Normalerweise ist die Übernahme eines Premier League-Klubs keine wirklich große Meldung wert. Doch der Einstieg des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman bei Newcastle United befindet sich dann doch noch einmal in einer Größenordnung, die der Fußball bisweilen nicht kannte. Mit einem prall gefüllten Konto in Höhe von 370 Mrd. € sollte ein tabellarischer Aufstieg der Magpies ein Klacks werden – mag man meinen. Die bwin Redaktion hat die Klubübernahme genauer durchleuchtet und geht den Plänen, Chancen und Risiken auf die Spur:
Eine 37 mit 10 Nullen. So groß ist das Vermögen des neuen Haupteigners Newcastle Uniteds. Da wirken Geldgeber wie Mansour bin Zayed Al Nahyan, Roman Abramowitsch, Stan Kroenke und Joe Lewis plötzlich wie ganz kleine Fische, die im Geld-Aquarium kein Wörtchen mehr mitreden können. Generell scheint man über die letzten Jahre einen Überblick verloren zu haben, wer bei den 20 Premier League-Klubs (alle Premier League-Wetten) überhaupt den Geldhahn auf- und zudrehen kann. Mittlerweile kommen die 20 Haupteigner aus 11 verschiedenen Ländern. Alle rund um den Globus verteilt – von China, über Thailand und Ägypten bis in die Vereinigten Staaten. Vereine auf der Insel sind überall auf der Welt beliebt und für Personen mit schier unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten ein nettes Spielzeug geworden.
Sponsoring-Sperre für die Premier League
Da wundert es schon ein wenig, dass die Klubs der höchsten englischen Spielklasse nur 12 Tage nach der Übernahme Newcastle Uniteds eine Dringlichkeitssitzung einberiefen. Dort wurden Bedenken geäußert, dass die neuen saudi-arabischen Eigentümer lukrative Verträge mit saudischen Staatsunternehmen abschließen könnten. Die Folge: Vorrübergehend gilt ein Verbot der Unterzeichnung von Geschäfts- und Sponsoringverträgen mit Unternehmen, die mit den Eigentürmern ihrer Klubs verbunden sind. Fühlen sich hier Vereine wie Manchester City plötzlich in die Ecke gedrängt, obwohl die Skyblues über Jahre hinweg dieselben Praktiken praktizieren? Die Stimmenenthaltung des amtierenden Meisters ist wohl aussagekräftig genug. Am Ende werden die Verantwortlichen ohnehin wieder einen Weg finden, wie sie diese Regelung umgehen können.
Große Transfer-Offensive erst in 1,5 Jahren?
Doch muss sich bei Newcastle wirklich jemand Sorgen machen, dass der Verein, der seit 8 Jahren keine internationale Bühne mehr betreten hat, von jetzt auf gleich um den Titel mitspielt und sich in spätestens 2 Jahren den Henkelpott sichert? Wenn Spieler wie Mbappe und Haaland FIFA Ultimate Team like zusammengestellt werden, steigen die Titelchancen natürlich ungemein. Eine Sieggarantie ist dies aber nicht. Ein Blick ins 730 Kilometer entfernte Paris sollte Beweis genug sein. Ohnehin stellt sich die Frage, ob sich all diese Stars in der Kürze der Zeit überhaupt im Nordosten Englands zusammenfinden werden. Fürs Wintertransferfenster steht Newcastle nämlich nur ein Mini-Budget für Spielerverpflichtungen zur Verfügung. Gerade einmal 50 Mio. Pfund (knapp 60 Mio. €) stehen zum Jahreswechsel für den Kader zur Verfügung. Damit befindet sich der neureiche Klub nur im Ligamittelfeld. Und große Sprünge sind mit dieser Summe ohnehin unrealistisch.
Dein Startvorteil: Die 100 Euro-Jokerwette!
Beim Blick auf die aktuellen Transfergerüchte werden dennoch große Namen gehandelt, die zumindest aktuell und nur bei einem reinen Blick auf den Marktwert in diesem Winter nicht zu bezahlen sind. Ganz oben auf der Liste steht dabei das Juve-Duo Federico Chiesa und Mathijs de Ligt. Eine Kombination, die Newcastle auf einen Schlag 140 Mio. € ärmer machen würde. Doch sind das die Spieler, die den Verein sofort unterstützen würden? Immerhin ist der Anspruch bei einem Großteil der Top-Stars stets Champions League (alle Champions League-Wetten) zu spielen. Von Platz 4 sind die Magpies aktuell aber 12 Punkte entfernt. Mit einer Saison in der Europa League und einem fürstlichen Salär lassen sich aber bestimmt zahlreiche Spieler finden, die schon vorher für den 6-maligen FA Cup-Sieger auflaufen würden.
„Das wird eine Supermacht“
Vor allem bei Vereinen wie Arsenal oder Barcelona, die Spieler mit hoher individueller Klasse in ihren Reihen haben, wo das Verpassen der Königsklasse aber nicht unwahrscheinlich ist, wird sich frühzeitig umgeschaut. So stehen laut Don Balon bereits 4 Barca-Spieler auf der Wunschliste des NUFC: Top-Talent Ansu Fati, Ousmane Dembélé und Sergi Roberto sowie Philippe Coutinho. Die Katalanen müssen nach der Corona-Krise ohnehin sparen was das Zeug hält und zu verdenken wäre es dem Quartett nicht. Wer spielt nicht lieber bei einem Verein, der das Potential hat, auf Dauer oben mitzuspielen, als bei einem kriselnden Klub, wo die Kohle nicht mehr so locker sitzt?
So wundert es nicht, dass Jürgen Klopp bereits seine eigene Meinung zum Ligakonkurrenten hat: „Das wird eine Supermacht. Das ist jetzt im Grunde genommen so was wie die Super League – nur für einen Verein. Newcastle wird die nächsten 20, 30 Jahre im Weltfußball eine dominierende Rolle spielen können.“ Auch die Fans sind voller Zuversicht und bezeichnen die Übernahme als Wiedergeburt des Vereins. 14 Jahre Bedeutungslosigkeit finden nämlich laut Anhängerschaft in Vorbesitzer Mike Ashley ihre Begründung. Doch wie lange geben sie nun den neuen Verantwortlichen Zeit für Verbesserung? Ein reicher Scheich allein kann nämlich auch nicht von jetzt auf gleich alle Wunden heilen.