Das ist eine Überraschung! Julian Nagelsmann ist der beste Bundesliga-Trainer – zumindest was die Vereinsgeschichte der TSG Hoffenheim betrifft. Der 29-Jährige hat aus dem abstiegsgefährdeten Klub einen Europapokal-Anwärter gemacht. Und das sogar ohne ganz teure und große Neuzugänge.
Es klingt komisch, wenn man es liest: Julian Nagelsmann ist bereits der 9. Bundesliga-Trainer der TSG Hoffenheim. Gefühlt sind die Sinsheimer vor 3 Jahren unter der Mithilfe von Dietmar Hopp und Macher Ralf Rangnick in die Bundesliga aufgestiegen. In Wahrheit absolviert die TSG aktuell jedoch bereits ihre 9. Spielzeit im deutschen Fußball-Oberhaus.
Bundesliga-Zeit eng mit Rangnick verbunden

In dieser Zeit gab es viele Höhen und Tiefen für den Klub aus dem Kraichgau. Erst starteten die Hoffenheimer in ihrer ersten Saison mehr als furios, sicherten sich sogar sensationell die Herbstmeisterschaft. Auch wenn die Mannschaft um Torjäger Vedad Ibisevic , der wegen eines Kreuzbandrisses lange Zeit ausfiel, damals in der 2. Saisonhälfte noch bis auf Rang 7 durchgereicht wurde, war es eine wirklich herausragende Premieren-Spielzeit. Der Erfolg damals war ganz eng mit dem Namen Ralf Rangnick verbunden. 166 Spiele coachte er die TSG, davon 85 in der Bundesliga. In der deutschen Eliteklasse marschierte Hoffenheim erwartungsgemäß nicht sofort an die Spitze und verdrängte Großmächte wie den FC Bayern oder Bayer Leverkusen. Auch daher kommt Rangnick mit der TSG in der Bundesliga auf einen Punkteschnitt von 1,44 Zähler pro Partie.
Offensive Spielweise ist zurück
Damit war Rangnick lange Zeit der erfolgreichste Hoffenheim-Coach in der Bundesliga-Zeit. Zumindest bis jetzt. Denn mit Julian Nagelsmann schickt sich ein erst 29-Jähriger an, Rangnick diesen Platz dauerhaft streitig zu machen. Der ehemalige U19-Trainer der Sinsheimer übernahm Mitte Februar den Posten von Huub Stevens (0,80 Punkte pro Partie) und ist somit seit exakt 250 Tagen in Amt und Würden. In diesem Zeitraum schaffte es der Frühstarter, die TSG wieder aufzupäppeln. Im Februar dieses Jahres hatte Nagelsmann den Klub auf Platz 17 der Tabelle mit bereits 6 Zählern Rückstand auf das rettende Ufer übernommen. Aktuell belegt Hoffenheim Rang 6, steht punktgleich mit Borussia Dortmund (beide 13 Zähler) da.
Keine abnormalen Investitionen
Nagelsmann hat es geschafft, die schon fast vergessene Offensiv-Power der Blau-Weißen wieder zu entfesseln. 40 Treffer in 22 Partien sind ein ordentlicher Wert, in der aktuellen Saison schossen nur der FC Bayern (18), der BVB (17) und Mainz 05 (14) mehr Tore als Hoffenheim (13). Nagelsmanns Bilanz als Bundesliga-Trainer der TSG: 22 Spiele, 11 Siege, 6 Remis, 5 Niederlagen, ein Torverhältnis von 40:34. Diese Zahlen ergeben einen Punkteschnitt von 1,77. Weit besser als der von Rangnick.
Die Bundesliga-Bilanzen der TSG-Trainer:
Julian Nagelsmann, 22 Spiele, 1,77 Pkt./Spiel
Ralf Rangnick, 85 Spiele, 1,44 Pkt./Spiel
Holger Stanislawski, 24 Spiele, 1,38 Pkt./Spiel
Markus Gisdol, 96 Spiele, 1,34 Pkt./Spiel
Marco Pezzaiuoli, 18 Spiele, 1,00 Pkt./Spiel
Markus Babbel, 30 Spiele, 0,97 Pkt./Spiel
Huub Stevens, 10 Spiele, 0,8 Pkt./Spiel
Marco Kurz, 10 Spiele, 0,8 Pkt./Spiel
Frank Kramer, 2 Spiele, 0 Pkt./Spiel
Wer jetzt denkt, dass dieser Aufschwung mit einer erneuten Finanzspritze von Mäzen Dietmar Hopp zusammenhängt, ist auf dem Holzweg. Denn die TSG erwirtschaftete in diesem Sommer sogar ein Transferplus. € 29,6 Mio. wurden eingenommen, nur € 23,44 Mio. wieder ausgegeben. Andrej Kramaric war mit € 10 Mio. der mit großem Abstand teuerste Neuzugang. Der Kroate zahlt es jedoch auch wieder in Form von guten Leistungen zurück: 3 Tore und 4 Assists konnte der Angreifer, der von Leicester City kam, bereits verbuchen.