Bis auf die unsichere Wetterlage war für eine rote Jubiläumsparty im Ferrari-Land alles angerichtet. Sebastian Vettel ließ sich seinen Helm in den Farben der italienischen Flagge lackieren und schaltet öffentlich vermehrt auf Angriffs-Modus. Mittlerweile weiß er, den Ton der Tifosi recht genau zu treffen. Für den Großen Preis von Italien am Sonntag (ab 14:00 Uhr) hat Vettel una missione: Den Durst nach einem Heimsieg in Monza stillen.
7 Jahre ist jener Triumph von Fernando Alonso (inzwischen McLaren) im roten Renner her – für Ferrari-Verhältnisse in der Formel 1 quasi eine halbe Ewigkeit. Umso mehr setzen die Anhänger im motorsportverrückten Italien zum 70. Geburtstag der Traditionsmarke berechtigte Hoffnungen in den Mann, der mit 7 Punkten Vorsprung als WM-Führender nach Monza kommt und sich durch die langfristige Vertragsverlängerung zur Scuderia bekennt.
180.000 Tifosi dursten nach Vettel-Triumph
Selbst ohne Bestzeit im Training brachte Sebastian Vettel hunderttausende Ferrari-Fans schon ordentlich in Feierstimmung. Jeder kann sich ausmalen, was passiert, wenn der 4-malige Champion am Sonntag die Silberpfeile schlägt und welchen Schub ihm der 5. Saisonsieg (Quote 5.00) für die ausstehenden 7 Rennen verleiht.
Um im königlichen Park nördlich von Mailand zu jubeln, benötigt man in der Regel 3 Dinge: Speed, Speed und nochmals Speed! Die meiste Motoren-Power unter der Haube haben – noch immer – die Silberpfeile. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, bei einer Quote von 1.45 am Sonntag leicht favorisiert, startete in Belgien siegreich aus der Sommerpause.
„Ich sehe Sebastian die ganze Zeit strahlen und will, dass sein Lächeln verschwindet“, sendet der Brite eine klare Botschaft. Vettel zerrt dagegen Kraft aus dem Wissen, auch auf den Highspeed-Strecken mithalten zu können. Zu einem mitentscheidenden Faktor in der aktuellen Phase der Saison entwickeln sich Qualifying-Duelle. Nach dem Chaos-QF von Monza führt Hamilton im direkten Pole-Vergleich 8:2. „Bleibt es am Sonntag trocken, kann man hier sehr gut überholen. Es sollte ein spaßiges Rennen werden“, meint Vettel.

Best of the Rest: Force India erster Anwärter
Keine Gefahr droht den beiden Top-Teams beim 13. WM-Lauf, gleichzeitig der letzte in Europa, von Red Bull Racing. Als zu groß erweisen sich PS-Defizite der Österreicher auf dem Kurs, wo die Fahrer pro Runde über 80 Prozent das Gaspedal durchdrücken. Nach der Strafversetzung für Max Verstappen und Daniel Ricciardo (an beiden Autos musste die Antriebseinheit gewechselt werden) im Qualifying bahnt sich am Renn-Sonntag ein Dilemma an.
Nutzt Force India es aus und streicht Big Points ein? In der Konstrukteurswertung könnte das Mercedes-Kundenteam (103 Punkte) einiges an Boden auf die Roten Bullen (199) gutmachen. Beim Italien-GP 2012 hatte es Sergio Pérez sogar als 2. auf das Podium geschafft. Der Mexikaner und sein Teamkollege Esteban Ocon machten in den letzten Wochen eher Schlagzeilen als Streithähne. Quote 1.70, wenn das Duo in den Punkterängen landet.