1,5 Jahre nach seinem Wechsel zum FC Barcelona ist Marc-André ter Stegen dort noch immer Teilzeitkraft im Tor. Das hatte sich der 23-jährige anders vorgestellt. Kein Wunder, dass immer wieder über einen Wechsel des Torwarts spekuliert wird. Nun soll er das Gespräch mit den Klub-Bossen gesucht und um einen Wechsel gebeten haben. Sogar ein Transfer in der aktuellen Transferperiode steht im Raum.
Ter Stegens Problem heißt Claudio Bravo. Der Chilene wurde zeitgleich mit dem Deutschen von den Katalanen verpflichtet. Seither teilen sich die Keeper die Spielminuten im Barca-Tor auf. Bravo kommt dabei in der Regel in der Liga zum Einsatz, während Ter Stegen das Tor in den nationalen und internationalen Pokalwettbewerben hütet. Eine Situation, mit der die chilenische Nummer eins besser umgehen kann als der 4-malige deutsche Nationalspieler. Bravo präsentiert sich meist als sicherer Rückhalt für seine Mannschaft, während bei Ter Stegen die nötige Konstanz in den Auftritten fehlt. Zwar kosten seine Unsicherheiten Barcelona selten Punkte, aber starke Spiele – wie zuletzt im Copa del Rey Viertelfinale in Bilbao (1:2) – in denen der Ex-Gladbacher ein entscheidender Faktor ist, sind ebenfalls nicht häufig.
Prüfung vergeigt – Ziele in Gefahr
Die Unsicherheit schlägt sich auch in der Statistik nieder. Während Bravo in 1.710 Spielminuten nur 10 Gegentreffer kassierte, musste Ter Stegen in 1.380 Minuten 21mal hinter sich greifen. Besonders unglücklich lief für den Deutschen die Chance, sich aufgrund einer Verletzung Bravos auch in der Liga zu präsentieren: 7 Gegentore in 4 Spielen und kein einziges Mal zu Null. Zum Vergleich: Bravo hielt in 16 Ligaeinsätzen 10 Mal den Kasten sauber (9 Gegentore). Es wird also schwer für Ter Stegen sich über seine Leistung den Stammplatz im Tor der Katalanen zu erkämpfen. Dass sich der 23-jährige im Hinblick auf die Europameisterschaft als Teilzeitkraft Sorgen macht, ist verständlich. Seine Chancen mit der Nationalmannschaft zum Turnier im Sommer zu fahren wären als Stammtorwart besser, zumal dieser Status die verlorene Sicherheit zurückbringen könnte. Der fehlende Fortschritt könnte auch Ter Stegens langfristiges Ziel in Gefahr bringen, irgendwann Manuel Neuer als deutsche Nummer eins abzulösen. All das spricht für einen baldigen Vereinswechsel.
Barca-Keeper will gelernt sein
Gegen einen Wechsel spricht allerdings der bis 2019 datierte Vertrag des gebürtigen Mönchengladbachers. Ein möglicher Vereinswechsel dürfte weitaus mehr Geld kosten, als die € 12 Mio., die der FC Barcelona im Sommer 2014 für Ter Stegen bezahlte. Der junge Deutsche ist für Barca eine Investition in die Zukunft und als langfristiges Projekt angelegt. Für den Verein macht ein Verkauf keinen Sinn, da man Ersatz für den Stammkeeper-Ausbildungsplatz des 23-jährigen bräuchte. Bravo ist mit 32 Jahren nicht mehr der Jüngste. Das Arbeitspapier des 9 Jahre älteren Chilenen endet ein Jahr vor dem Ter Stegens. Mit etwas Geduld könnte der Deutsche in Zukunft die feste Nummer 1 bei Barca werden. Warum also die Ausbildung hinwerfen, wenn bald der Traumjob winkt? Aber das Fußballgeschäft ist schnelllebig und die Entscheidungen nicht immer nachzuvollziehen.