Vergangene Woche gab Tomas Rosicky nach 8 Monaten Verletzungspause sein Comeback für den FC Arsenal. In der 71. Minute wurde er gegen den FC Burnley (2:1) im FA-Cup eingewechselt. Nur kurze Zeit später verletzte sich der Tscheche erneut. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere des Technikers. Dabei wäre mit seinem Talent so viel mehr möglich gewesen.
Es war Samstag, der 13. Januar 2001. In der Dortmunder Westfalenhalle fand das jährliche DFB Hallenmasters statt. Für das Highlight des Tages sorgte Gastgeber Borussia Dortmund. Das Turnier gewann zwar die Spvgg. Unterhaching, aber der BVB stellte seine neueste Errungenschaft auf dem Transfermarkt vor: Tomas Rosicky.
Das größte Talent in Europa
€ 12,5 Mio. ließ sich die Borussia die Dienste des damals 20-Jährigen kosten. Eine hohe Summe für damalige Verhältnisse. Doch bereits bei seinem ersten Auftritt beim Hallenturnier wurde klar: Der BVB hatte ein Juwel verpflichtet. Den FC Bayern stach die Borussia im Werben um Rosicky aus und das, obwohl der Chefscout der Münchner, Wolfgang Dremmler, den Tschechen als größtes Talent in Europa bezeichnete.
Star in Schwarz-Gelb
Von Anfang an verzückte der technisch beschlagene Mittelfeldspieler die Fans des BVB. Tempodribblings, Übersicht, Spielverständnis und dazu beidfüßig – schnell schwang sich Rosicky zum Chef im Spiel der Schwarz-Gelben und zu einem Star der Liga auf. Bereits früh war klar: Diesen Ausnahmespieler wird Dortmund nicht auf ewig halten können. Am Ende waren es 5,5 Jahre. Im Sommer 2006 verließ der gebürtige Prager nach 189 Spielen, der Deutschen Meisterschaft und dem UEFA-Cup-Finale (beides 2002) die Westfalen. Aufgrund der Finanzprobleme war der Klub gezwungen seine Leistungsträger zu verkaufen und auch sportlich spielte die Borussia nicht mehr im Konzert der Großen mit. Das wirkte sich auch auf die Leistungen des Tschechen aus und deshalb war der Wechsel zum FC Arsenal genau der richtige Schritt – zumindest theoretisch.
Start der Seuche
Mit 25 Jahren sollte in London endgültig der Sprung zum Weltklasse-Spieler erfolgen. Jeder erwartete das von ihm. Auch in der Nationalmannschaft war er als legitimer Nachfolger von Pavel Nedved vorgesehen. Doch mit dem Wechsel zum FC Arsenal begannen die Probleme. Rosicky – in Dortmund nicht als verletzungsanfällig bekannt gewesen – zog sich eine Blessur nach der nächsten zu. Bis zum heutigen Tag hat der Techniker 180 Pflichtspiele für die Gunners verletzungsbedingt verpasst. Er kommt auf lediglich 246 Einsätze für Arsenal. Das macht in 9,5 Jahren Vereinszugehörigkeit nur knapp 35 Spiele pro Jahr. Wenn man bedenkt, dass die Londoner mit Premier League, FA-Cup, League Cup und Europapokal auf durchschnittlich 55 Partien pro Jahr kommen, ist das schon recht wenig. Sein Potential konnte er bis zum heutige Tag nie dauerhaft im Trikot der Gunners entfalten.
Karriereende?
Nach der erneuten Verletzung stellt sich nun die Frage, ob Rosicky seine Stiefel am Saisonende nicht besser an den Nagel hängen sollte. Der Vertrag des mittlerweile 35-Jährigen endet am Saisonende und es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass sein Papier beim FC Arsenal noch einmal verlängert wird. Mit seiner erneuten Verletzung (Muskelfaserriss Oberschenkel) fällt der Tscheche wieder einmal knapp 3 Monate aus. Ob er noch einmal zurückkommt? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, denn für ihn ist die Situation leider keine unbekannte. Aber es bleibt der Eindruck, dass mit seinem Können und seinem Talent mehr drin gewesen wäre beim Mittelfeldspieler – viel mehr sogar. Aber im Fußball ist es wie im normalen Leben: Es läuft nicht immer alles nach Plan.