abgeschlagenes Schlusslicht der Western Conference. Wie kommt es, dass Edmonton nun voll auf Playoff-Kurs ist?
Es ist noch früh in der Saison, es kann sich noch einiges ändern. Ich denke wir haben uns personell verstärkt und lernen derzeit, Spiele zu gewinnen. Dies ist aktuell das Wichtigste.
Sie wurden quasi mit Schlittschuhen an den Füßen geboren. Ihr Vater Peter war Nationalspieler, erster Meister der neugegründeten DEL – in Köln trägt so mancher Fan heute noch seinen Namen auf dem Trikot. Wie geht man damit als junger Spieler um, entsteht da ein besonderer Druck?
Selbstverständlich wird man oft mit seinem Vater verglichen, aber für zusätzlichen Druck hat das nicht gesorgt. Meine Familie hat mir in meinen Entscheidungen immer den Rücken gestärkt, egal in welche Richtung ich auch gegangen bin.
Gab es in diesem Umfeld überhaupt noch einen anderen Berufswunsch als Eishockey-Profi?
Ich habe in jüngeren Jahren mal ein wenig ausprobiert, aber im Endeffekt bin ich immer wieder bei der Eishockey-Profi-Karriere gelandet.
Ihr Vater ist Deutsch-Tscheche. Sprechen Sie ein wenig Tschechisch?
Ich spreche kaum Tschechisch. Ich verstehe viele Sachen, aber um längere Gespräche zu führen, reicht das leider nicht.
Welche Beziehung haben Sie zu den Städten Köln und Mannheim? Beide spielten ja eine große Rolle ihrer Geschichte – und der ihrer Familie.
Köln ist meine Heimat und wird es auch immer bleiben. Dort bin ich aufgewachsen und habe auch das Eishockeyspielen gelernt. Aber die Stadt Mannheim spielte auch eine wichtige Rolle in meinem Leben. Bei den Adlern konnte ich viel lernen und hatte überragende Trainer. Mannheim hat einen großen Anteil an meiner NHL-Karriere.
Wenn Sie nochmal an Ihre Jugend zurückdenken … War für Sie früher von Anfang an klar: Ich will in die NHL – und nicht nur in die DEL?
Eigentlich schon. Na klar, ich habe auch zu vielen DEL-Spieler aufgeschaut, aber die NHL war immer schon mein Traum.
Wie sehen Sie die DEL heute? Können Sie sich vorstellen, irgendwann nochmal in Deutschland zu spielen? Ist es vielleicht sogar ein Fernziel für den Ausklang Ihrer Karriere?
Ich würde meine Karriere später gerne in der DEL beenden. Ob es irgendwann passt, kann ich jetzt noch nicht wissen. Aber im Moment konzentriere ich mich nur auf die Oilers und die NHL.
Bereits im Alter von 16 Jahren zog es Sie nach Kanada. Wie ist es, die Familie für den großen Traum so früh verlassen zu müssen?
Es war für meine gesamte Familie sicher nicht leicht, aber sie wussten, dass die NHL mein größter Traum ist. Daher haben sie mich auch unterstützt, wo es nur ging.
Nun leben Sie schon 4 Jahre auf der anderen Seite des großen Teichs. Vermissen Sie Deutschland manchmal und inwiefern unterscheiden sich die beiden Länder voneinander?
Ab und zu kommt schon ein wenig Heimweh auf. Es sind absolut verschiedene Kulturen, die sich kaum vergleichen lassen. Aber ich fühle mich sehr wohl hier in Kanada.
Wenn Sie träumen, dann eher auf Englisch oder doch Deutsch?
Deutsch ist meine erste Sprache, daher träume ich auch deutsch. (lacht)
2014 wurden Sie bereits in der 1. Runde an 3. Stelle gepickt. Damit sind Sie der höchste deutschsprachige Draft-Pick der NHL-Geschichte. Ist dies Motivation oder eher Bürde?
Es ist ein wenig von beidem. Ich bin zum einen sehr stolz darauf, weil Deutschland viele gute NHL-Spieler hatte. Zum anderen ist es auch eine Motivation, diesen Pick zu rechtfertigen und noch mehr zu erreichen.
In Nordamerika wird die Sportwelt noch mit ganz anderen Augen betrachtet als z.B. der Fußball in Deutschland. Es ist alles noch viel glamouröser und pompöser, es wird alle 2-3 Tage gespielt. Lenkt das alles zwischendurch schon mal vom Wesentlichen, dem Eishockey, ab?
Nein, mich persönlich wirft das nicht aus der Bahn. Natürlich ist der Sport hier riesig, aber man darf das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren.
Wie wichtig sind für Sie die Auftritte mit der deutschen Nationalmannschaft?
Sehr! Ich habe immer betont, dass die Nationalmannschaft bei mir einen hohen Stellenwert genießt.
Sie gehören zu den besten Spielern des Landes, sind allerdings auch erst 21 Jahre alt. Wie ist Ihre Rolle beim DEB-Team?
Ich möchte der Mannschaft helfen, wo ich kann. Welche Rolle ich dabei einnehme spielt keine Rolle.
Wer war/ist Ihr großes Vorbild? War es als gebürtiger Kölner sogar eventuell Uwe Krupp?
Als kleiner Junge waren meine Vorbilder Jaromir Jagr und Pavel Datsyuk. Aber auch mein Vater war in gewisser Art und Weise eine meiner Leitfiguren.
Insgesamt verdienen aktuell 7 Deutsche ihr Geld in der NHL. Wie ist der Kontakt zu den anderen Jungs? Tauscht man sich regelmäßig aus oder quatscht man nur kurz, wenn man aufeinandertrifft?
Es ist immer schön gegen andere Deutsche zu spielen. Nach dem Spiel trifft man sich noch einmal kurz und redet ein wenig miteinander. Schließlich kennen wir uns von der Nationalmannschaft ziemlich gut.
Was wäre ihre absolute NHL-Traummannschaft?
Das ist unmöglich zu beantworten. Aktuell sind es definitiv die Oilers. Schließlich fühle ich mich hier sehr wohl und möchte erst einmal hier bleiben.