Es brodelt im Revier – und zwar so richtig. Denn die Fans haben bereits die schlimmste Eskalationsstufe erreicht: Sie verspotten die eigene Mannschaft. Keine Wut, kein Hass. Nur noch Hohn. Sowohl beim 0:4 gegen Fortuna Düsseldorf als auch beim 0:7 in Manchester, das im Übrigen die höchste Champions League-Niederlage einer deutschen Mannschaft war, schallte es „Oh, wie ist das schön. Sowas hat man lange nicht gesehen. So schön!“ von den Rängen. Trotz des Abfalls darf Domenico Tedesco die Mannschaft noch weiter betreuen.
In der vergangenen Saison viel Glück und Standards
Dabei hätte man es schon in der vergangenen Saison, die auf Platz 2 abgeschlossen wurde, ahnen können, dass die Partnerschaft zwischen Tedesco und dem FC Schalke nicht für lange Zeit hält. Denn der Erfolg blendete sowohl Fans als auch Funktionäre. Mit ansehnlichem Fußball und Offensivspektakel hatte der Stil der Knappen nichts zu tun. Sage und schreibe 7 1:0-Erfolge fuhr Schalke in der Spielzeit 2017/18 ein. Hinzu kommen 4 weitere Siege mit nur einem Tor Unterschied.
Hinzu kam die ungemeine Standardstärke der Königsblauen. 26 der insgesamt 53 Bundesliga-Tore in der vergangenen Saison wurden nach Standards erzielt. Der Liga-Durchschnitt von 35 % wurde damit nahezu pulverisiert. Natürlich waren die 26 Standard-Tore Ligabestwert!
Ecken und Freistöße können mal ein Mittel zum Erfolg sein, aber nicht dauerhaft. Das müssen die Revierkicker aktuell brutal feststellen. Denn kommt die Flanke von Standard-Spezialist Daniel Caligiuri mal nicht ganz genau auf den Kopf eines Mitspielers, sind die spielerischen Alternativen beim S04 äußerst dürftig. Nicht von ungefähr kommt es, dass Schalke in der laufenden Spielzeit in 25 Partien gerade einmal 27 Tore erzielte, 8 davon durch Standards.
Torverhältnis spricht Bände
In der Vizemeister-Saison des FC Schalke standen 53 geschossenen auch 37 kassierten Toren gegenüber. Ein Torverhältnis von +16 ist für einen Zweitplatzierten nach 34 Spieltagen keine Glanzleistung und spricht im Endeffekt auch Bände. Zum Vergleich: Schon jetzt haben mit dem FC Bayern (+35), Borussia Dortmund (+33), RB Leipzig (+23) und Eintracht Frankfurt (+20) vier Teams in dieser Saison eine bessere Bilanz.
Tedesco wird seinen Rauswurf wohl kaum noch verhindern können. Dafür muss im Heimspiel gegen RB Leipzig eine 180 Grad-Wende und vor allem 3 Punkte her. Geschieht dies nicht, werden die S04-Verantwortlichen die bevorstehende Länderspielpause nutzen und ihrem neuen Coach einige Tage Zeit geben, um sich mit der Mannschaft auseinandersetzen zu können, bevor es dann zu Hannover 96, einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, geht.