Pokalfinale 2017: Duell der Fußball-Kulturen
Pokalfinale 2017: Duell der Fußball-Kulturen

Pokalfinale 2017: Duell der Fußball-Kulturen

Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund – im Pokalfinale treffen am 27. Mai 2017 nicht nur 2 der beliebtesten Vereine in Deutschland aufeinander, sondern 2 Fußball-Welten. Auf der einen Seite die Defensiv-Spezialisten vom Main, auf der anderen Seite die Tor-Garanten aus Dortmund. Ein Detail aber verbindet beide Klubs…

Unterschiedlicher könnte die Konstellation im 74. DFB-Pokalfinale am 27. Mai kaum sein. Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund – das ist auch das Duell der Fußball-Kulturen oder: Pragmatismus gegen Spektakel.

Die Fakten. 100 Treffer fielen in bislang 30 Bundesliga-Spielen mit Beteiligung von Borussia Dortmund, nur die Partien mit Werder Bremen waren mit 101 Toren noch unterhaltsamer. Mit 65 eigenen Treffern ist der BVB in der Offensive stärkstes Team der Liga hinter dem FC Bayern (73 Tore).

Dortmund arbeitet die meisten Chancen heraus

Geht es nur um die Großchancen, so haben die Dortmunder Fans ligaweit am häufigsten den Torschrei auf den Lippen: 68 eigene Top-Gelegenheiten sind Bestwert in der aktuellen Saison. Mit 26 Punkten ist Dortmund – gemeinsam mit Bremen – und hinter den Bayern das stärkste Rückrundenteam. Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel verfügt über 13 Torschützen, Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang ist mit 27 Buden Top-Goalgetter und liegt teamintern mit riesigem Abstand vor Ousmane Dembélé und Raphael Guerreiro (je 6 Tore). Zwar lässt der überragende Gabuner Aubameyang auf eine gewisse Unverzichtbarkeit schließen, doch Spieler wie Marco Reus (4 Saisontreffer) oder Lukas Piszczek (5) sind vor dem gegnerischen Kasten immer wieder zur Stelle.

Traurige Tradition: Vor dem Tor ist Eintracht Frankfurt harmlos!

Und Frankfurt? Die Eintracht gilt als Spezialist für kritische Tabellensituationen. 2015/2016 zog sich das Team von Trainer Niko Kovac in der Schlussphase der Saison über die Relegation noch aus dem Abstiegssumpf. Aber: Schon im letzten Jahr stellten die Hessen mit nur 34 eigenen Treffern eine der 3 schlechtesten Offensivreihen der Liga. In dieser Saison konnte die Mannschaft trotz eines respektablen personellen Umbaus durch den neuen Manager Fredi Bobic ihre Tor-Allergie leider nicht besiegen. 32 Treffer aus 30 Spielen bedeuten eine der 4 schlechtesten Ausbeuten der Bundesliga. In den Partien mit Frankfurter Beteiligung fielen nur 66 Tore – das ist Liga-Minusrekord. Ein weiteres Indiz für die kompakte, aber unter dem Strich destruktive Spielweise der Frankfurter: Die Ausbeute bei den Großchancen. Die SGE verzeichnet nur 30 Top-Torgelegenheiten. Augsburg (25), Darmstadt, Hertha BSC (je 26) und Freiburg (29) arbeiteten in 30 Spielen noch weniger Chancen heraus. Größte Stärke der Frankfurter neben der Kompaktheit ist die Defensivarbeit: Mit 34 Gegentoren kommt man auf eine bessere Abwehrleistung als der BVB, der 35 Treffer zuließ. Anders als den Dortmundern fehlt den Frankfurtern allerdings ein echter Torjäger. Der lange verletzte Mittelfeldmann Marco Fabián führt mit 7 Treffer die vereinsinterne Torjägerliste an, „Fußballgott“ Alexander Meier, nach Verletzung zum Zuschauen verdammt, kommt auf 5 Tore. 12 verschiedene Torschützen kann die Eintracht insgesamt vorweisen.

„Die Eintracht hat eines der am besten organisierten Teams der Liga“, lobt Tuchel den Finalgegner, „es ist sehr kompliziert, gegen sie zu spielen.“ Das bekam die Borussia im Bundesliga-Hinspiel zu spüren, verlor 1:2 in der Commerzbank Arena.

BVB und Frankfurt: Nervenstark am Elfmeterpunkt

Beide Teams weisen bei allen fußballerischen Unterschieden jedoch eine für den Verlauf dieser Pokal-Saison nicht unwichtige Gemeinsamkeit auf: Sie mussten beide mehrfach durch die Nervenschlacht namens „Elfmeterschießen“. Frankfurt trat gegen den 1. FC Magdeburg, den FC Ingolstadt und im Halbfinale bei Borussia Mönchengladbach gleich 3 Mal vom Elfmeterpunkt an, der BVB erlebte gegen die Berliner Klubs 1. FC Union und Hertha BSC das glückliche Ende im Elfer-Krimi.

Gewohntes Bild in dieser Pokal-Saison: Eintracht Frankfurt zittert im Elfmeterschießen…
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