Am Samstag ist es soweit. Nach 15 Jahren und dann 588 Profispielen auf Vereinsebene wird Philipp Lahm seine Karriere beenden. Der sympathische Rechtsverteidiger wird als einer der erfolgreichsten Spieler in die Geschichte des FC Bayern München eingehen. Die Krönung seiner Laufbahn war sicherlich der WM-Titel 2014. Er wird eine große Lücke im deutschen Fußball hinterlassen.
Jeder, der sich in den vergangenen Tagen zum bevorstehen Abschied von Philipp Lahm äußerte, hielt große Lobeshymnen auf den 33-Jährigen. Jupp Heynckes etwa, unter dessen Führung Lahm mit dem FC Bayern 2013 die Champions League gewann, forderte für ihn im Gespräch mit dem SID in diesem Jahr eine weitere persönliche Auszeichnung:
„Philipp ist einer der außergewöhnlichsten Spieler des deutschen Fußballs. Ich würde mir wünschen – und er hätte es wahrlich verdient – dass er zum Ende seiner großartigen Karriere jetzt auch noch Deutschlands Fußballer des Jahres werden würde.“
In eine ähnliche Kerbe schlug Hermann Gerland. Der „Tiger“, der als Entdecker und Förderer des späteren Weltklassespielers gilt, kam aus dem Schwärmen über seinen einstigen Vorzeigeschüler nicht mehr heraus:
„Er gehört auf jeden Fall in die Jahrhundertelf des FC Bayern. Auf eine Stufe mit den ganz Großen. Was mir deshalb überhaupt nicht in den Kopf will: Dass Philipp von den Journalisten noch nie zum Fußballer des Jahres gewählt worden ist.“
In der Tat wurde Lahm noch nie mit dem Titel als Deutschlands Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Seine besten Ergebnisse bei der Wahl waren ein 2. und ein 3. Platz (2004 und 2006). Aber dieser kleine Makel schmälert die großartige Laufbahn des gebürtigen Münchners keinesfalls. Er hat so ziemlich alle großen Titel gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Dabei war er stets ein Vorbild an Leistung, Einsatz und Fairness. Seine Karriere hatte alles zu bieten, was sich ein Fußballprofi erträumen mag – und wie das Leben so spielt, gehören dazu auch einige schmerzhafte Niederlagen:
Lahms Karriere begann mit seinem ersten Einsatz am 13. November 2002 gegen den RC Lens. In der Schlussminute des Champions League-Spiels gegen die Franzosen (3:3) ließ ihn Ottmar Hitzfeld erstmals Profi-Luft schnuppern. Am Samstag wird er gegen Freiburg letztmals in einem professionellen Fußballspiel auflaufen. Mit ziemlich großer Sicherheit werden beim sonst so abgeklärten Lahm einige Tränen fließen.
Ryan Giggs, David Beckham, Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Luis Figo oder Thierry Henry – zuerst als linker, später als rechter Verteidiger und zuletzt häufiger im defensiven Mittelfeld spielte Lahm gegen die besten Akteure der letzten 15 Jahre. Viele bissen sich am kleinen Verteidiger die Zähne aus. Erfolgscoach Pep Guardiola, der zu seiner aktiven Zeit mit vielen Stars zusammenspielte und als Trainer die größten Namen der Welt trainierte, adelte den langjährigen FCB-Kapitän:
„Dieser Verein hat Legenden wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Uli Hoeneß, Kalle Rummenigge. Philipp Lahm ist auf diesem Niveau. Er ist der erste Rechtsverteidiger, der das Spiel von seiner Position dominierte. Er ist immer gut. Er ist für mich der intelligenteste Spieler, den ich je in meiner Karriere trainiert habe.“
Mehr braucht man zu Philipp Lahm nicht zu sagen. Eines ist bereits jetzt sicher: Einen wie ihn wird es so schnell nicht nochmal geben. Sowohl in der deutschen Nationalmannschaft als auch beim FC Bayern München wird er in der Zukunft nur schwer zu ersetzen sein.