Fußball-Weltmeister Lothar Matthäus (57) gehört fast schon aufgrund seiner Gladbacher Vergangenheit zu den Experten, die sich für ter Stegen stark machen. ,,Die Kapitänsbinde darf nicht darüber entscheiden, ob du spielst oder auf der Bank sitzt. Ter Stegen hat eine faire Chance aufgrund seiner Weltklasse-Leistungen in den letzten beiden Jahren verdient. Wenn schon Leistungsprinzip, dann für alle“, sagte Matthäus in BILD (Dienstags-Ausgabe). Der Schweizer Roman Bürki (28), Torhüter von Borussia Dortmund, sieht ter Stegen gar als ,,besten Keeper in Europa.“
Torhüter-Duell: Kalter Krieg zwischen Stein und Toni
Solche Aussagen bestätigten: Es gibt – erstmals unter der Ägide von Joachim Löw – und unmittelbar vor dem Start der der DFB-Elf am 24. März in die EM-Qualifikation wieder ein Torwartduell in der Nationalmannschaft. ,,Ich möchte, da mache ich auch kein Geheimnis daraus, den Umbruch auch auf der Torwartposition vollziehen. Ich möchte Druck machen“, formuliert ter Stegen klar seine Ansprüche. Das ist kein kalter Krieg wie in den 1980er-Jahren zwischen ,,Toni“ Schumacher (65, Köln) und Uli Stein (64) vom Hamburger SV, aber immerhin. Die beiden Torhüter-Rivalen sprachen nur im Bedarfsfall miteinander.
Nominierungs-Krimi um Kahn und Lehmann
Die letzten beiden Konkurrenten waren Jens Lehmann (49) vom FC Arsenal und Oliver Kahn (49, FC Bayern). Die Nominierung des Wahl-Londoners Lehmann durch Bundestrainer Jürgen Klinsmann als Nummer 1 für die Heim-WM 2006 wurde zum Krimi und sorgte in Fußball-Deutschland für ein mittelschweres Beben. Mit der Berufung für die WM 2010 in Südafrika und seinem anschließenden Wechsel nach München (2011) wurde Manuel Neuer zur unumstrittenen Nummer eins.
Fans stehen hinter ter Stegen
Das ist eine Weile her. Nun heißt es Neuer vs. ter Stegen. Die Fans – es sind wie immer 80 Millionen Bundestrainer in Deutschland – haben sich längst entschieden. Einer aktuellen Umfrage von Sky Sport zufolge, sprechen sich mehr als 5.600 Internet-User, also 76 Prozent der Teilnehmer, für den Herausforderer ter Stegen aus, der beim Confederations-Cup 2017 den Sieg für ,,Die Mannschaft“ festhielt. Chance genutzt, konnte man sagen und in der verletzungsbedingten Abwesenheit von Manuel Neuer sah es so aus, als ob zur WM 2018 eine Überraschung auf der Torhüterposition möglich wäre.
WM 2018: Löws fatales Signal an ter Stegen
In dieser Phase und einschließlich des letzten WM-Tests im Juni 2018 gegen Saudi-Arabien in Leverkusen (2:1) blieb die DFB-Auswahl mit ter Stegen im Tor ohne Niederlage. Löw entschied sich dann für das Turnier in Russland allerdings für Neuer – und setzte damit für ter Stegen und Bernd Leno sowie für viele neutrale Beobachter das falsche Signal. Von ,,Leistungsprinzip“ war nicht viel zu sehen. Auch wenn man das blamable Vorrunden-Aus bei der WM in Russland nicht an Neuer festmachen darf, so hatte seine Nominierung doch eine immense Wirkung auf die Teamkollegen. Motto: ,,Es bleibt alles beim alten und wir kommen schon irgendwie durch.“ Oder anders: Wohl dem, der es sich leisten kann, einen Torhüter mit 80 Mio. € Marktwert auf die Bank zu setzen…. ein gefährliches Spiel!
Das spricht für Marc-André ter Stegen
Pflichtspiele Saison 2018/19: 38
Gegentor-Schnitt: 0,88
Spiele ohne Gegentor: 15
(Stand: 20. März 2019)
Wer dem bei Borussia Mönchengladbach ausgebildeten Torhüter noch immer seine Patzer im DFB-Trikot nachhält, verfügt über ein gutes Gedächtnis, aber tut ihm absolut unrecht. In den spanischen Gazetten wird der 26-Jährige längst als „Air Stegen“ oder „Messi mit Handschuhen“ gefeiert. Die Marca, das Haus- und Hofblatt der Katalanen, kommt gar zu dem Schluss, dass Marc-André ter Stegen in seiner 3. Saison als Nummer 1 bislang genauso oft den Unterschied ausgemacht hat, wie die Offensiv-Stars Messi und Suarez.
Marc-André ter Stegen zeigte in den 3 Clasicos (1:1, 3:0, 1:0) starke Paraden und kassierte nur ein Gegentor.
Das spricht für Manuel Neuer
Pflichtspiele Saison 2018/19: 35
Gegentor-Schnitt: 0,90
Spiele ohne Gegentor: 15
(Stand: 20. März 2019)
Von den nackten Zahlen her liegen die beiden Torhüter-Giganten ziemlich gleich auf. Aber was zählt bei Jogi Löw mehr? Leistungen im Verein oder in der Nationalelf? Eine Frage, die der Nation eigentlich vor jedem großen Turnier neue Rätsel aufgibt, aber vermutlich eher letzteres. Manuel Neuer ist (zusammen mit Mittelfeld-Regisseur Toni Kroos) der letzte unumstrittene Weltmeister aus der Stammelf von 2014.
<h2 style=“font-size: 16px;“>Löw gibt Neuer weiter Einsatz-Garantie</h2>
Löw würde dem Bayern-Keeper gerne die Möglichkeit geben, mit dem seine Titelsammlung mit dem EM-Pokal zu komplettieren und danach abzutreten. Eigentlich könnten nur grobe Patzer im DFB-Trikot oder eine neuerliche Verletzung den Bundestrainer dazu veranlassen, den vnde letzten Jahres ausgestellten und vor dem Serbien-Spiel erneuerten Freibrief („Manu bleibt bis zur EM die Nummer 1“) wieder zurückzunehmen.