Lange Amtszeiten waren nicht sein Ding. Nur bei seinem ersten Engagement beim VfL Bochum knackte Peter Neururer die 100-Spiele-Grenze. Und trotzdem genoss der gebürtige Marler über 2 Jahrzehnte einen exzellenten Ruf im deutschen Profifußball – und zwar als Feuerwehrmann. Überall, wo es brannte, wo der Klub kurz vor oder sogar in der Abstiegszone rangierte, wurde Neururer gehandelt. Nun will er seine jahrelange Bundesliga-Erfahrung auch als Sportlicher Leiter bei der SG Wattenscheid 09 einbringen.
Crowdfunding-Aktion bringt 350.000 € ein
Denn der West-Regionalligist kämpft gerade (wieder einmal) ums Überleben. Erst zu Beginn des Jahres benötigte die SGW 350.000 €, um die Kosten für den laufenden Spielbetrieb decken zu können. Dank einer Crowdfunding-Aktion wurde dieser Betrag aufgebracht und der Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet gerettet – zumindest vorerst. Denn nachdem man sich der finanziellen Sorgen entledigt hat, droht das nächste Unheil. Der Abstieg! Denn in der vierthöchsten Spielklasse rangieren die 09er auf Rang 14 und haben somit nur 3 Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Nun soll Neururer den Schwarz-Weißen auch sportlich wieder auf die Beine helfen.
15. Neururer-Verein
Dass das Kind des Ruhrgebiets dies kann, stellte er schon bei so einigen Klubs unter Beweis. Die SG Wattenscheid 09 ist bereits der 15. Verein, bei dem Peter Neururer als Trainer oder – wie jetzt – als Sportlicher Leiter angestellt ist. Seine wohl beste Zeit hatte der Schnauzbart-Träger ausgerechnet bei Wattenscheids Rivalen und Nachbarn VfL Bochum. Dort führte er die Mannschaft aus der 2. Bundesliga bis in den UEFA Cup. Unvergessen bis heute: Neururers legendäre Tanzeinlage vor der Bochumer Kurve nachdem feststand, dass der VfL in der kommenden Saison international vertreten war.
Innovationen á la Wattenscheid
Wer die SG Wattenscheid 09 jetzt für völlig verrückt hält und den Neururer-Coup als reine Marketing-Aktion ansieht, muss nicht unbedingt richtig liegen. Denn in der Vergangenheit gingen die Schwarz-Weißen schon öfter ungewöhnliche Wege. Nachdem die SGW 1990 dank der finanziellen Unterstützung von Mäzen Klaus Steilmann in die Bundesliga aufgestiegen war, wurde sie von Uli Hoeneß, schon damals seines Zeichens Manager des FC Bayern, als „das Schlimmste, das der Bundesliga passieren konnte“ betitelt. Doch Wattenscheid störte sich nicht an alten, abgenutzten Vorgaben, die sich über Jahre im deutschen Fußball etabliert hatten. Trainer Hannes Bongartz wirkte damals innovativ ein. Denn als einer der ersten Klubs überhaupt spielten die 09er zu Beginn der 90er Jahre eine Viererkette. Der Libero war Geschichte, die Gleichstellung zweier Innenverteidiger plus ein Außenverteidiger auf jeder Seite kam. Und es war erfolgreich. 4 Jahre lang hielt sich die SGW in der deutschen Eliteklasse.
Ein weiteres Beispiel gefällig für neue Wege? Mit Britta Steilmann stellte Wattenscheid 09 auch noch die erste Frau als Bundesliga-Managerin ein. Sie entließ im März 1994 schließlich auch Trainer-Ikone Bongartz. Der Abstieg des Klubs begann und führte ihn zwischendurch in die Niederungen der Verbandsliga. Nun soll Peter Neururer den endgültigen Absturz in den Amateurfußball verhindern. Einfach wird das sicher nicht!