Neue Saison, altes Bild in der Bundesliga. Bei den Auftritten von Vizemeister RB Leipzig steht vor allem ein Spieler im Kreuzfeuer der gegnerischen Fans: Timo Werner (21). Der Nationalspieler wurde beim 0:2 auf Schalke Opfer einer subtilen Aktion. Das Werner-Bashing scheint aber auch außerhalb der Fußballstadien neue Dimensionen zu erreichen. Eine ernüchternde Bestandsaufnahme.
Seit Sonntag ist Timo Werner ein Fall für das hessische Innenministerium. Jedenfalls indirekt. Ein Schmähsong hessischer Polizisten beim Video-Portal YouTube brachte den 3 in dem Filmchen grölenden und hüpfenden Beamten ein Disziplinarverfahren ein.
Damit ist der 6-fache deutsche Nationalspieler zum Politikum geworden. Das Werner-Bashing hat ungeachtet seines Erfolges mit dem DFB-Team beim Confederations Cup in Russland in diesem Sommer noch einmal neue Dimensionen erreicht. Beim WM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen San Marino (7:0) wurde Werner in Nürnberg gnadenlos ausgepfiffen.
Werner-Bashing erfasste auch die Dart-WM
Nicht einmal bei der Darts-WM im Dezember 2016 in London war Werner vor den Hatern sicher. Das dabei oft und gern aufgegriffene Schmäh-Lied „Imo Erner (ist kein) Urensohn“ von „Ballermann“-Barde Ikke Hüftgold bezeichnete das Portal Vice Sports als „billiges Mallorca-Motto deutscher Fußball-Assis“. Das trifft damit den Nagel auf den Kopf.
Schalke schwärzte Werner einfach ein
Die „Andy-Möller-Gedächtnisschwalbe“ (Fußball-Community WahreTabelle) im Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (2:1) war am 3. Dezember 2016 der „Sündenfall“ für Timo Werner. Seitdem wird der Mittelstürmer, der mit 28 Tor-Beteiligungen maßgeblichen Anteil an Leipzigs Einzug in die Champions League hatte, permanent in fremden Stadien angefeindet. Erster Tiefpunkt der neuen Saison war am Samstagabend das Gastspiel auf Schalke. Werners Porträtfoto bei der Leipziger Aufstellung fehlte auf dem Video-Würfel. Die DFL, so hieß es später von Seiten der Schalker, habe den Königsblauen kein Foto vom Nationalstürmer geliefert. Eine fadenscheinige Erklärung.
Für viele Kommentatoren ist das Maß in Sachen Werner voll. „Werner ist sicher kein Unschuldslamm, er hatte es verdient, für seine Schwalbe und das anschließende Benehmen heftig kritisiert zu werden“, ergriff Robert Hiersemann in einer Kolumne bei Sportbuzzer Partei für den arg kritisierten Leipziger. Hiersemann weiter: „Das, was seit nun mehr 9 Monaten auf den Jung-Profi einprasselt, ist zu viel. Viel zu viel! Vielmehr sollten sich die Leute Gedanken darüber machen, was ein solch gewaltiger Shitstorm mit einem Menschen machen kann. Es gibt genügend Beispiele, die zeigen, dass derart heftige Beleidigungen nicht einfach an einem abperlen. Auch nicht an hoch bezahlten Profi-Fußballern.“
Timo Werner polarisiert wie kein anderer Spieler bei RB Leipzig.