Einst belächelt, haben sich die Samurai Blue aus Japan mit ihrer 6. WM-Teilnahme in Folge zu einer Konstante im Weltfußball entwickelt. Japan profitiert dabei von der Klasse seiner aktuellen oder ehemaligen Bundesligaprofis.
In weißen T-Shirts mit einem regelrechten Zahlensalat zu den bisherigen WM-Teilnahmen seit 1998 posierten die japanischen Spieler gemeinsam mit ihrem bosnischen Trainer Vahid Halilhodzic nach dem 2:0-Erfolg im Qualifikationsspiel gegen Australien in Saitama am vergangenen Donnerstag stolz für die Fotografen. Schon vor dem letzten Spiel gegen Saudi-Arabien am heutigen Dienstag hatte man in der Endrundengruppe B in Asien die 6. WM-Teilnahme in Serie perfekt gemacht.
Folgt 2018 das nächste japanische Heldenstück?
Für den Bosnier Halilhodzic, der 2014 mit Algerien und 2010 mit der Elfenbeinküste schon 2 Teams zur WM geführt hatte, fast ein Heldenepos. „Wir spielten gegen einen qualitativ hochwertigen Gegner heldenhaft“, erklärte der 65-Jährige. Warum auch nicht? Bei der WM-Premiere 1998 in Frankreich noch müde belächelt, hat sich der Co-Gastgeber von 2002 stetig zu einer festen Größe bei der Endrunde entwickelt. Japans Fußball zeigt sich lernfähig. Man profitiert von der guten Ausbildung, der vorbildlichen Disziplin und der Auslands-Erfahrung seiner Nationalspieler.
Bundesliga-Profis bilden das Herzstück des Teams
Mit Takuma Asano vom VfB Stuttgart als Torschütze zeichnete auch ein Bundesliga-Legionär bei den Samurai Blue für diesen Erfolg verantwortlich. Die Fraktion aus aktuellen und ehemaligen Profis aus der deutschen Fußball-Eliteliga trägt Japans Team. 17 Tore erzielten die Japaner in 9 Quali-Spielen – und liegen damit vor Verfolger Saudi-Arabien und den derzeit auf Platz 3 rangierenden Socceroos aus Australien. Kopf des Teams ist der Wahl-Frankfurter Makoto Hasebe. Der Kapitän und zentrale Mittelfeldspieler preist die neuerliche WM-Teilnahme als „gemeinsame Leistung“ und macht klar, dass es in Japan nur über das Kollektiv gehen kann. Zu viel Star-Kult, das zeigte das Beispiel von Fußball-Idol Shunsuke Nakamura 2010 bei der WM in Südafrika, erwies sich als kontraproduktiv.
Viel eher verlässt sich Halilhodzic auf einen Verbund aus Profis, die allesamt in Europa Erfahrung sammeln konnten. Neben Hasebe sind dies Gotoku Sakai vom HSV, Yuto Nagatomo von Inter Mailand und natürlich der unumstrittene Superstar, Shinji Kagawa von Borussia Dortmund. Dazu kommen im Mittelfeld mit dem Ex-Frankfurter Takashi Inui, jetzt Eibar, und dem inzwischen für Cerezo Osaka spielenden, ehemaligen Nürnberger Hiroshi Kiyotake zwei frühere Bundesligaspieler.
Harguchi und Kiyotake glänzen als Top-Vorbereiter
Im offensiven 4-3-3-System von Halilhodzic erwies sich der für Hertha BSC stürmende Genki Haraguchi mit 4 Quali-Treffern als bester Angreifer. Shinji Okazaki, bei Leicester City als englischer Meister von 2016 in Japan zum absoluten Helden geworden, kommt die Mittelstürmerrolle zu. Der beste Vorbereiter der erfolgreichen Qualifikationskampagne neben Kiyotake ist mit 3 Assists Hiroki Sakai von Olympique Marseille.
Makoto Hasebe (re., hier im WM-Qualifikationsspiel in Australien) führte Japan als Kapitän zur Endrunde nach Russland.