2015 war es ein größtenteils gelungenes Experiment, nun kommt die Basketball EM ein für alle Mal im kontinentalen Zeitalter an. 24 Teams – verteilt auf 4 Gruppen in Finnland, Israel, Türkei und Rumänien – kämpfen ab Donnerstag um den Europameister-Titel. Die verjüngte DBB-Auswahl startet unserer Meinung nach als Außenseiter mit Überraschungspotenzial ins Turnier.
Mit 2 NBA-Spielern, Dennis Schröder sowie Neuling Daniel Theis, ist die deutsche Auswahl in die israelische Hauptstadt Tel Aviv gereist. Fehlt da nicht jemand? Richtig: Unsere Basketball-Ikone Dirk Nowitzki. Sein Rücktritt aus dem Nationalteam hinterlässt eine Lücke, von der man erst bei diesem EM sagen kann, wie groß sie wirklich wird. Bundestrainer Chris Fleming scheut nicht vor ambitionierten Zielen. Doch das Turnier steht aus DBB-Sicht unter dem Motto Generationswechsel.
Hoffnungsträger Schröder: Nie war er wichtiger
Nach der Ära Nowitzki schlüpft mit Dennis Schröder ein Spieler in die Anführer-Rolle, der selbst erst 23 Jahre jung ist. „Ich möchte das fortführen, was Dirk begonnen hat. Wir haben eine gute Generation mit starken Spielern“, sagt der gebürtige Braunschweiger von den Atlanta Hawks. In 4 NBA-Jahren entwickelte er zu einem der besten jungen Spielmacher der Eastern Confrence, ist aus Atlantas Starting Five kaum wegzudenken.

Die Dynamik, die der Überflieger der Hawks dem deutschen Spiel in dieser Form verleiht, macht viel aus. Seine enorm selbstbewusste Art legen ihm Kritiker aber hin und wieder als Arroganz aus. Für Dennis Schröder geht es also nicht nur darum, an seine Leistungen aus der zurückliegenden Saison bei den Hawks (17,9 Punkte und 6,3 Assists pro Spiel) anzuknüpfen. Er muss dirigieren – auf und neben dem Parkett!
Dann wiegt auch der Wegfall eines Paul Zipser nicht ganz so schwer. Der Small Forward, seit 2016 bei den Chicago Bulls unter Vertrag, sagte seine Teilnahme ab. Nowitzki Teamkollegen Maximilian Kleber (Dallas Mavericks) steht Bundestrainer Fleming bei der Basketball EM ebenfalls nicht zur Verfügung.
Auftakt gegen Ukraine – Schlüsselduell mit Italien
Für Schröder und Co. wird es am Donnerstag (ab 15:45 Uhr) ernst. Litauen, Italien, Israel, Georgien und Ukraine lauten die Gegner in der Gruppe B. Quote 1.26, wenn das DBB-Team mit einem Sieg über die Ukraine in das Turnier startet. Ein wegweisendes Duell mit Blick auf das Weiterkommen stellt die Partie gegen die Italiener (5.9.) da. Nach dem knappen 82:89 vor heimischem Publikum bei der EM 2015 ist noch eine Rechnung offen.
Im letzen Spiel wartet dann der Gruppenfavorit aus Litauen. In dem baltischen Staat gilt Basketball Volkssport Nummer 1. Bewährt sich das Fleming-Team in den ersten 5 Begegnungen, geht es aus dem heiligen Land zur K.O.-Phase nach Istanbul. Der Sprung unter die Top 16 (Quote: 1.45) erscheint realistisch. Für die Viertelfinale (6.00) seit 2007 müsste sich die DDB-Auswahl mächtig strecken.
Vor dem nächsten großen Wurf bei dieser Basketball EM steht Spanien. Wie einst die Fußball-Nationalelf zwischen 2008 und 2012 haben die Iberer, die in der Gruppe C (Tschechien, Kroatien, Ungarn, Montenegro und Gastgeber Rumänien) antreten, eine goldene Generation aufgebaut. Das Team um die NBA-Brüder Pau und Marc Gasol räumte bei den letzten 4 Europameisterschaften 3 Mal den Titel ab. Für den erneuten Triumph (Quote: 2.50) spricht auch die Stärke der heimischen Liga, die am ehesten an das amerikanische Niveau herankommt. In der ACB ist mit Robin Benzing ein Spieler der deutschen Starting Five aktiv.