Unerhörter Hilfeschrei: 4 Fragen und Antworten zur Zukunft der DEL
Unerhörter Hilfeschrei: 4 Fragen und Antworten zur Zukunft der DEL

Unerhörter Hilfeschrei: 4 Fragen und Antworten zur Zukunft der DEL

Für Außenstehende ist das Bild, das Eishockey-Deutschland in diesen Tagen abgibt, wohl nur schwer zu begreifen. Auf der einen Seite hört man Lobeshymnen auf die Nachwuchsarbeit, die mit Leon Draisaitl unlängst einen deutschen MVP in der NHL hervorgebracht hat. Die andere Seite der Medaille betreffen die heimische DEL und die Frage, wie lange sie noch existiert?

Als Mitte März das Coronavirus die (Sport)-Welt in den Klammergriff genommen hatte, verlor die DEL keine Zeit und stellte ihre eigenen Interessen in den Hintergrund. Geisterspiele? Anders als in der Fußball-Bundesliga nie eine Option! Playoffs? Gecancelt! Und das alles ohne zaudern und Misstöne von Seiten der Klubs. Ein gutes halbes Jahr später haben andere Hallensportarten (Basketball, Handball) den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Nur auf dem Eis herrscht unentwegt Stillstand. Nachdem auch der 2. Termin für den Saisonstart (13. November) nicht mehr zu halten war, greift die bwin Redaktion die aufkommenden Fragen auf:

Was bedeutet die erneute Absage bzw. Verschiebung des DEL Saisonstarts?

Die DEL erlebt die vielleicht dunkelsten Stunden seit ihrer Gründung (1994). Bis zuletzt hoffte man auf Hilfe der Bundesregierung. Das von Liga-Boss Gernot Tripcke gestellte Ultimatum, verbunden mit einer höheren Hallenauslastung oder einer Finanzspritze in Höhe von 60 Mio. €, wird vereinzelt als Niederlage für den Rechtsanwalt gewertet. Eine Generalabsage der Saison 2020/21 schließt Tripcke kategorisch aus. Die zweite Dezember-Hälfte gilt als neuer Fahrplan, der für die Fans ein zähneknirschendes Manko mit sich bringt: Der bewährte Modus aus einer Hauptrunde (52 Spieltage) und Playoff-Serien im Best-of-7-Modus müsste verändert werden!

Unter welchen Bedingungen könnte Stand jetzt gestartet werden?

Abhängig vom 7-Tage Inzidenzwert sehen die aktuellen Coronaschutz-Bestimmungen sehen eine Zuschauer-Kapazität von 20% vor. Nur 3 Teams (EHC Red Bull München, Grizzlys Wolfsburg, Fischtown Pinguins) haben sich für einen Saisonstart unter diesen Bedingungen ausgesprochen. Der Rest der Liga lässt seine Spieler weiter in Kurzarbeit und lebt mit dem ständigen Risiko, dass diese in ausländische Ligen abwandern. Geht die Saison los, wären 75% des regulären Gehalts fällig. Auf 25% verzichteten die Spieler freiwillig.

Warum sind die 14 Klubs von den Zuschauer-Einnahmen abhängig?

Mit der Telekom hat die DEL seit der Saison 2016/17 einen festen TV-Partner. Anders als der milliardenschwere TV-Deal in der Fußball-Bundesliga belaufen sich die Einnahmen jedoch nur auf etwa 200.000 Euro pro Klub. Mit im Schnitt 6500 Zuschauern pro Partie ist die DEL dafür die zweitbeliebteste Teamsportliga – weit vor Basketball und Handball! Folglich wird 80% des Umsatzes durch Ticketverkäufe und weitere Einnahmen am Spieltag generiert.

Wie gehen andere Eishockey-Ligen mit der Corona-Krise um?

Die Blicke von Gernot Tripcke und Co. gehen neidisch in die beiden deutschen Nachbarländer. In der Schweizer National League gilt eine 2/3-Auslastung der Arenen. Auch in Österreich fliegt der Puck seit Ende September wieder. Zwar mit maximal 1.500 Zuschauern pro Partie, aber auch einer Art Vollkaskoversicherung. Finden Spiele Corona-bedingt doch ohne Fans statt, kommt die Regierung für die Kosten auf.

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