Am Freitag machte überraschend die Meldung die Runde, dass Nadiem Amiri in Verhandlungen über einem Wechsel zu Atletico Madrid steht. Der Spieler der TSG Hoffenheim steht auf dem Wunschzettel der Rojiblancos ganz oben. Der Schritt nach Spanien ist sportlich und finanziell verlockend, beinhaltet allerdings ein großes Risiko: Bekäme der 20-Jährige im qualitativ hoch besetzten Kader der Madrilenen genügend Spielzeit, um sich weiterzuentwickeln?
Es gibt Angebote, die sollte ein Profi nicht ausschlagen. Ist die Offerte von Atletico Madrid für Nadiem Amiri so eine? Auf den ersten Blick eigentlich schon. Atletico gehört zu den besten Vereinen der Welt und spielt regelmäßig in der Champions League. In den vergangenen 3 Jahren stand der Klub 2 Mal im Endspiel der Königsklasse. Die Chancen auf Titel sind bei den Rojiblancos um ein vielfaches höher als bei der TSG Hoffenheim. Auch finanziell würde sich der Wechsel in die spanische Hauptstadt für Amiri sicherlich auszahlen.
Aber wäre der Schritt in die Primera Division auch förderlich für seine Entwicklung? Unter Julian Nagelsmann ist der Youngster im Kraichgau trotz seines jungen Alters ein Leistungsträger. In dieser Saison kam er in 24 Bundesliga-Spielen zum Einsatz und stand dabei 17 Mal in der Startelf. Seine Bilanz: 2 Tore und 4 Assists. Bereits in der letzten Spielzeit schaffte er den Sprung aus der 2. Mannschaft der TSG und hatte mit 4 Toren und 4 Vorbereitungen entscheidenden Anteil am erfolgreichen Klassenerhalt der Hoffenheimer. Jetzt klopft er mit dem Klub an der Tür zur Champions League.
Nagelsmann schätzt vor allem die Flexibilität des laufstarken Mittelfeldspielers. Amiri kann in der Zentrale, auf dem Flügel oder sogar in der Angriffsspitze eingesetzt werden. Mit seiner starken Technik und seinem guten Passspiel (Fehlpassquote von 15%) ist er ein Fixpunkt im Spiel der TSG. Nicht nur in Hoffenheim nimmt er bereits eine wichtige Rolle ein, sondern auch in der deutschen U21-Nationalmannschaft. Am Freitag erzielte er im Testspiel gegen England (1:0) den Siegtreffer. Sein Potential ist längst noch nicht ausgeschöpft. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der 20-Jährige ein Kandidat für Joachim Löw wird. Voraussetzung: Seine Entwicklung geht weiter so voran wie bisher.
Und genau da liegt das Risiko bei einem Wechsel nach Madrid. Der Konkurrenzkampf bei den Rojiblancos ist ein anderer als in Hoffenheim. Einsätze wären ihm dort nicht garantiert. Dazu kommt die Umstellung auf ein anderes Land mit anderer Sprache sowie die Eingewöhnung an die neue Liga und die neuen Mitspieler. Für einen 20-Jährigen, der erst 59 Profispiele absolviert hat, wäre das ein enormer Schritt und eine große Herausforderung. Das kann funktionieren, muss aber nicht. Amiri wäre gut beraten, wenn er noch eine Zeit lang in Hoffenheim spielen würde. Stand heute kann er sich auch mit der TSG im nächsten Jahr in der Champions League beweisen. Für einen Wechsel zu einem Top-Klub ins Ausland bliebe ihm noch genügend Zeit.