Er war einer der Helden der EURO 2016, obwohl er keine Minute spielte: Nordirlands Stürmer Will Grigg. Am Freitagabend folgte Nationalcoach Michael O‘ Neill den Endlos-Gesängen der Fans, brachte den unfreiwilligen Chartstürmer erstmals seit Mai wieder ins Spiel. Eine Belohnung für den Knipser aus der 2. englischen Liga.
Belfast, 11. November 2016, 21:46 Uhr. Beim Spielstand von 2:0 im WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan (Endstand: 4:0) brach im Windsor Park orkanartiger Jubel los.
Was war passiert? Im Prinzip nicht viel. Nordirland-Coach Michael O‘ Neill tätigte eine Auswechslung. Es war aber nicht irgendein Wechsel, sondern der, den die nordirischen Fans schon im Sommer bei der EURO in Frankreich regelrecht herbeigesungen hatten. Will Grigg kam für den gesetzten Stürmer Kyle Lafferty ins Spiel. Dazwischen lagen 8 Länderspiele, von den Grigg 5 als Bankdrücker verfolgen musste.
Grigg darf stürmen – endlich wurden die Fans erhört
„Will Grigg’s on fire“ (Dt.: ,,Will Grigg brennt“) hatten die Fans am Freitagabend, aber auch im Sommer ihrem Coach immer wieder gesanglich signalisiert. Doch O‘ Neill brachte Grigg im EM-Turnier keine einzige Minute. Beim WM-Quali-Spiel gegen Deutschland im Oktober (0:2) war er aus familiären Gründen nicht im Kader.
Eigentlich schade. Zwar kommt der Kult-Stürmer, dessen von Wigan-Fan Sean Kennedy getexteter und u. a. vom Duo Blonde interpretierter Fan-Song – angelehnt an den Dancefloor-Hit Freed from Desire von Gala – bis auf Platz 7 der britischen Download-Charts hochschoss, in 8 Länderspielen für „Norn Iron“ nur auf 1 Länderspieltor, doch für einen Klub Wigan Athletic ist der Mittelstürmer eine Art Lebensversicherung.
Alle 200 Minuten ein Tor
Vom Retortenklub Milton Keynes 2015 nach Wigan gewechselt, schoss er den in Liga 3 abgestürzten FA Cup-Sieger von 2013 mit 25 Toren in 40 Spielen in die 2. Liga – und wurde Torschützenkönig. In der Championship Division traf Grigg in dieser Saison in 16 Spielen 5 Mal, das sind im Schnitt 200 Minuten pro Tor. Wettbewerbsübergreifend gelangen Grigg für die „Latics“ in 60 Pflichtspieleinsätzen seit seiner Ankunft im Nordwesten Englands bisher 34 Tore. Noch besser war die Quote des Chart-Stürmers bei den MK Dons, wo er 2014/2015 nur für eine Saison unter Vertrag stand: 22 Treffer in 50 Pflichtspielen.
Passsicher und gefährlich bei Kontern, kommt Will Grigg bevorzugt über die Mittelstürmerposition zum Erfolg. Im Sturmzentrum knipste er in 148 absolvierten Spielen 75 Mal, gab bei 23 Toren den Vorarbeiter. Als hängende Spitze ist der Publikumsliebling – Marktwert laut Transfermarkt.de: € 3 Mio. – nicht einmal annähernd so stark: nur 1 Tor in 6 Spielen, als Linksaußen eingesetzt, blieb er in 5 Partien ohne Torerfolg.
Wann folgt die nächste Grigg-Show?
Phänomen Will Grigg – Unangenehm ist dem wohl beliebtesten Reservespieler Europas der Hype um seine Person jedenfalls nicht. „Die Atmosphäre bei den Spielen war unglaublich. Die Aufmerksamkeit in Bezug auf mich war groß. Sie gab mir diesen zusätzlichen Anreiz, auf das Spielfeld zu kommen“, sagt Grigg.
Am Mittwoch (20.45 Uhr) geht es für das Team von der grünen Insel in Belfast im Freundschaftsspiel gegen Kroatien. Ob Will Grigg dann wieder aufläuft? Lustig wird es in jedem Fall…