Mit Sprechchören feierten die Fans der TSG Hoffenheim ihren neuen Helden. Mark Uth schoss den FC Bayern München am Samstag beim 2:0 im bwin Topspiel mit seinen beiden Toren aus dem Stadion. Plötzlich ist der 26-Jährige der Mann der Stunde, plötzlich stellen sich Fragen nach Vertragssituation und sogar die Nationalmannschaft könnte bald ein Thema werden.
Jahrelang flog Uth unter dem Radar. Es ist das erste Mal in seiner ungewöhnlichen Karriere, dass der Stürmer derart im Fokus der Öffentlichkeit steht. Seine herausragende Bilanz in der noch jungen Bundesliga-Saison: 3 Spiele, 3 Tore. In der Champions-League-Qualifikation traf der Linksfuß in Hin- und Rückspiel gegen den FC Liverpool. Doch die TSG könnte ihren aufgehenden Stern schon am Ende der Saison ziehen lassen müssen.
Alles offen im Vertragspoker
Obwohl das Arbeitspapier des 26-Jährigen im Sommer 2018 ausläuft, lehnten die Hoffenheimer im jüngsten Transferfenster gleich mehrere Angebote ab – sogar eines im zweistelligen Millionen-Bereich. Nun wird eine mögliche Vertragsverlängerung mit jedem Tor teurer. Das weiß auch 1899-Geschäftsführer Alexander Rosen: „Dass das wirtschaftlich anspruchsvoll wird, ist klar“. Die Kraichgauer wollen Uth unbedingt halten. Diesen Status musste sich der Spieler jedoch lange erarbeiten.
Viele Jahre unter dem Radar
Beim 1. FC Köln, seinem Jugendverein, konnte sich Uth nicht durchsetzen. Deshalb zog es ihn 2012, ohne Einsatz bei den Profis der Domstädter, zum SC Heerenveen in die Niederlande. Doch auch dort trat er anfangs meist nur für die Zweitvertretung gegen den Ball. Erst durch eine Leihe zu Heracles Almelo nahm die Karriere des gebürtigen Kölners langsam Fahrt auf. Mit 9 Toren und 4 Vorlagen empfahl er sich für die erste Mannschaft bei seinem Stammverein Heerenveen. Dort schlug er in der Saison 2014/15 voll ein und schoss 15 Tore in der Eredivisie und legte 11 weitere Treffer vor.
Hoffenheim erkannte sein Talent und holte Uth für 2,2 Mio. € zurück nach Deutschland. In der ersten Saison reichte es bei der TSG mit 16 Startelfeinsätzen und 9 Einwechslungen nur zum Ergänzungsspieler. Die Saison 2016/17 startete mit 3 Toren an den ersten beiden Spieltagen verheißungsvoll, doch Uth wurde durch Verletzungen zurückgeworfen, sodass seine Einsatzzeiten zurückgingen. Mit seinen 5 Treffern in den letzten 5 Pflichtspielen scheint er in dieser Saison unverzichtbar für 1899 zu werden. Spätstarter Uth ist aus dem Schatten getreten.
Flirt mit dem DFB-Team
Im Gegensatz zu den meisten Hochbegabten seiner Altersklasse durchlief der 26-Jährige nicht etliche Stationen in den Nachwuchs-Nationalmannschaften. Einzig für die U20 Auswahl des DFB kam Uth 2010 auf einen 45-minütigen Einsatz. Dennoch könnte er für Bundestrainer Joachim Löw eine Option sein. Spielstark, wuchtig, aus allen Lagen gefährlich und dank ordentlicher Technik auch als Flügelspieler einsetzbar – Stürmertypen wie Uth sind rar in Deutschland.
„Träumen ist erlaubt. Das wäre immer noch schön für mich. Aber das liegt in anderer Hand. Abgehakt ist das nicht! Warum auch?“ erklärte der Spieler seine Sicht. Hält sein Höhenflug an, wäre Uth ein Kandidat für den WM-Kader. Eine Überraschungs-Nominierung, die für Löw nicht untypisch wäre.
