Soeben erst ist die Attacke von Franck Ribery auf den französischen Journalisten Patrick Guillou verhallt, da holte er zu einem weiteren verbalen Tiefschlag unter die Gürtellinie aus. Erst nach dem Spitzenspiel beim BVB am 10. November geriet der FCB-Akteur in eine körperliche Auseinandersetzung mit dem Medienvertreter. Mit einer ehrlich gemeinten Entschuldigung und Stellungnahme konnten Klub und Spieler die Sache im Anschluss entschärfen. Weitere Konsequenzen von Seiten des Vereins? Fehlanzeige!
Bereits Mitte September attackierte der Routinier nach der Partie gegen Bayer Leverkusen (3:1) einen Fotografen, weil dieser ihn ablichtete, als er als Ersatzspieler noch während des Spiels die Allianz-Arena verließ. Zeugenaussagen zufolge soll Ribéry ausgestiegen und wild auf den Fotografen zugestürmt sein. Nach einem Griff ans Handgelenk des Journalisten sei eine verbale Auseinandersetzung gefolgt. Der Forderung des Spielers, die Aufnahmen von seiner Kamera zu löschen, kam der eingeschüchterte Mann schließlich nach.
Hohe Geldstrafe nach Steak-Affäre
Die neueste Eskapade von Ribery ist erst wenige Tage alt. In Dubai besuchte er den türkischen Starkoch Nusret Gökce in dessen Restaurant. Dort postete der ein Video, wie der Koch ihm ein rund € 1.200 teures, mit Blattgold überzogenes, Tomahawk-Steak serviert. Laut Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic „wurde Franck aufs Übelste beschimpft, beleidigt. Aber nicht nur Franck, sondern auch seine hochschwangere Frau, sein Kind, seine Mama, die im Krankenhaus operiert wurde. Daraufhin hat sich Franck vor seine Familie gestellt, hat sich gewehrt. Dazu hat er auch jedes Recht. Da unterstütze ich den Spieler auch.“ Salihamidzic machte jedoch auch klar, dass sich Ribery mit seinem verbalen Gegenschlag eine Entgleisung geleistet hat, die der Verein nicht akzeptieren und tolerieren kann. Eine für Bayern-Verhältnisse „sehr hohe Geldstrafe“ ist die Folge.
Viele Medien fordern hingegen die sofortige Suspendierung des Rupels. Die wird es jedoch nicht geben. In München ist man den Umgang mit den Ausfällen des Franzosen gewohnt. Auch ist wohl kaum jemand daran interessiert, in der Winterpause und dazu ein halbes Jahr vor Vertragsablauf Riberys jetzt ein großes Fass aufzumachen. Zählt man die Eskapaden des Enfant Terribles zusammen, müsste man allerdings gleich mehrer Fässer aufstellen. Die Liste seiner Verfehlungen ist lang. „Oops, i did it again“ sang einst Britney Spears. Ganz im Stile der amerikanischen Popsängerin rüpelt sich auch Ribery durch seine Karriere. Immer wieder macht der inzwischen 35-Jährige durch Ärger auf und neben dem Platz auf sich aufmerksam.
Ärger auf dem Spielfeld
Besonders Borussia Dortmund scheint für Ribery ein rotes Tuch zu sein. Nach Tätlichkeiten 2013 im Champions League-Finale (Ellbogenschlag gegen Robert Lewandowski) und im DFB-Pokal-Finale 2016 (steckte Gonzalo Castro seinen Finger ins Auge) machte der Franzose sein ganz persönliches Triple gegen den BVB im Supercup 2016 perfekt. Ein Schlag gegen Felix Passlack zeigte erneut seine unkontrollierbare Seite. Kein Schiedsrichter hatte in den wichtigen Finalspielen den nötigen Mumm, um dem skandalösen Treiben des Franzosen Einhalt zu gebieten. In der Champions League (Alle Wetten zur Königsklasse) und im DFB-Pokal war es wohl die Wichtigkeit der Partien, die die Unparteiischen jeweils von einer Roten Karte absahen ließen. Neutrale Beobachter hatten anschließend bei allen Aktionen von einem klaren Platzverweis gesprochen.
Auch seine internationalen Gegenspieler bekamen bereits Riberys Aggressionen zu spüren. Sowohl bei der Ohrfeige für Madrids Daniel Carvajal (2013/14) als auch beim Schlag gegen Vincent Kompany von Manchester City (2014/15) und bei der Rangelei mit Felipe Melo auf der US-Reise 2016 wurden keine Konsequenzen gezogen. Natürlich ist die Versuchung einer Tätlichkeit deutlich höher, wenn man so gut wie nie dafür belangt wird. In diesen Fällen haben es einfach die Schiedsrichter verpasst, für Ordnung und klare Regelauslegung zu sorgen. Einzig und allein Thorsten Kinhöfer wies den Superstar der Bayern in die Schranken. Der Unparteiische schickte Ribery nach einem Griff in das Gesicht des Augsburgers Ja-Cheol Koo frühzeitig unter die Dusche (2012).
Skandale neben dem Spielfeld
Richtig großen Ärger hatte Ribery 2014. Damals kam es zum Prozess, weil der begnadete Mittelfeldspieler 2008 eine außereheliche Affäre mit einer Prosituierten führte. Das Problem: Seine Liebesgespielin war zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig. Zwar wurde der FCB-Spieler am Ende freigesprochen, da seine Affäre zugab, ihn über ihr Alter belogen zu haben – sein Ruf und seine Ehe wurden aber stark beschädigt. Bei WM 2010 kam es zum Eklat in der französischen Nationalmannschaft. Im Mittelpunkt: Franck Ribery. Der Linksaußen galt neben Nicholas Anelka und Patrice Evra als Rädelsführer für internes Mobbing gegen Mitspieler (Hugo Lloris, Yoann Gourcuff). Nur kurze Zeit später boykottierten er und seine Mitstreiter das Training vom umstrittenen Nationalcoach Raymond Domenech. Der Bayern-Star musste sich für beide Fälle in einem Disziplinarverfahren verantworten und wurde zwischenzeitlich von der Equipe Tricolore suspendiert. Es war der Anfang vom Ende seiner Nationalmannschaftskarriere.