Mit einer makellosen Bilanz (22-0) dampfte der AJ-Hypetrain in den USA ein. Im Madison Square Garden war er zum Stillstand gekommen – zumindest vorerst! Die überraschende Niederlage gegen Ruiz wirft nun sämtliche Pläne für Big Fights (Deontay Wilder, Oleksandr Usyk) in naher Zukunft über den Haufen. Joshuas nächste Kämpfe und Termine in der Übersicht.
Die Gegner von Anthony Joshua im Jahr 2018 und 2019:
31. März 2018: Joseph Parker (IBF/WBA/WBO/IBO-Titelvereinigung) – Punktsieg (Einstimmig/12 Runden)
22. September 2018: Alexander Povetkin (IBF/WBA/WBO/IBO-Titelverteidigung) – K.o-Sieg (7. Runde)
1. Juni 2019: Andy Ruiz Jr. (IBF/WBA/WBO/IBO-Titelverteidigung) – K.o-Niederlage (7. Runde)
7. Dezember 2019: Andy Ruiz Jr. – Punktsieg (Einstimmig/12 Runden)
Joshua vs. Ruiz: Revanche in der Wüste
Zum Jahresende greift die im Vertrag mit Andy Ruiz Jr. verankerte Rückkampf-Klausel, wobei sich beide Lager den ersten Clinch bereits außerhalb des Rings geliefert hatten. Der Streitpunkt? Zur Abwechslung mal nicht (direkt) das liebe Geld, sondern der Schauplatz. Erst Saudi-Arabien, kurzzeitig war das Millennium Stadium (Wales) in der Verlosung und am Ende wurde es doch der Wüstenstaat. Die Scheichs wussten die Gewissensbisse des neuen Weltmeisters zu zerstreuen und preisen Joshua vs. Ruiz 2 nun als „Clash of the Dunes“ an.
Dass ein derart bedeutender Fight im Schwergewicht weder in der Heimat eines der beiden Kämpfer noch in den amerikanischen Box-Mekkas (New York, Las Vegas) steigt, erinnert an das legendäre „Rumble in the Jungle“ in Kinshasa zwischen Muhammad Ali und George Foreman. Viele Fans auf der Insel fühlen sich von Joshua und seinem mächtigen Promoter Eddie Hearn vor den Kopf gestoßen.
Ob der britische Model-Athlet wiederum sportlich die richtigen Schlüsse aus der Niederlage gezogen hat, zeigt sich am 7. Dezember. Ruiz surft seitdem auf einer nicht abreißenden Welle der Popularität. Der Mann mit Vorliebe für Snickers-Riegel und noch größerem Kämpferherz sprach bei der ersten PK davon, noch mehrere Jahre der Champion zu bleiben.
Auf wem der größere Druck lastet, machte AJ-Promoter Eddie Hearn bereits im Juni deutlich. Sein Schützling stehe vor einem Must-Win-Fight. Will heißen: Erobert Anthony Joshua die verlorenen Titel nicht zurück, muss er zusehen wie Ruiz, Wilder sowie der als „lineal Champion“ geführte Tyson Fury (28-0-1) das Erbe von Lennox Lewis, dem letzten unumstrittenen Schwergewichts-Weltmeister, unter sich ausmachen.