Durch bärenstarke Leistungen machte Maximilian Beister einst in der 2. Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf nachhaltig auf sich aufmerksam. Doch nach einer scheinbar endlosen Serie von glücklosen Gastspielen gehörte Beister seit dem 1. Juli 2017 zu den Profis mit dem wenig schmeichelhaften Status „vereinslos“. Seit Januar hat er beim Viertligisten KFC Uerdingen eine neue Heimat gefunden. Mit den Krefeldern peilt er den Aufstieg in die 3. Liga an. Findet er auch zu alter Stärke zurück?
Es gab diese Zeiten, in denen Maximilian Beister zu den größten Talenten im deutschen Fußball zählte. Er war Stammspieler in der U19-, U20- und U21-Nationalmannschaft des DFB und führte Fortuna Düsseldorf zurück in die Bundesliga. In der Saison 2011/12 hatte er mit 11 Toren und 13 Vorlagen maßgeblichen Anteil an der Rückkehr der Fortunen ins Oberhaus. Eine Traumkarriere schien vorprogrammiert.
Damals buhlte Jürgen Klopp als BVB-Trainer intensiv um den zu diesem Zeitpunkt 21-Jährigen. Ein Transfer kam nicht zustande, weil der Hamburger SV seinen ehemaligen Juniorenspieler nach dem Ende des Leihgeschäfts mit Düsseldorf wieder an die Elbe holte.
Saison 2012/13: Durchwachsenes Bundesliga-Jahr
Mit viel Selbstbewusstsein kehrte Beister zum HSV zurück, an die guten Leistungen aus Düsseldorf kam er jedoch nie heran, konnte sich in der Bundesliga nicht etablieren. 23 Einsätze, davon allerdings nur 8 in der Startelf – bei 3 Toren – stehen in Beisters Arbeitsprotokoll im ersten Jahr beim HSV. Negativer Höhepunkt: Aufgrund eines Kung-Fu-Tritts gegen Augsburgs Daniel Baier wurde Beister zwischen dem 27. und 31. Spieltag nach einer Roten Karte für 5 Spiele gesperrt.
Saison 2013/14: Beginn einer Seuchen-Serie
Der Start ins zweite Bundesliga-Jahr in Hamburg war verheißungsvoll: In der Hinrunde stand er 16 Mal in der Startelf des HSV. Nur aufgrund einer Gelbsperre verpasste er eine Partie. 7 Mal durfte er über die komplette Spielzeit ran, mit 5 Toren und 6 Vorlagen zahlte er das Vertrauen von HSV-Coach Thorsten Fink zurück. Im Winter-Trainingslager dann der Schock: In einem Testspiel in Abu Dhabi gegen Vitesse Arnheim zog sich Beister am 10. Januar 2014 einen Kreuzbanriss zu. Saison-Aus. Die neue Saison war für Maximilian Beister ebenfalls voller Hiobsbotschaften. Kaum hatte er sich nach der Kreuzbandverletzung zurückgekämpft, musste er nach einem Meniskusschaden am Knie operiert werden.
Saison 2014/15: Eine verlorene Spielzeit
Zwischen seinem letzten BL-Einsatz am 21. Dezember 2014 beim 2:3 gegen den 1. FSV Mainz 05, einer unterirdischen Darbietung der Hamburger, und seinem 13-Minuten-Comeback für den HSV beim 0:2 gegen den 1. FC Köln am 31. Januar 2015 verging über ein Jahr.
Im Juni 2015 einigte sich Beister mit den Hamburger Verantwortlichen auf eine vorzeitige Vertragsauflösung. Er erhielt eine Abfindung in Höhe von € 250.000. Nur einen Tag später unterzeichnete er einen Vertrag beim 1. FSV Mainz 05. Viele Fans nahmen ihm diese Reihenfolge des Wechsels übel. Bei den Rheinhessen wollte er wieder neu durchstarten.
Saison 2015/16: Auch in Mainz läuft es nicht
Direkt zu Beginn setzte ihn das Bone-Bruise-Syndrom für längere Zeit außer Gefecht. Im Anschluss seiner Genesung schaffte er es an den ersten 14. Spieltagen nicht in den Kader. Am 15. Spieltag hatte er seinen ersten und bis heute einzigen Einsatz für Mainz. Ganze 5 Minuten durfte er beim 3:1-Auswärtserfolg gegen seinen Ex-Klub HSV auf dem Platz stehen.
Rückrunde 2015/16: Erfolglose Leihe in die 2. Liga
Nachdem er bei Mainz gar nicht zum Zug kam, ließ Beister sich für ein halbes Jahr zum TSV 1860 München ausleihen. Aber auch beim abgestürzten Ex-Erstligisten fand er nicht mehr in die Erfolgsspur zurück. 8 Einsätze, davon nur 2 in der Starelf waren kein Argument für eine Weiterverpflichtung bei den Löwen.
Saison 2016/17: Nur ein Spiel in der 3. Liga
In der Vorbereitung trainierte der mittlerweile 25-Jährige 3 Wochen lang bei Darmstadt 98 mit. Die Lilien entschieden sich aber letztendlich für den Kauf eines anderen Spielers. Da auch in Mainz kein Platz mehr für ihn im Kader war, wurde Beister zur eigenen U23 abgeschoben. In der 3. Liga kam Beister nur auf einen 35-Minuten-Auftritt beim 1:2 gegen Werder Bremens 2. Mannschaft im September 2016.
Als er daraufhin einfach das Stadion in Bremen verließ, wurde er bis auf weiteres vom Spiel- und Trainingsbetrieb des Drittligisten suspendiert. Ein Leih-Geschäft mit Melbourne Victory aus Australien brachte Beister keinen Befreiungsschlag. Bei der Marktwert-Analyse von Transfermarkt.de im Februar 2017 gehörte der inzwischen 26-jährige mit einem Minus von 57% und einem Absturz auf € 150.000 zu den ganz großen Verlierern.
Saison 2017/18: Rückschritt in die Regionalliga?
Keine Rückkehr nach Mainz. Der FSV und Beister einigten sich im Sommer 2017 über eine Vertragsauflösung. Trotz der ernüchternden Situation und ungeachtet der Tatsache, dass er nach dem Start der Spielzeit noch keinen neuen Arbeitgeber hat, will Beister nach den für ihn verlorenen Jahren nicht einfach aufgeben. „Ich will es mir selbst beweisen, am Ende meiner Karriere mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen zu können“, sagte er gegenüber BILD, „wenn ich irgendwann nicht mehr Fußball spielen werde, möchte ich mit gutem Gefühl aufhören.“
Doch für die Fortsetzung seiner Karriere schuftete er weiterhin hart. Seine Berateragentur Rogon organisierte ein Camp mit anderen vereinslosen Spielern, u.a. waren Dennis Aogo, Eric-Maxim Choupo-Moting, Roberto Hilbert oder auch Jan Kirchhoff mit dabei. Im Oktober hielt er sich bei der 2. Mannschaft von Borussia Dortmund fit.
Im Januar 2018 fand Beister dann endlich einen neuen Klub. Beim ambitionierten Viertligisten KFC Uerdingen unterschrieb der gebürtige Göttinger – auch dank des Geldes des russischen Mäzens Mikhail Ponomarev – direkt einen Vertrag bis 2020. Und die Krefelder liegen auch mit Beister nach wie vor aussichtsreich auf Meisterkurs in der Regionalliga. Seine Bilanz kann sich bisher sehen lassen. In 9 Liga-Einsätzen markierte er 7 Tore, traf in jedem der letzten 5 Spiele und blieb mit seinem Team bisher ohne Niederlage. Scheint so, als ob er für die Regionalliga doch noch viel zu gut ist. Beim KFC trifft Beister auf einige ehemalige Bundesligakicker, die von Trainer Stefan Krämer mit aller Macht zum Aufstieg in die 3. Liga gecoacht werden sollen.
Im Februar sagte er im einem Interview mit Spox über sein Engagement in Uerdingen: „Es riecht noch nach Tradition, alles ist sehr alt, sehr ursprünglich. Klar muss einiges renoviert werden. Aber ich hoffe, dass der Grundgedanke immer sein wird, den Fußball zu verbessern und nicht, eine große Marke zu schaffen.“
Ruft er sein Potential weiterhin ab, darf man davon ausgehen, dass das Team auch am letzten Spieltag ganz oben steht und die Relegation meistert. Im Anschluss könnte er dann beweisen, dass er auch eine Etage höher noch zu den Besten zählt.