Als der SV Darmstadt 98 am 24. Mai 2015 in die Bundesliga aufstieg, kannte der Jubel in Hessen keine Grenzen. Nach über 3 Jahrzehnten Abstinenz waren die Lilien zurück im Oberhaus. Nach dem relativ souveränen Klassenerhalt in der letzten Saison (schlechtester Platz war Rang 15) steht der SVD vor einer mehr als schwierigen Runde. Aktuell hat der Traditionsverein nur 24 Spieler unter Vertrag, darunter 4 Eigengewächse, die in diesem Sommer erst den Sprung aus der A-Jugend zu den Profis schafften. In Darmstadt herrscht arge Personalnot.
„Ich bin ganz ehrlich: Wenn wir mit so einem Kader antreten, wie er jetzt ist, können wir die weiße Fahne hissen“, sagte Darmstadts Führungsspieler Peter Niemeyer im Gespräch mit der Bild.
Diese Aussage unterstreicht, was sich viele Fans der Lilien seit Wochen denken. Es müssen Verstärkungen her! Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn Darmstadt gilt nicht gerade als das Paradies für Profifußballer. Das Stadion ist alt, die Strukturen noch nicht optimal und das Gehalt für Profiverhältnisse nicht gerade üppig.
Das weiß auch der neue Sportvorstand Holger Fach: „Wir sind nicht doof, wir können nur nicht so, wie wir wollen. Manchmal sind wir sogar eher da als die anderen Klubs. Aber der Spieler muss zu uns wollen. Wir versuchen es weiter.“ An Angeboten scheint es den Lilien jedoch nicht mangeln. Denn laut SVD-Präsident Rüdiger Fritsch liegen rund 200 Angebote aus aller Welt vor. „Bevor wir jedoch Geld ausgeben, müssen wir gucken, ob derjenige auch zu uns passt. Manager Holger Fach könnte an einem Nachmittag eine ganze Mannschaft verpflichten“, so der Vorsitzende der Hessen.
Das Gesicht der Erfolgs-Mannschaft aus dem letzten Jahr hat sich enorm verändert. Insgesamt verließen 14 Spieler den Klub, dem stehen nur 8 Neuzugänge gegenüber, darunter die 4 A-Jugendlichen Liam Fisch, Johannes Wolff, Daniel Thur und Can Luka Aydogan. Als externe Neuverpflichtungen kamen die Torhüter Michael Esser (Sturm Graz) und Daniel Heuer Fernandes (SC Paderborn) sowie Immanuel Höhn (SC Freiburg) und Antonio Colak (TSG Hoffenheim).
Während die Abwehr größtenteils unverändert gegenüber der letzten Saison auflaufen kann, drückt der Schuh ganz besonders im Mittelfeld und im Angriff. Mit Sandro Wagner verließ der gefährlichste Spieler das Böllenfalltor. Nur dank seiner 14 Treffer blieb Darmstadt in dieser Saison in der Bundesliga. Für Wagner konnte noch kein adäquater Ersatz verpflichtet werden. Und die Spieler des SVD sollten tunlichst einen Blick auf die Bundesliga-Statistik ihres Trainers Norbert Meier vermeiden. Bei 60 Spielen gelangen dem inzwischen 57-Jährigen nur 11 Siege. Sein bisheriger Punkteschnitt von 0,83 Zählern pro Partie wird niemals für den erneuten Klassenerhalt reichen. Mit einer Quote von 1.65 ist Darmstadt auch der heißeste Anwärter auf einen direkten Abstiegsplatz. Es wird also Zeit für Taten im Lilienland.