Viele große deutsche Stürmer hat die Bundesliga in ihrer Historie seit 1963 hervorgebracht. Einige von ihnen krönten sich am Ende einer Spielzeit zum Torschützenkönig. Uwe Seeler (1964), Lothar Emmerich (1966 und 1967) und natürlich Gerd Müller (insgesamt 7 Mal) waren die ersten Torjäger in den Anfangsjahren der Liga, die am Ende die Kanone entgegen nahmen.
Bis zur Saison 1990 gewannen ausschließlich deutsche Spieler die Auszeichnung des besten Torjägers. Erst Jörn Andersen sorgte 1990 für ein Novum und stand als erster Ausländer am Ende der Saison in der Torschützenliste ganz oben. Während in den 90er Jahren weiterhin einheimische Spieler die Kanone einheimsten, wendete sich das Blatt ab dem Jahr 2000. In den vergangenen 15 Jahren kam der Bundesliga-Torschützenkönig nur 5 Mal aus heimischen Gefilden.
Auch in dieser Saison wird der Titel höchstwahrscheinlich nicht an einen Deutschen gehen. Robert Lewandowski ist mit 25 Toren das Nonplusultra. Dahinter liegt nur Pierre-Emrick Aubameyang mit 23 Treffern in Schlagdistanz. Erst dann folgt mit Thomas Müller (19 Tore) ein Deutscher. 6 Spieltage vor Schluss sind momentan 4 weitere Deutsche in den Top 10 zu finden.
Die Situation in der Serie A
In der Serie A ist das Rennen um die Torjägerkanone in diesem Jahr bereits vorzeitig entschieden. Gonzalo Higuain kickt mit seinen bisherigen 30 Treffern in anderen Sphären. Damit wird zum 2. Mal in Folge ein Argentinier bester Torschütze in der 1. italienischen Liga. Im Vorjahr teilte sich Higuains Landsmann Mauro Icardi die Auszeichnung mit Luca Toni (beide 22 Tore).
Insgesamt hat die Serie A in den vergangenen 15 Jahren einen besseren Schnitt an einheimischen Torschützenkönigen vorzuweisen als die Bundesliga. Seit 2000 führte 10 Mal ein Italiener am Ende der Saison das Ranking an, darunter Spieler wie Ciro Immobile (2014), Antonio di Natale (2010 und 2011) und Alessandro Del Piero (2008).
In dieser Saison haben die Einheimischen allerdings nichts mit der Vergabe der zu tun. Erst auf Rang 4 rangiert mit Eder von Sampdoria Genua ein Italiener.
Die Situation in der Primera Division
Seit Jahren hat kein Spanier mehr die Torjägerkanone in der Primera Division, den sogenannten Pichichi, gewonnen. Das liegt nicht etwa daran, dass das Land des amtierenden Europameisters keine starken Stürmer mehr hervorbringt, sondern an der Tatsache, dass mit Lionel Messi und Cristiano Ronaldo 2 Tor-Monster in der Liga spielen.
Mit Daniel Guiza gewann letztmals ein Spanier 2008 den Pichichi. Im Jahr darauf folgte mit Diego Forlan der letzte Akteur, der die Phalanx von Messi und Ronaldo brechen konnte. Seit 2000 gab es nur 2 einheimische Torschützenkönige: Diego Tristan 2002 und eben Guiza 2008.
Zuletzt stand 2 Mal in Folge Ronaldo ganz oben. Und auch in diesem Jahr führt er das Ranking an. Ihn auf den Fersen sind mit Luis Suárez (26 Tore), Lionel Messi (22), Karim Benzema und Neymar (beide 21) sowie Antoine Griezman (19) allesamt Weltklasse-Stürmer, die aber nicht die spanische Staatsbürgerschaft besitzen. Erst auf Rang 6 folgt mit Aduriz der erste Spanier.
Die Situation in der Premier League
In England bahnt sich in dieser Spielzeit wahrhaft historisches an. Nicht nur, dass mit Leicester City ein Underdog kurz vor der Meisterschaft steht. Nein, auch die Torjägerkanone wird am Ende der Saison ziemlich sicher in den Händen eines Engländers landen. Es wäre das erste Mal seit Kevin Philipps im Jahr 2000, dass ein Mann aus England die Auszeichnung erringen würde.
Mit Harry Kane (22 Tore) und Jamie Vardy (19) liegen 2 englische Nationalspieler an der Spitze des Rankings. War das in den 90er Jahren mit Top-Torjägern wie Teddy Sheringham (1993), Andy Cole (1994), Alan Shearer (1995-1997) und Michael Owen (1998) Gang und Gäbe, änderte sich das Bild ab dem Jahr 2000.
Große Stürmerstars aus dem Ausland wechselten in die Premier League und trafen nach Belieben. Thierry Henry, Ruud van Nistelrooy, Didier Drogba oder auch Robin van Persie machten die Torjägerkanone unter sich aus. Doch in diesem Jahr hat sich das Blatt gedreht. Mit Romelu Lukaku (18 Tore) und Sergio Aguero (17) kommen erst auf den Plätzen 3 und 4 die ersten Ausländer.
Die Situation in der Ligue 1
Zlatan Ibrahimovic dominiert seit 2013 die Ligue 1 als bester Torschütze. Schon 2013 und 2014 stand der Schwede am Saisonende auf Platz 1 der Rangliste. Und auch in dieser Saison führt an ihm kein Weg vorbei. Mit 30 Treffern liegt er uneinholbar an der Spitze.
2015 holte Alexandre Lacazette die Auszeichnung des bestes Goalgetters. In dieser Spielzeit liegt er als bester Franzose auf Platz 2. Insgesamt tummeln sich 6 weitere Landsmänner in den Top 10. Das ist der momentane Spitzenwert für einheimische Spieler in den Top-Ligen.
In Frankreich gibt es auch keine klare Tendenz, ob nun ein Franzose oder ein ausländischer Akteur öfter am Saisonende die Torjägerkanone gewinnt. In der Ligue 1 hält sich das die Waage – und das, obwohl die großen Stürmer der Equipe Tricolore wie Oliver Giroud, Karim Benzema oder Antoine Griezmann allesamt im Ausland spielen.
Einzig in der Premier Leauge wird in diesem Jahr ein einheimischer Spieler der beste Torschütze der Liga werden. In allen anderen 4 europäischen Top-Ligen geht diese Auszeichnung an einen Ausländer. Das zeigt, wie weit die Globalisierung im Fußball vorangeschritten ist.