Am Freitag trafen in der 2. Bundesliga mit Stefan Effenberg und Ralf Rangnick 2 polarisierende Trainer aufeinander. Der Coach von RB Leipzig, Ralf Rangnick, machte nach dem Spiel (1:0 für RB) interessante Aussagen und konterte indirekt die Kritik von Effenberg-Kumpel Mehmet Scholl dem die „ganze Schwemme von sogenannten Laptop-Trainern“ auf die Nerven geht.
Stein des Anstoßes war laut Rangnick die völlig veraltete Taktik der Manndeckung, die Stefan Effenberg seinen abstiegsbedrohten Paderbornern gegen den Aufstiegsfavoriten aus Leipzig verordnet hatte. „Es war wirklich Manndeckung angesagt, wie ich es in der Form noch nie erlebt habe. Das ist völlig legitim, nicht dass da ein falscher Anstrich entsteht.“ Er aber habe „das zum letzten Mal vor 30 Jahren erlebt, dass eine Mannschaft so spielt wie Paderborn gegen uns“, so der RB-Trainer. „Wenn ich dann teilweise höre, welche Diskussionen da geführt werden von irgendwelchen sogenannten Experten über Laptop-Trainer oder Konzept-Trainer…“ Und hier wären wir bei Mehmet Scholl. Der es als höchstes Qualitätskriterium für einen Trainer ansieht „oben gespielt zu haben“, um zu wissen wie ein Spieler auf höchstem Niveau tickt.
Wer, wenn wir einen Blick auf die Bundesligatrainer werfen, erfüllt überhaupt dieses Schollsche Kriterium:
Mehr geht nicht
Der erfolgreichste Spieler ist auch derzeit der erfolgreichste Trainer der Bundesliga. Pep Guardiola hat mit dem FC Barcelona als Spieler und Trainer alles geholt, was es zu gewinnen gab. Auch beim FC Bayern räumt er national alles ab. Punkt für Scholl!
Alte Haudegen
Exakt 9 Trainer der Bundesliga haben die meiste Zeit ihrer Karriere in der 1. Bundesliga verbracht. Peter Stöger (1. FC Köln) und Ralph Hasenhüttl (FC Ingolstadt) waren davon in Österreich überaus erfolgreich. Pal Dardai (Hertha BSC), André Breitenreiter (Schalke 04), Bruno Labbadia (HSV), Thomas Schaaf (Hannover 96), Viktor Skripnik (Werder Bremen), Armin Veh (Eintracht Frankfurt) und Dirk Schuster (Darmstadt 98) können als alte Haudegen bezeichnet werden. Wenngleich keiner von ihnen als Spieler oder Trainer schon eine immense Titelsammlung angehäuft hat. Dieter Hecking (VfL Wolfsburg) und Jürgen Kramny (VfB Stuttgart) verbrachten den Großteil ihrer Spielerlaufbahn in der 2. Bundesliga. Ein halber Punkt für Scholl!
Null Bundesligaeinsätze
6 aktuelle Bundesliga-Trainer haben keinen einzigen Bundesligaeinsatz als Spieler vorzuweisen. Bemerkenswert dabei ist, dass seit ihrem Amtsantritt alle ziemlich erfolgreich sind. Markus Weinzierl führte den FC Augsburg überraschend in den Europapokal. André Schubert gelang mit Borussia Mönchengladbach eine kaum für möglich gehaltene Trendwende nach dem Rücktritt von Lucien Favre. Mainz-Trainer Martin Schmidt hat die 05er zu einem ernsthaften Kandidaten für die Top 6 geformt. Roger Schmidt wurde österreichischer Meister und qualifizierte sich mit Bayer Leverkusen für die Champions League. Thomas Tuchel hat es geschafft, das schwere Erbe von Jürgen Klopp beim BVB zu übernehmen und führt die Borussia von Sieg zu Sieg. Der Jüngste, Julian Nagelsmann, blieb mit Abstiegskandidat Hoffenheim in seinen ersten beiden Spielen ohne Niederlage. Alle hier genannten kickten wenn überhaupt unterklassig. Trotzdem scheinen sie auch ohne Bundesliga-Stallgeruch zu wissen, wie es geht, erfolgreich eine Profimannschaft zu führen. Kein Punkt für Scholl!
Der Fußball wird immer professioneller, die Trainer werden es auch. Wo früher noch eine erfolgreiche Fußballerkarriere das bestimmende Kriterium für eine Trainerlaufbahn war, sind die Anforderungen inzwischen vielschichtiger. Das wird auch ein Mehmet Scholl anerkennen müssen, der seinerseits bis jetzt nur in der 3. Liga als Trainer aktiv gewesen ist und ansonsten mit seinen Kommentaren höchstens noch Champions League spielt.