Es war der 2. Oktober 2010: Der FSV Mainz 05 schlägt die TSG Hoffenheim mit 4:2 und stellt dadurch einen Siegrekord zu Beginn einer Bundesliga-Saison auf. Und gleich 2 Mal gibt es einen besonderen Jubel am Mainzer Bruchweg. Andre Schürrle, Adam Szalai und Lewis Holtby imitieren eine Band und rocken im wahrsten Sinne des Wortes die Liga. Wie geht es den Shootingstars von damals heute?
Am Schlagzeug Adam Szalai, an der Gitarre Andre Schürrle und Lewis Holtby verzaubert das Stadion mit seiner Stimme – so oder so ähnlich hatten sich das die 3 Youngsters in der Saison 2010/11 bei ihren Torjubeln gedacht. Und davon gab es reichlich, denn die Außenseiter des FSV Mainz 05 stürmten die „Charts“ und belegten dank eines neuen Startrekords (8 Siege in Serie) den ersten Platz.
Am Ende einer faszinierenden Saison, in der sich vor allem das Trio der „Bruchweg Boys“ hervorgetan hatte, kam es wie so oft im Fußball. Die guten Leistungen der Jungspunde riefen deutlich besser betuchte Klubs auf den Plan. Sowohl Holtby (nach Leihe zurück nach Schalke) als auch Schürrle (für € 8,5 Mio. zu Leverkusen) verließen den Bruchweg und somit war auch die neu gegründete Boyband gleich wieder gesprengt. Nach einige Stationen kicken inzwischen alle 3 wieder in der Bundesliga, jedoch zurzeit eher mit mäßigem Erfolg. An die außergewöhnlichen Monate in Mainz werde sie sich daher gerne zurückerinnern.
Lewis Holtby
Er war damals der kreative Kopf des Trios, der Vorbereiter, der mit seinem feinen Füßchen gleich 10 Tore auflegte. Nach 1,5 ordentlichen Jahren beim FC Schalke zog es ihn auf die Insel zu den Tottenham Hotspur. Dort angekommen, schien er das Fußballspielen von einem auf den anderen Tag verlernt zu haben. Im Heimatland seines Vaters bekam er kein Bein auf den Boden und wurde zwischendurch zum FC Fulham ausgeliehen. Schließlich erbarmte sich der HSV im Sommer 2014 und kaufte den Londonern ihren Transfer-Flop wieder ab. Satte € 6,5 Mio. überwiesen die Hanseaten in die britische Hauptstadt, wo man sich ins Fäustchen lachte. Holtbys Dank im Trikot mit der Raute: 99 Pflichtspiele, 5 Tore und 12 Assists sowie eine kostenlose Relegations-Erfahrung. Bei den Hanseaten steht der 27-Jährige mehr denn je auf dem Abstellgleis. Sein im Sommer auslaufender Vertrag wird beim HSV wohl nicht verlängert. Ende September stand er zuletzt über 90 Minuten in der Bundesliga (Alle Bundesliga-Wetten) auf dem Platz.
Adam Szalai
Bei Adam Szalai geht es nach einer langwierigen Adduktorenverletzung wieder langsam aufwärts. Vom 13. bis zum 21. Spieltag stand er in 7 von 9 Spielen für die TSG Hoffenheim auf dem Platz (ein Tor). Doch auch er muss sich weiter steigern wenn er, trotz des Abgangs von Sandro Wagner, mehr Spielzeit im Sturm erhaschen will. Obwohl er 2016/17 insgesamt nur 771 Bundesliga-Minuten absolvierte, trug der Ungar zu der überraschend guten Saison der TSG Hoffenheim mit 8 Toren maßgeblich bei. Durchschnittlich erzielte er alle 96 Minuten ein Tor. Seine Stationen zuvor bei Schalke 04 und Hannover 96 waren nicht von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Vielleicht spielt ihm der Wechsel von Mark Uth im Sommer ein wenig in die Karten. Hoffenheims Torjäger zieht es Richtung Schalke. Damit er allerdings nicht einen anderen Konkurrenten vor die Nase gesetzt bekommt müssen weitere Tore her.
Andre Schürrle
Weltmeister, zweifacher DFB-Pokalsieger und englischer Meister – seine Titelsammlung liest sich ganz ordentlich. Seine Anteile an den einzelnen Erfolgen waren jedoch überschaubar. Zwar bereitete der Flügelspieler das WM-Finaltor gegen Argentinien bravourös vor und spielte auch ansonsten eine starke WM. Seine Zeit beim FC Chelsea, in Wolfsburg und seine erste Spielzeit in Dortmund waren aber gerade einmal durchwachsen. Und das obwohl für den inzwischen 27-Jährigen insgesamt schon 92,5 Mio. € an Ablösen geflossen sind. Chelsea überwies € 22 Mio. an Bayer Leverkusen und wer glaubt, dass die Londoner mit Schürrle Verlust gemacht haben, ist schief gewickelt. Unglaubliche € 32 Mio. schickte der VfL Wolfsburg zum FC Chelsea. Nur ungleich weniger bezahlte der BVB an Wolfsburg, als Schürrle im Sommer 2016 nach Westfalen wechselte. Ein Preis, der sich bei weitem noch nicht rentiert hat. Schürrles Bilanz beim aktuellen deutschen Pokalsieger: 36 Pflichtspiele, 6 Tore, 6 Assists. Zum Vergleich: In der Saison 2010/11 markierte er satte 15 Treffer für die Mainzer. Der Grund für die schwachen Leistungen in der jüngeren Vergangenheit sind u.a. immer wiederkehrenden Verletzungen. In Dortmund fehlte er deswegen in seiner ersten Saison schon insgesamt 93 Tage. Immerhin schoss er die Schwarz-Gelben zuletzt mit seinem Tor zum 3:2-Sieg beim 1. FC Köln. Trotzdem muss er sich sputen, um nach der Saison nicht dem angekündigtem Umbruch im BVB-Team zum Opfer zu fallen.
Fazit: Die Bruchweg Boys hätten sich vielleicht noch ein wenig mehr Zeit in Mainz gönnen sollen. Alle 3 packte im Nachhinein das Wechselfieber. Insgesamt standen sie bis heute bei 10 Klubs unter Vertrag, was sich zumeist eher finanziell als sportlich gelohnt hat. Dabei ist es sehr gut möglich, dass man sie ab Sommer alle bei neuen Vereinen unter Vertrag stehen. Wir werden sie weiter im Auge behalten.