Der SC Preußen Münster aus der 3. Liga hat Ole Kittner unter Vertrag genommen. Eine Nachricht, die nicht unbedingt jeden vom Hocker haut und knapp 2 Wochen vor Ende der Transferfrist fast täglich in dieser Form über den Äther geht. Der Fall Kittner ist jedoch ein besonderer. Nach 45 Monaten und mehr als 3 Jahren ohne Profivertrag kehrt der 28-jährige Innenverteidiger auf die Bühne Profifußball zurück.
Exakt 1374 Tage liegen zwischen dem letzten Pflichtspiel von Ole Kittner und seinem Comeback im Trikot des SC Preußen Münster. Mitte November 2012 riss sich der gebürtige Münsteraner in der Zweitligapartie seines SV Sandhausen beim VfL Bochum das Kreuzband. Bei dem nicht auf Rosen gebetteten Verein aus dem Rhein-Neckar-Kreis wurde der Vertrag des Verletzten im Sommer 2013 nicht verlängert. Je länger die Zeit ohne Profivertrag dauerte desto unwahrscheinlicher wurde ein Comeback. Kittner zog zurück in seine Heimat.
Vertrag bei den Preußen
In diesem Sommer wurden die Preußen dann zu einer konkreten Adresse. Seit 5 Wochen trainiert Kittner jetzt bei den Westfalen mit. Er ist froh, dass ihn der Klub aus seiner Heimatstadt, für den er nie spielte (ausgebildet wurde er 30 Kilometer südlich bei RW Ahlen), noch nicht abgeschrieben hat. Seine Auftritte in den Testspielen waren solide. Zu einer Verpflichtung kam es allerdings zunächst nicht.
Der miese Saisonstart (1 Punkt aus 4 Spielen) und die relativ unerfahrene Innenverteidigung des SCP, bestehend aus Sebastian Mai und Lion Schweers, zwangen den Verein zum Umdenken. Eine Verpflichtung und ein wahrscheinlich leistungsbezogener Einjahresvertrag lagen also nahe.
Sieg beim Debüt
Sein Pflichtspieldebüt gab Kittner am Mittwoch im Landespokal. 90 Minuten war er beim glücklichen und hart erkämpften 2:1 der Preußen gegen einen Sechstligisten am Ball. Gegenüber Westline.de verriet er nach dem Spiel, dass er sich mittlerweile körperlich auf Augenhöhe mit seinen Teamkameraden sieht. Die richtige Rückkehr gibt es dann voraussichtlich am 27. August im Liga-Heimspiel gegen die Zweitvertretung von Mainz 05.
Ein Hoffnungsschimmer für alle gebeutelten
Die Liaison birgt für beide Parteien zunächst kein großes Risiko. Ob Kittner, der bisher auf 38 Einsätze in der 2. Bundesliga und 50 Einsätze in der 3. Liga zurückblicken kann, als großer Heilsbringer in der SCP-Defensive taugt, muss allerdings abgewartet werden. Mehr als 3 Jahre Wettkampfpraxis sind nicht eben in 2 Monaten wieder aufgeholt. Dennoch kann die Geschichte als Beispiel für die vielen vertragslosen oder verletzen Fußballer herhalten, die oft auf eines hoffen: Die Fortsetzung ihrer Profikarriere.
Gyamerah macht es nach
Ähnliches spielte sich in den letzten Tagen in Bochum ab. Dort kehrte Jan Gyamerah (21) am Wochenende nach exakt 918 Tagen auf die Zweitligabühne zurück. Ständige Beschwerden an der Leiste und im Becken verhinderten nach seinem Profidebüt als Youngster weitere Einsätze. Der VfL hielt ihm bis heute die Treue und vielleicht nimmt auch seine Karriere nach langer Leidenszeit wieder Fahrt auf.