52 Tage sind seit dem Amtsantritt von Domenico Tedesco ins Land gezogen. Nun trifft der junge Trainer seine erste Entscheidung mit Brandpotenzial, in dem er Weltmeister Benedikt Höwedes als Schalke-Kapitän abgesetzt. Torhüter Ralf Fährmann rückt dafür in die erste Reihe. Die bwin Redaktion beleuchtet mögliche Gründe und Auswirkungen:
Der Spruch von den neuen, gutkehrenden Besen ist in der Bundesliga bekannt. Besonders auf Schalke, wo ja gefühlt jedes Jahr ein neuer Hoffnungsträger die Bühne betritt. Domenico Tedesco will ein neues System mit einer klaren Spielidee etablieren, wagt sich aber auch an die Hierarchien innerhalb des Teams.
Ist die Entscheidung gegen Benedikt Höwedes, der immerhin 6 Jahre die Binde getragen hatte, der richtige Schritt? Zumindest kommt seine Degradierung kurz vor dem Saisonstart ohne Not.
Höwedes: Stammplatz ebenfalls in Gefahr
Glücklicherweise ist Höwedes vom Typ her ein Diplomat und zu lange ein Schalker, um von heute auf morgen den Miesepeter zu spielen. Das unterstreicht er mit einer ausführlichen Stellungnahme auf seiner Facebook-Seite:
„Auch wenn ich die Entscheidung nicht teile, habe ich diese natürlich zu akzeptieren. Ich werde mich weiterhin für Schalke zerreißen.“
Das Amt habe ich mit Stolz erfüllt, aber es braucht kein Amt, um unsere Wünsche zu erfüllen. Lasst uns gemeinsam alles für Europa geben! pic.twitter.com/5Gtij93S53
— Benedikt Höwedes (@BeneHoewedes) August 12, 2017
Im bwin-Kadercheck zu Schalke hatten wir Benedikt Höwedes natürlich in die erste Elf gepackt. Wenn Trainer Tedesco („Wir möchten Verantwortung delegieren) nicht komplett von den Führungsqualitäten des 29-Jährigen überzeugt ist, gibt das auch hier Anlass zum Umdenken.
In einem System mit 3er-Abwehrkette wäre Routinier Naldo im Zentrum auf jeden Fall gesetzt. Links daneben besitzt Matija Nastasic die besten Karten. Der entthronte Chef Höwedes bekommt rechts Konkurrenz vom zum Verteidiger umfunktionierten Benjamin Stambouli. Neuzugang Pablo Insua oder Thilo Kehrer überzeugen durch eine bessere Spieleröffnung von hinten – ein großes Manko der Vorsaison!
7 Kapitänswechsel innerhalb der Bundesliga
Interessant ist die Rolle des Stellvertreters des vorherigen Stellvertreters. Leon Goretzka, ohnehin der Fixpunkt im System, könnte in nicht allzu ferner Zukunft sogar zum ersten Mann auf der Kommandobrücke aufsteigen. Durch die Schwächung von Höwedes hat Tedesco den Mittelfeldmann gestärkt. Ob er nun auch zu eine Vertragsverlängerung über 2018 hinaus bereit ist? Die Fans dürfen hoffen.
Sicher ist: Ralf Fährmann führt sein Team im DFB-Pokalspiel beim BFC Dynamo am Montag (ab 18:30 Uhr) erstmals als Schalke-Kapitän auf das Feld. Von seinem Vorgänger unterschiedet ihn gar nicht so viel. Beide sind vom Jahrgang 1988. Fährmann, seit 2003 mit 2-jähriger Unterbrechung ein Königsblauer, gilt ebenso als Identifikationsfigur wie Höwedes (2001).
Als Torhüter hat man es aber spürbar schwerer, das Team zu delegieren. Unter den 18 Spielführern in der Bundesliga gibt es nur einen weiteren Schlussmann: Manuel Neuer! Dieser hat das Torwart-Spiel nun einmal revolutioniert und geht – im Gegensatz zu Fährmann – als 12. Feldspieler durch. Alle Kapitänswechsel zur Saison 2017/18 in der Übersicht:
Bayern München: Manuel Neuer für Philipp Lahm
RB Leipzig: Willi Orban für Dominik Kaiser
Werder Bremen: Zlatko Junuzovic für Clemens Fritz
FC Augsburg: Daniel Baier für Paul Verhaegh
VfL Wolfsburg: Mario Gomez für Diego Benaglio
Hannover 96: Edgar Prib für Manuel Schmiedebach
FC Schalke 04: Ralf Fährmann für Benedikt Höwedes