Dominik Klein: Ikonen-Flucht beim THW Kiel
Dominik Klein: Ikonen-Flucht beim THW Kiel

Dominik Klein: Ikonen-Flucht beim THW Kiel

Das Denkmal des THW Kiel fängt an zu bröckeln. Nachdem im Sommer bereits mit Filip Jicha ein langjähriger Spieler und eine Vereinsikone den Klub verlassen hat, müssen die Norddeutschen nun den nächsten Transfer-Rückschlag hinnehmen. Dominik Klein, der dann insgesamt 10 Jahre für die Kieler auflief, wird den THW nach dem Saisonende in Richtung Frankreich verlassen. Die Gründe dafür sind nicht ausschließlich nur finanzieller Natur.

10 Meisterschaften in den letzten 11 Jahren – der THW Kiel war im vergangenen Jahrzehnt das Maß aller Dinge im deutschen Handball. Dazu gab es noch die Champions League-Siege 2007, 2010 und 2012. Trotz aller Erfolge müssen die Schwarz-Weißen aus dem hohen Norden immer wieder wichtige Spieler ziehen lassen. Im Sommer war es Filip Jicha, der nach einem Monster-Angebot des FC Barcelona nicht wiederstehen konnte und zum finanzkräftigeren Klub nach Spanien wechselte.

Mit Dominik Klein verkündete nun der nächste langjährige Spieler des THW seinen Abschied. Den Linksaußen zieht es zum FC Nantes nach Frankreich. Damit tauscht der 31-Jährige Meisterschaftskampf in Deutschland gegen Mittelmaß in Frankreich, denn der FC Nantes ist von der Tabellenführung derzeit meilenweit entfernt. Mit 13 Punkten und Platz 6 haben die Westfranzosen bereits 5 Zähler Rückstand auf die Übermacht Paris St. Germain.

In Nantes erhält Klein einen 2-Jahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison. Kiel hatte dem 2006 vom TV Großwallstadt verpflichteten Linksaußen jedoch nur ein Angebot über eine weitere Spielzeit gemacht. Somit entschied sich der 31-Jährige für die Vernunft. Anders als die Kollegen aus dem Profi-Fußball haben die meisten Handballer nach dem Karriereende nicht ausgesorgt. Somit ist es nur verständlich, dass sich Klein für das finanziell lukrativere Angebot entscheidet, obwohl er betont: „Ich habe meine besten Sportlerjahre in Kiel erlebt, und natürlich wird mein Herz weiter für diesen tollen Verein und seine Fans schlagen.“

Damit ist Klein nach Uwe Gensheimer (von den Rhein-Neckar Löwen zu Paris St. Germain) bereits der 2. deutsche Nationalspieler, der die Bundesliga nach der laufenden Saison in Richtung Frankreich verlässt. Alfred Gislason, Trainer des THW, hat die Gründe für die Star-Flucht aus Deutschland schon ausgemacht. „Es ist Wahnsinn, was wir hier in Deutschland treiben. Wir muten den Spielern Belastungen zu wie in keiner anderen Liga der Welt. Deshalb kommen immer weniger Stars nach Deutschland“, so Gislason gegenüber der Sport Bild.

Denn neben den höheren Gehältern ziehen auch die kürzeren Saisons die Spieler ins Ausland. So sind in der spanischen Liga, die in den letzten 11 Jahren 6 Mal den Champions League-Sieger stellte, nur 16 Teams aktiv. Noch extremer ist es in Frankreich. Dort spielen lediglich 14 Vereine in der Elite-Liga. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Gislason der deutschen Handball-Liga eine schwere Zukunft voraussagt: „Wenn wir so weitermachen, dann ist die HBL bald nicht mehr die beste, sondern nur noch die breiteste Liga der Welt.“ Eine Reduzierung der Bundesliga auf nur noch 16 Mannschaften wäre ein erster Schritt genau diese Spitzenspieler in Deutschland zu halten bzw. sie wieder dorthin zu holen.

Gislason
Sagt der deutschen Bundesliga keine rosige Zukunft voraus – Alfred Gislason
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