Psychologin: Der Rückschlag muss für den BVB kein Nachteil sein
Psychologin: Der Rückschlag muss für den BVB kein Nachteil sein

Psychologin: Der Rückschlag muss für den BVB kein Nachteil sein

5:0! Der FC Bayern München führte den BVB im Spitzenspiel der Bundesliga vor. Damit übernahm der Rekordmeister auch wieder die Tabellenführung von Borussia Dortmund. In solchen Momenten ist schnell von möglichen psychologischen Vor- und Nachteilen die Rede. Doch welche Rolle spielt die Psyche überhaupt im Titelkampf? Im Anschluss an das Topspiel haben wir eine Psychologin um ihre Einschätzung gebeten und spannende Antworten bekommen.

Sophie Lenzen ist studierte Psychologin und forscht im Rahmen ihrer Promotion zum Thema Hochbegabung. Dabei beschäftigt sie sich unter anderem mit Motivation und Leistungserwartung. Da sie die Fußballwelt kaum verfolgt, ist sie für uns die ideale Gesprächspartnerin, um ein möglichst unvoreingenommenes Bild aus Sicht der Psychologie zu bekommen. Ihre Einschätzungen basieren vorwiegend auf unseren Schilderungen der Geschehnisse in der Bundesliga.

„Psychologisch ist es für uns gut, als Tabellenführer nach München zu fliegen“ stellte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor dem Duell mit dem FC Bayern fest. Nach der Abreibung durch den Rekordmeister ist die Spitzenposition allerdings wieder futsch. Die Schwarzgelben sind nun im Kampf um die Meisterschaft auf einen Patzer des bayrischen Konkurrenten angewiesen. Dortmunds Kapitän Marco Reus sieht den psychologischen Vorteil deshalb nun bei den Münchnern. Die Psychologin schränkt diesen Eindruck hingegen ein. Der Rückschlag ist auch eine Chance für die Borussia.

Höchstleistung ist Kopfsache

Der BVB habe Angsthasenfußball gespielt und so die Machtdemonstration des FCB begünstigt, lautete das Urteil der Presse zum Gipfeltreffen am Samstag. Angst sei in Stresssituationen sehr wichtig, erklärt Lenzen. Das sei tief in der Evolution verankert. „Wurden unsere Vorfahren in Angst versetzt, bestand in der Regel Gefahr für Leib und Leben. Wird diese erkannt, werden Hormone ausgeschüttet, welche die Leistungsfähigkeit erheblich steigern und die Sinne schärfen“, so die Psychologin weiter.

Dass das Maß und die Dauer der Anspannung dabei von entscheidender Bedeutung sind, wurde dem Team von Lucien Favre am Samstag vermutlich zum Verhängnis. „Wird der Stress zu groß, sinkt die Effektivität rapide ab“ merkt sie an. Das ließe sich aus dem Yerkes-Dodson-Gesetz ableiten, welches den Zusammenhang von Leistungsfähigkeit und Anspannung in umgekehrter U-Form beschreibt. Die gute Nachricht für die Schwarzgelben: Es gibt einen Ausweg aus der Extremlage.

BVB in der Jägerrolle: Entspannt zurück auf Kurs

Durch den Verlust der Tabellenführung fällt der Druck von der Mannschaft ab, sich keinen Fehler erlauben zu dürfen. Borussia Dortmund kann nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden. Lenzen dazu: „Der Umgang mit einem solchen Rückschlag ist ganz individuell. Die Erholung von der angespannten Lage ist entscheidend. Fällt das Stresslevel durch die neue Situation etwas ab, steigt die Leistungsfähigkeit wieder an.“

Der Rückschlag im Bundesliga-Klassiker könnte sich nach Einschätzung der Psychologin also sogar positiv auf die kommenden Leistungen der Dortmunder auswirken. Gelingt es dem Team das richtige Maß aus Aufrechterhaltung und Abbau der Spannung zu finden, stehen die Chancen gut, in den verbleibenden 6 Spielen der Saison wieder Druck auf den FC Bayern ausüben zu können.

Bayern München darf sich nicht zu sicher fühlen

Die Münchner müssen ihrerseits darauf achten, ihre Motivation nach dem mit dem Sieg gegen Dortmund erreichten Zwischenziel hochzuhalten. „Auch bei zu geringer Anspannung fällt das Leistungsniveau gewaltig ab“, erklärt die Wissenschaftlerin. Das Team von Niko Kovac darf die kommenden Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das Tief aus der Hinrunde und der 1:1-Ausrutscher gegen Freiburg sollte der Rekordmeister als Warnung verstehen.

Doch auch wenn der Vorsprung bis zu den letzten beiden Spieltagen bestehen bleibt, darf sich der FC Bayern nicht in Sicherheit wähnen. Zumindest dann nicht, wenn der BVB den Abstand bis dahin klein hält. Mit Leipzig und Frankfurt warten zum Saison-Finale nämlich schwere Aufgaben auf die Münchner. Lenzen meint: „Setzt Dortmund Bayern bis zum Schluss unter Druck, wächst die Anspannung vor den letzten Spielen. Dann müssen die Gejagten zeigen, wie groß ihre Stressresistenz in dieser Situation ist.“

Bekommt Favre sein Team für den Endspurt wieder auf Kurs?
Trainer Favre regt es auf: Der BVB konnte seine gewohnte Leistung nicht abrufen. Die Anspannung war zu groß.

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