Um die 53 Runden im französischen Le Castellet auf den Punkt zu bringen, reichte Max Verstappen ein Wort. „Einsam“, nannte der Niederländer diesen, seinen 89. Grand Prix. Ergebnis: Platz 4 weit hinter dem Top-Trio (Hamilton/Bottas/Leclerc) und noch viel weiter vor den Plätzen 5 bis 10, wo sich in der Königsklasse des Motorsports anno 2019 noch die größte Action abspielt. Genau das wurmt – unabhängig von der Platzierung – wohl keinen Piloten mehr als den gereiften, aber keinen Deut weniger aggressiven Youngster.
Nach einem guten Start hatte Verstappen seinen RB15-Renner in der ersten Kurve neben Charles Leclerc gesetzt. Ferrari und Red Bull fast Rad an Rad – Leclerc zog dem Vorjahreszweiten davon und war danach nicht mehr gesehen. Und sein Teamkollege? Dass Pierre Gasly noch vor den technischen Problemen, die den Franzosen auf Rang 10 zurückwarfen, von Lewis Hamilton überrundet wurde, bedarf keiner ausführenden Worte.
Honda-Upgrade vor Heimrennen verpufft
Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres hatten die Roten Bullen dank Daniel Ricciardo (jetzt Renault) bereits 2 Siege auf dem Konto. Anschließend nahm Verstappen beim Heimspiel auf dem Red Bull-Ring die Ferraris auf die Hörner. Wer nun seine nachträglichen Speed-Werte aus Frankreich ließt, der glaubt weder an eine Wiederholung am Sonntag noch an 4 weitere Siege für die Österreicher in den folgenden 12 Rennen.
325,3 Km/h wurden bei Max Verstappen am zurückliegenden Wochenende gemessen – Platz 16! Trotz Motor-Update liegt Red Bull Racing mit Honda derzeit 15 km/h hinter der Spitze. Den umtriebigen Japanern mag man zuzutrauen, über die Sommerpause noch an der PS-Schraube zu drehen. Die 2. große Schwachstelle der Roten Bullen ist wiederum nicht von technischer Natur: Hier geht um die Performance von Pierre Gasly.
Pierre Gasly: Der Welpenschutz bröckelt
Wo Daniel Ricciardo auf Strecken wie China und Monaco Siege feierte, bleibt sein vom Schwesternteam Toro Rosso beförderter Nachfolger mit den Plätzen 5/6 unter den Möglichkeiten des Autos. Im Qualifying-Duell (alle Formel 1-Wetten) mit Max Verstappen liegt er 1:7 hinten. Noch weit aus beängstigender: Im Rennen lag der Franzose nur in 3% (!) aller gefahrenen Runden vor seinem Teamkollegen.
Von Verstappen und dem zu Renault abgewanderten Ricciardo ist bekannt, dass sie nie gute Teamkollegen waren – und wohl nie geworden wären! Dafür haben sich beide Piloten stets gegenseitig gepusht und dem Team auch taktisch viele Möglichkeiten gegeben. 2019 gleicht die Lage bei Red Bull Racing einer (niederländischen) One Man-Show. Geht diese in der 2. Saisonhälfte weiter, dürfte Verstappen nicht über 2 Siege hinauskommen und der Welpenschutz, den Pierre Gasly in seiner 2. kompletten Formel 1-Saison noch genießt, auch bald aufgebraucht sein.