Am Freitag beginnt die 12. Handball-Europameisterschaft. Gastgeber ist Polen. Nach der verpassten Qualifikation zur EM 2014 ist Deutschland in diesem Jahr wieder vertreten. Zu den Favoriten gehört die Mannschaft von Dagur Sigurdsson bei weitem nicht. Die großen Titelaspiranten sind andere. Unser Überblick für das Turnier.
Seit 1994 wird im 2-Jahres-Rhythmus die Europameisterschaft im Handball ausgetragen. Zu Beginn kämpften lediglich 12 Länder um Europas Handballkrone. Seit 2002 ist das Teilnehmerfeld auf 16 Mannschaften angewachsen. Grundlage für eine Teilnahme ist eine erfolgreiche Qualifikation. Ausrichter des Turniers ist die Europäischen Handballföderation (EHF).
In diesem Jahr sind alle bisherigen Titelträger im Turnier vertreten. Rekordweltmeister Schweden (4 Siege), Titelverteidiger Frankreich (3), Mitfavorit Dänemark (2) sowie Deutschland (1) und Russland (1) haben die Qualifikation erfolgreich überstanden.
In 4 Vierer-Gruppen treten die 16 Mannschaften gegeneinander an. Die 3 besten aus jeder Gruppe schaffen den Sprung in die Hauptrunde. Dort werden wiederum 2 Gruppen, bestehend aus 6 Mannschaften, gebildet. Allerdings spielt nicht jeder gegen jeden, sondern die Ergebnisse aus den Vorrundenspielen werden in die Hauptrunde mitgenommen und verrechnet. Aus jeder Gruppe qualifizieren sich dann die Plätze 1 und 2 für das Halbfinale und die Sieger daraus für das Endspiel. Insgesamt gibt es bis zum Turnierende am 31. Januar 48 Spiele.
Deutschland zählt in diesem Jahr – mal wieder nicht – zu den Favoriten. Seit dem Titelgewinn 2004 schaffte das DHB-Team nicht mehr den Sprung unter die besten 3. Die letzten Platzierungen (5., 4., 10. und 7.) spiegeln die Leistungsfähigkeit der deutschen Handballer sehr gut wieder. Die Nicht-Qualifikation für die Europameisterschaft 2014 in Dänemark war der vorläufige Tiefpunkt der Handball-Entwicklung in Deutschland. Mit der Titelvergabe wird die DHB-Truppe in diesem Jahr nichts zu tun haben. Ziel der jungen deutschen Mannschaft muss es sein, die Leistung der letzten WM in Katar (Platz 7) zu bestätigen.
Aber das wird kein leichtes Unterfangen. Mit Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Patrick Wiencek, Michael Allendorf und Paul Drux fallen gleich 5 Stammspieler für das Turnier aus. Dazu hat Deutschland mit Spanien, Schweden und Slowenien eine Hammergruppe erwischt. Viel wird vom Auftaktspiel gegen Spanien abhängen (Hier geht es zum Vorbericht). Eine deutliche Niederlage zu Turnierbeginn könnte dem unerfahrenen Team bereits jegliches Selbstbewusstsein nehmen, was Trainer Sigurdsson mit seinem unerschrockenen Optimismus gegen alle Widerstände aufgebaut hat.
Großer Titelaspirant ist der amtierende Welt-, Europameister und Olympiasieger Frankreich (2.65 Gesamtsieg-Quote) Seit 2012 hat die Grande Nation jeden Titel im Welthandball gewonnen. Das Team um Superstar Nikola Karabatic gilt es zu schlagen. Dank ihrer individuellen Klasse können selbst einige Verletzungsprobleme (William Accambray, Jerome Fernandez) aufgefangen werden.
Gastgeber Polen (7.50) wird bei dieser EM ebenfalls hoch gehandelt. Der Heimvorteil ist eine nicht zu unterschätzen. Das vom Deutschen Michael Biegler trainierte Team hat einige hervorragende Spieler in seinen Reihen und zeigte bereits bei der WM in Katar 2015 (Platz 3), dass es zur Weltelite gehört. Dänemark (5.25) und Spanien (4.50) komplettieren den Favoritenkreis.
Das Turnier wird in 4 Städten ausgetragen. Krakau, Katowitz, Breslau und Danzig öffnen ihre Hallen für die Handball-Fans. 15.000 Zuschauer finden in Krakau Platz, der größten Halle der EM. Hier findet auch das Finale und das Eröffnungsspiel statt. Frankreich gegen Mazedonien lautet die erste Paarung des Turniers. Deutschland spielt seine sämtlichen Gruppenspiele in Breslau und müsste erst bei einem möglichen Weiterkommen den Spielort wechseln.