Nach 14 Jahren seiner außergewöhnlichen Karriere hat es Philipp Lahm doch noch geschafft: Er ist Deutschlands Fußballer des Jahres. Der Kapitän der deutschen Weltmeister-Mannschaft von 2014 nimmt die Ehrung als letzten Titel mit in den Ruhestand.
Anders, als viele seiner Vorgänger wurde der 33-Jährige nicht nur für ein erfolgreiches Jahr ausgezeichnet, sondern erhält den Titel quasi für sein Lebenswerk. „Es ist eine große Auszeichnung. Ich denke, dass die Sportjournalisten bei dieser Wahl wohl meine ganze Karriere gesehen haben“ sagte Lahm dem Fachblatt kicker, das die Ehrung bereits seit 1960 organisiert.
Endlich im Kreis der Größten
Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus, Oliver Kahn und Michael Ballack gehören – um nur einige zu nennen – zu den bisherigen Preisträgern. Nur Lahm gehörte bis dato nicht zu dieser Riege. Etliche Male schrammte er am Titel vorbei. So zum Bespiel in der Triple-Saison des FC Bayern München, als Bastian Schweinsteiger Deutschlands Fußballer des Jahres wurde. Ein Jahr danach, nach dem Gewinn der WM 2014, sahnte erneut ein Teamkollege ab: Manuel Neuer.
Dass einer der größten Fußballer der letzten Jahre ohne die prestigeträchtige Ehrung in die Fußball-Rente geht, konnten und wollten die Sportjournalisten nicht geschehen lassen. Mit 242 Stimmen setzte sich Lahm deutlich vor Real Madrids Mittelfeldregisseur Toni Kroos (192 Stimmen) und Borussia Dortmunds Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang (120 Stimmen) durch. Das Sahnehäubchen auf die Bilderbuch-Karriere des langjährigen Bayern-Kapitäns.
Verteidiger wieder im Trend
Während die Wahl zum Weltfußballer fast ausschließlich auf Offensiv-Akteure fällt, scheint bei den Fachleuten in Deutschland herausragende Abwehrarbeit in den Fokus gerückt zu sein. Mit Lahm wird hierzulande nun zum zweiten Mal in Folge ein Verteidiger als bester Fußballer ausgezeichnet. Im Vorjahr machte sein FCB-Mannschaftskamerad Jerome Boateng das Rennen. Bis dahin wurden 16 Jahre in Folge nur offensivere Spieler oder Torhüter geehrt.
Mitte bis Ende der 90er Jahre hatten Defensivspieler die Wahl allerdings fest im Griff. Matthias Sammer durfte 1995 und 1996 in Serie jubeln. Er wurde von Jürgen Kohler beerbt. 1999 konnte sich Lothar Matthäus freuen. Einzig Stürmer Oliver Bierhoff unterbrach diese Ära 1998. Ob nun erneut die große Zeit der Abwehrmänner schlägt, wird die kommende Saison mit dem großen Finale bei der Weltmeisterschaft in Russland zeigen. Die Steilvorlage dafür hat Lahm jedenfalls geliefert.
Auch der FC Bayern jubelt
Obwohl der Rekordmeister die Wahl zum Fußballer des Jahres mit 22 Titelträgern klar dominiert, ist die Auszeichnung kein Dauergast in München. Erst zum 3. Mal in diesem Jahrtausend – nach Kahn 2000 & 2001, sowie Schweinsteiger und Neuer 2013 & 2014 – werden mit Boateng und Lahm zwei FCB-Profis in Folge ausgezeichnet.