In der Woche vor Weihnachten war es mal wieder soweit: Der FC Arsenal hatte sich mit 2 Niederlagen binnen 5 Tagen – jeweils 1:2 bei Everton und Manchester City – aus dem Rennen um die englische Meisterschaft verabschiedet. Neben Trainer Wenger hatten Fans und Experten Mesut Özil als einen der Hauptschuldigen für die Misere des Londoner Traditionsklubs ausgemacht. Özil, der Abtaucher. Mal Weltklasse, aber viel häufiger unsichtbar. Soweit das Klischee. Aber stimmt das wirklich? Eine Analyse.
Am 2. Weihnachtstag bestritt Mesut Özil sein 100. Premier League-Spiel für Arsenal. Mittelständler West Brom war im Emirates Stadion zu Gast und rührte mit zeitweise 6 Verteidigern ordentlich Beton an. Die Gunners rannten lange erfolglos an, der Underdog wehrte sich tapfer. Die Sensation war zum Greifen nah, bis Mesut Özil von der rechten Strafraumecke eine Flanke nach innen schlug – genau auf den Kopf des eingewechselten Oliver Giroud. Der Franzose traf zum 1:0, Blamage abgewendet. Özil gelang in seinem Jubiläumsspiel der in diesem Fall spielentscheidende 36. Assist. Die Reaktionen fielen für den Gelsenkirchener dennoch wenig schmeichelhaft aus. So schrieb Goal.com „Mesut Özil tauchte (…) komplett unter und gab mit seiner Körpersprache einmal mehr Anlass zur harschen Kritik“. Auch im Live-Ticker des kicker war erneut von „abtauchen“ die Rede. Und die Kommentare zu einem Post auf der bwin Facebook-Seite waren sogar noch vernichtender.

Das Kuriose: Statistisch gesehen hat Mesut Özil gegen WBA eines seiner besten Saisonspiele abgeliefert. Von wegen abgetaucht: Er spielte 122 Pässe, die zweitmeisten nach Mitspieler Granit Xhaka, der seinerseits einen Premier League-Saisonrekord aufstellte. Özils Schnitt pro Ligaspiel liegt bei rund 62 Zuspielen. Noch beeindruckender: Der deutsche Nationalspieler kreierte sage und schreibe 7 Torchancen. Das ist schlicht und ergreifend überragend. In dieser Kategorie liegt sein Durchschnittswert aktuell bei bei 2,65 pro Ligaspiel – Spitzenreiter Dimitri Payet von West Ham kommt auf 4,3. Dank der Vollstreckerqualitäten von Oliver Giroud hat Mesut Özil jetzt also 36 Assists auf dem Konto. Mehr Tore bereitete in seinen ersten 100 Premier League-Spielen überhaupt nur ein einziger Profi vor: Manchester Uniteds Legende Eric Cantona (39 Assists).
Natürlich unterliegt auch Mesut Özil Formschwankungen. Die Saison 2015/16 war insgesamt rekordverdächtig, selten legte ein Spieler so viele Torschüsse auf (Ø 4,17 pro Spiel), nur um ein Haar verpasste er mit seinen 19 Assists Thierry Henrys Premier League-Rekord (20). Dafür läuft es seit dem Sommer etwas weniger gut. Insgesamt aber muss man klar festhalten: Seit Mesut Özil in der englischen Milliarden-Liga kickt, kreierte hier kein anderer Spieler mehr Torchancen (336). Und von denen, die weniger lange in der Premier League aktiv sind, knackt einzig Dimitri Payet mit 4,08 Vorlagen pro Ligaspiel den Schnitt des Weltmeisters. Ein sehr ähnliches Bild zeigt sich auch bei den letztlich erfolgreichen Vorlagen: Seit Sommer 2013 bereitete Özil wie gesagt 36 Treffer vor. Ihm folgt Tottenhams Eriksen mit 28. De Bruyne (0,43) und Payet (0,39) – beide erst seit 2015 auf der Insel aktiv – dürfen sich über einen leicht besseren Schnitt pro Spiel freuen.
Die Zahlen belegen klar: Özil ist kein Abtaucher. Er ist häufig am Ball und kreiert mehr Offensivaktionen als jeder andere. Vielleicht sollten wir uns alle für das nächste Spiel eine kleine Notiz schreiben: Arsenals Nummer 11 ganz genau im Auge behalten. Womöglich sehen wir dann, wie stark er wirklich ist.
Premier League Torschussvorlagen
Bestwert 2013-2016 Özil 336 | Bester Ø 2013-16 Özil 3,36 | Bester Ø aktuelle Spieler Payet 4,08
Premier League Assists
Bestwert 2013-2016 Özil 36 | Bester Ø 2013-16 Özil 0,36 | Bester Ø aktuelle Spieler De Bruyne 0,43
Tipp: Arsenal ist am 03.01.2017 ab 20:45 Uhr bei Bournemouth zu Gast. Live-Wetten zu diesem Spiel gibt es auf bwin.com.