Undisputed! Ein Wort, das jahrelang in der Königsklasse des Boxens umhergeistert. Nur mit dem Aussprechen hapert es. Viele Chancen, den ersten umumstrittenen Weltmeister im Schwergewicht seit über 20 Jahren zu krönen, ließen Verbände, Kämpfer und deren Promoter mir nichts dir nichts verstreichen. Nur dank saudischer Millionen-Spritze stehen für 2024 doch noch alle Planeten in der richtigen Reihenfolge. Sprich: Tyson Fury vs. Oleksandr Usyk als Kampf des Jahrhunderts!
1) Um welche WM-Titel kämpfen Fury und Usyk am 17. Februar?
Alle fünf! Als amtierender Weltmeister nach Version des WBC geht Tyson Fury in den Kampf (alle Boxen Wetten), während sein Konkurrent die Gürtel der übrigen Verbände (WBA, WBO, IBF, IBO) hält. Der Sieger von Fury vs. Usyk steigt damit zum Undisputed Champion, dem Meister aller Klassen auf.
2) Warum gibt es seit über 20 Jahre keinen unumstrittenen Weltmeister im Schwergewicht?
Mit Lennox Lewis stammt der letzte Undisputed Champion noch aus der 3 Gürtel-Ära. In 2 epischen Vereinigungskämpfen über 24 (!) Runden gegen Evander Holyfield schnappte sich der Brite alle Titel. Nach der Jahrtausendwende war die Klitschko-Dynastie gewissermaßen Fluch und Segen. Die Brüder Wladimir (19 Titelverteidigungen) und Vitali (13 Titelverteidigungen) teilten die Gürtel untereinander auf, ohne selbst als Gegner in den Ring zu steigen.
3) Wie verlief das erste Face-Off?
Pressekonferenz in London, Auftritt Sylvester Stallone! Freilich hätte es den „Rocky“-Darsteller als Stargast gar nicht gebraucht, wenn Fury seine „Gipsy King“-Show auffährt. Verbal teilte der WBC-Champion nach Belieben aus. „Du wirst ausgeknockt, kleine Wurst. Renn weg Hase, renn, renn, renn“, riet der 35-Jährige dem Ukrainer, der nicht kontern wollte – oder mit gebrochenem Englisch nicht konnte. Die anschließende Kopf-an-Kopf-Gegenüberstellung trieb die Stimmung auf den Siedepunkt. Die Bodyguards gingen dazwischen.
4) Wie hoch ist die Kampfbörse bei Fury vs. Usyk?
Wer nach den Regeln der saudischen Königsfamilie spielt, wird mit einem maximalen Payday belohnt. Konkret: Fury-Promoter Bob Arum spricht von einer Gage im 3-stelligen Millionenbereich für seinen Kämpfer. Die Gage für Oleksandr Usyk liegt noch mal über dem Betrag, den er einst für das Joshua-Rematch (ca. 50 Mio. US-Dollar) in Dschidda eingestrichen hatte.
5) Warum steigt der Kampf nicht schon Ende 2023?
Lange stand der 23. Dezember für den Undisputed-Fight Raum. Im Zuge der Verhandlungen um eine Rematch-Klausel sowie dem – nennen wir es mal – fürstlich bezahlten Showkampf gegen Francis Ngannou war der Termin am Ende nicht zu halten. Gezeichnet von einigen Treffern und einem Cut am Auge, stieg der siegreiche „Gipsy King“ gegen den Box-Novizen aus dem Ring. Mehr noch: Es wirkte wie eine Flucht vor Hohn und Spott.
6) In wie weit verschiebt sich Favoritenrolle nach dem Fast-Debakel bei Fury vs. Ngannou?
Allenfalls minimal! Launische Auftritte, die gerade so zum Sieg reichen, liegen in der Natur des „Gipsy Kings“. Hier sei nur an den mühevollen Punktsieg über Otto Wallin mit einer anschließenden 180 Grad-Drehung in der Wider-Trilogie erinnert. Ob und wie schnell Tyson Fury mit einem flinken Rechtsausleger zurecht kommen wird, der aus unterschiedlichsten Winkeln attackiert, wird sich zeigen. Die physischen Nachteile von Oleksandr Usyk gegenüber dem 2,06 Meter-Koloss mit riesiger Reichweite sind jedoch der größere Contra-Punkt.