Mit den Relegationsspielen zwischen dem Drittletzten und dem Dritten der 2. Bundesliga fällt der Vorhang für die 55. Bundesligasaison. Mit der umstrittenen Wiedereinführung der Spiele hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) seit 2009 gleichsam für sportliches Spektakel, Nervenkriege und Tragödien gesorgt. Im Duell zwischen dem VfL Wolfsburg und Holstein Kiel wird nun ein neues Kapitel geschrieben. Wir haben in der Vergangenheit der Relegation gekramt und Geschichten, Zahlen und Historisches zu Tage gefördert.
Relegation – woher kommt der Begriff überhaupt und was bedeutet er? Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Relegation so viel wie Verweisung und Ausschließung. Wikipedia beschreibt die Herkunft des Begriffs als ursprünglich mildeste Form der Verbannung im Römischen Reich (Relegation), die damals den Ausschluss von einer höheren Bildungsinstitution wie einer Universität oder einem Gymnasium zur Folge hatte.
Relegation wieder abschaffen?
So weit, so gut! Sportlich populär wurde der Begriff im deutschen Profifußball von 1982 bis 1991. In dieser Zeit mussten die beteiligten Klubs noch 2 weitere Spiele kämpfen, bis feststand, welcher Liga sie letztendlich in der nächsten Spielzeit angehören. Im Jahr 2009 gab es die Wiedereinführung der Spiele, welche nicht zuletzt auch aus vermarktungstechnischen Gründen für eine heiße Verlängerung der Saison sorgen. Fans, Spieler und Verantwortliche der unterlegenen Mannschaften hätten seither gerne darauf verzichtet. So forderte der damalige HSV-Manager Jens Todt gegenüber der Bild heute vor einem Jahr die Abschaffung der Relegation: „Natürlich ist die Relegation für die Fans eine spannende Sache. Aber ich bin generell dafür, sie abzuschaffen. Wenn man als Zweitligist eine richtig gute Saison spielt und dann so knapp scheitert, ist das extrem bitter.“ Todt sollte Recht behalten. Kurz darauf scheiterte Eintracht Braunschweig in der Relegation am VfL Wolfsburg (0:1,0:1). Von dieser Enttäuschung erholten sich die Löwen nicht und stiegen in dieser Saison aus der 2. Bundesliga ab.
Der Relegator
Es scheint allerdings auch Spieler zu geben, die dem großen Druck einer Relegation gewachsen sind, die diesen Nervenkitzel in Leistung auf dem Platz umwandeln. Dennis Diekmeier ist dafür das perfekte Beispiel. 2009 und 2010 (1. FC Nürnberg) sowie 2014 und 2015 (HSV) stand er mit seinen Klubs im Herzschlagfinale am Saisonende. Seine Bilanz ist perfekt: Jedes Mal setzte sich sein Verein durch und feierte entweder den Aufstieg oder den Klassenerhalt. In diesem Jahr würde Diekmeier sicherlich sehr gerne wieder in der Relegation spielen, denn das würde bedeuten, dass der HSV noch eine Chance hätte, dem Abstieg zu entrinnen – hat er bekanntlich aber nicht.
Ich bin giftiger als die giftigste Schlange
Schon in den 1980er-Jahren wurde ein gewisser Jürgen „Kobra“ Wegmann („Ich bin giftiger als die giftigste Schlange“) im Trikot von Borussia Dortmund zur Legende. 1986 lag der BVB im Rückspiel im Westfalenstadion zur Pause mit 0:1 zurück. Nach dem 0:2 aus dem Hinspiel fehlten den Schwarz-Gelben 3 Tore, um sich in ein weiteres Entscheidungsspiel zu retten. Wie genau der BVB den Kopf noch aus der Schlinge zog, zeigt das folgende Video. Noch heute wird in Dortmunder Kreisen von einem der wichtigsten Tore der Vereinsgeschichte gesprochen.
Einen weiteren Höhepunkt setzen die Dortmunder im Wiederholungsspiel. Mit 8:0 wird die Kölner Fortuna auf neutralem Platz im Düsseldorfer Rheinstadion vom Rasen gefegt. Allein 7 Tore erzielen die Westfalen in der 2. Halbzeit. Es ist bis heute das torreichste Spiel der Relegation. Mit der Neueinführung 2009 wurden die Wiederholungsspiele abgeschafft und auf die Auswärtstorregel zurückgegriffen.
Showdown zwischen Wölfe und Störche
In diesem Jahr bekämpfen sich der Vfl Wolfsburg und Holstein Kiel in der Relegation. Zwar spricht die individuelle Qualität für den Bundesligisten, aber die Kieler gehen mit einer Menge Euphorie und viel Selbstvertrauen in die Spiele, schließlich hätte niemand dem Aufsteiger den Durchmarsch in die 1. Liga zugetraut. Bereits jetzt ist die Saison für die Störche bereits ein Riesenerfolg. Die Relegation in diesem Jahr steht also unter dem Motto: Wolfsburg muss gewinnen, Kiel kann nur gewinnen.