Wir treffen uns wie immer, selber Ort, selbe Zeit! Klingt nach Street-Hockey, gemeint ist aber das Endspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft. Im 2. Jahr hintereinander machen der EHC Red Bull München und die Grizzlys Wolfsburg zwischen dem 9. und 21. April den Titel unter sich aus. Unsere Vorschau samt Infografik zum 23. DEL-Finale läutet die Hochphase für die hiesigen Kufencracks ein:
Es war der 22. April 2016, als die „Roten Bullen“ in mehrfacher Hinsicht Geschichte schrieben. Die Münchner holten durch ein glattes 4:0 in der Best-of-seven-Serie gegen Wolfsburg erstmals den silbernen Meisterpokal – ein historischer Sweep (übersetzt: fegen oder wegwischen) nach amerikanischer Eishockey-Sprache.
Am Sonntag (ab 16:45 Uhr) geht es mit Spiel 1 in der Olympia-Eishalle wieder neu los. Die allgegenwärtige Frage vor der taufrischen Neuauflage: Spaziert der Meister zum 2. Titel, oder leisten die Niedersachsen bei ihrer 3. Teilnahme an einem DEL-Finale mehr Gegenwehr?
Don Jackson und München wollen Ära einleiten
Schon im Vorjahr wurde die Finalpaarung als „El Plastico“ belächelt. Die Grizzlys, erst seit 2007 durchgängig in der DEL dabei, weisen den schwächsten Zuschauerschnitt aller Teams auf. Mit München verhält es sich wie beim ebenso von Red Bull gesponserten Fußball-Bundesligisten RB Leipzig: Extrem erfolgreich, aber unbeliebt! Rein sportlich erwartet die Zuschauer eine Finalserie der Superlative mit ähnlichen Vorzeichen.
Auf dem Weg zur Titelverteidigung hält das Team von Erfolgscoach Don Jackson viele Trümpfe in der Hand. Der torgefährlichste Angriff der Hauptrunde mit 4 kraftvoll besetzten Reihen (188 Tore) und ein herausragendes Penalty Killing geben den Ausschlag für die Favoritenstellung im Auftaktspiel (1.72). In 32 Unterzahlsituationen gab es nur ein einziges Gegentor. Dazu trifft die aggressive Abwehr, um den zum Verteidiger des Jahres gewählten Konrad Abeltshauser (5 Scorerpunkte), auch gerne selbst von der blauen Linie.
Bei einer Titelquote von 1.36 kann Don Jackson schon mal einen Platz in seinem üppig gefüllten Trophäenschrank frei räumen. Der 2-malige Stanley Cup-Sieger triumphierte als Cheftrainer in 6 von 7 DEL-Endspielen. Mit den „Roten Bullen“ möchte der 46-Jährige erstmals seit seiner Zeit bei den Eisbären Berlin den Titel verteidigen. Die Hauptstädter fuhren unter Jackson gleich 5 Meisterschaften (2008, 2009, 2011, 2012, 2013) ein.
Aus den Birken und Brückmann: Goalies im Blickpunkt
Auch ohne Titelgewinn ist die Entwicklung beim Gegner aus Wolfsburg von erstaunlichen Zahlen geprägt. 9 Mal in Folge erreichten die Grizzlys (in diesem Jahr als 5. der Hauptrunde) die Playoffs. Pavel Gross – 2008 als Co-Trainer gekommen und 2 Jahre später zum Head Coach befördert – sowie Manager Karl-Heinz „Charly“ Fliegauf bauten mit geringerem Etat ein Team auf, das 2011 und 2016 das Endspiel erreichte.
Der Makel: Sowohl im letztjährigen DEL-Finale als auch beim 0:3 gegen Jacksons Berliner (2011 wurde noch im Best-of-Five-Modus gespielt) blieben die Mannen von Taktik-Genie Gross chancenlos. Besteigen die Niedersachsen im 3. Anlauf den Eishockey-Thron? Quote 3.00. Eine wichtige Rolle in der Serie gegen München spielt die Fitness. Den Wolfsburger Spielern stecken nach den Playoffs 4 Partien mehr in den Knochen.
Vor allem im Viertelfinale gegen die Kölner Haie (4:3) mussten sich die Niedersachsen über die volle Distanz mächtig abrackern. Aus dem Kollektiv sticht Torhüter Felix Brückmann leicht heraus. Der 26-Jährige hat sich zum Nationalkeeper entwickelt und hielt in 13 Playoff-Partien 3 Mal sein Tor sauber. Seine Fangquote (93,5% bei 385 Schüssen) wird lediglich von Münchens Danny aus den Birken (95%) übertroffen. Halten die beiden Goalies ihre Form, dürfte es eine umkämpftere Finalserie als im April 2016 geben.