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Zu Beginn haben alle von Carlo Ancelotti geschwärmt, im Herbst wurde er dann sehr harsch kritisiert und mittlerweile bejubeln wieder alle seine Arbeit. Wie beurteilen Sie die Art und Weise, wie über Ancelotti berichtet wird?
Es ist wie immer im Fußball. Am Anfang wird einer kritisiert, dann wird er wieder gelobt und ganz schnell auch wieder am liebsten vom Hof gejagt. Ich habe von vornherein gesagt, dass man ihm Zeit geben sollte, um entsprechend arbeiten zu können. Ich persönlich mag ihn sehr gerne und vor allem ist er stur seinen Weg weitergegangen. Mittlerweile gewinnen sie ja wieder alles und es ist so wie er es angekündigt hat, nämlich, dass die 2. Hälfte der Saison wichtiger ist als die erste.
Wie sehen Sie persönlich denn die Rolle der Medien? Sind diese ernst zu nehmen oder lässt sich daraus billige Sensationslust ableiten?
Naja, wenn ich ehrlich bin, lese ich nicht mehr so viel Zeitung. Deswegen weiß ich auch nicht mehr, was alles genau drinsteht. Natürlich wird man über gewisse Dinge informiert oder informiert sich selbst. Ich finde es schade, dass der Journalismus einfach nicht mehr so seriös ist wie früher. Das Positive ist nicht mehr interessant und es wird nur mehr über das Negative berichtet – darüber dann besonders intensiv. Deswegen ist der Journalismus auch ein bisschen in Verruf geraten.
Sie kennen sich mit medialer Kritik ja sehr gut aus. Wie sind Sie während Ihrer Karriere damit umgegangen?
Ehrlicherweise war das für mich damals ziemlich einfach: Ich habe ein bisschen mit den Medien gespielt, indem die Medien mich benutzt haben und ich die Medien benutzt habe. Das war ein Geben und Nehmen und mich hat das nie belastet, weil es mir einfach egal war, was da alles geschrieben wurde. Meine Leistung habe ich immer gebracht. Natürlich ist der Druck dann höher, weil die Journalisten nur darauf warten, dass die Leistung einmal nicht entsprechend ist, aber das war bei mir ja nie der Fall (lacht).
Wie haben Sie damals mit den Medien gespielt?
Da gab es einige Situationen, wo ich absichtlich provoziert habe. Irgendwo sucht man da natürlich seinen eigenen Vorteil. Je mehr man in der Zeitung war, desto höher wurde auch dein Marktwert. In Bremen gab es eine Situation, in der ich den Zuschauern nach ihren Pfiffen den Vogel gezeigt habe. Da haben natürlich die Journalisten draufgehalten, aber ich hatte letztendlich Recht, weil wir 1:0 gewonnen haben. Diese Situationen haben für mich immer dazu gehört, das war auch nichts Dramatisches.
Sie wurden nicht nur kritisiert, Sie sind mittlerweile ja selbst ein recht scharfer Kritiker. Vor einiger Zeit meinten Sie, dass Fußball nur Männersache sei. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Natürlich dürfen Frauen auch Fußball spielen (lacht). Ich persönlich sehe mir halt keinen Frauenfußball an.
Sie sparen auch sonst nicht mit Kritik. Letzten Herbst sind Sie mit Bayer Leverkusen sehr hart ins Gericht gegangen. Was gefällt Ihnen am Werksclub nicht?
Ich habe den Club nicht direkt kritisiert, sondern ich habe meine persönliche Meinung gesagt und niemanden persönlich angegriffen. Ich habe nur gemeint, dass ich mir kein Spiel von Bayer Leverkusen ansehe und ansehen werde. Aus dem einfachen Grund, weil es mir nicht attraktiv genug ist. Was andere machen, ist mir persönlich egal, meine Meinung dazu muss ja nicht für alle zählen. Ich sehe mir einfach lieber Bayern, Bremen oder Kaiserslautern, als Bayer Leverkusen an.
Was genau meinen Sie damit, dass es nicht attraktiv genug wäre?
Da kommt vieles zusammen. Teilweise sind die Spiele nicht ausverkauft und der Fankreis ist nicht besonders groß, was man bei Auswärtsspielen gut sehen kann. Das ist meine Meinung und mit der kann jeder umgehen wie er möchte.
Der Konter von Rudi Völler hat nicht lange auf sich warten lassen. Tun solche emotionalen Typen wie Rudi Völler dem Fußball bzw. Bayer Leverkusen, wo es Ihrer Meinung nach an Attraktivität mangelt, gut?
Bei seinem Konter ist er damals persönlich geworden und hat Worte gewählt, die sich nicht gehören, aber darüber muss er sich selbst im Klaren sein und sich Gedanken machen. Es gibt ja das Sprichwort „Der getroffene Hund bellt“, also dürfte ich nicht so falsch gelegen sein mit den Dingen, die ich gesagt habe. Auf jeden Fall tut er dem Verein gut, obwohl ich in lieber in Bremen hätte. Er hat sich halt damals für Leverkusen entschieden.
Würde Werder Bremen mit Rudi Völler heute an besserer Stelle stehen?
Das ist rein hypothetisch und schwer zu beurteilen. Ob sie jetzt besser oder schlechter wären, kann ich wirklich nicht sagen.
Kevin Großkreutz zählt ebenso wie Sie zur Kategorie der Typen mit Ecken und Kanten, die ihre Meinung gerne und oft kundtun. Haben solche Typen im heutigen Fußballbusiness noch eine Chance?
Kevin ist ein hervorragender Typ, menschlich wie sportlich. Jetzt hat er zuletzt Fehler gemacht und zusätzlich hat sich über die Jahre einiges angehäuft. Die letzte Aktion beim VfB Stuttgart war natürlich untragbar. Es spricht ja nichts dagegen, wenn man am Abend rausgeht und ein Bier trinkt oder auch einmal feiern geht, wenn der nächste Tag frei ist. Das Ganze aber mit Jugendspielern zu machen, die 15 oder 16 Jahre alt sind, geht natürlich nicht. Man muss als Fußballprofi aufpassen, wo man sich bewegt und in welchen Lokalen man ist. Man muss auch aufpassen, mit wem man dort ist und es darf vor allem nichts passieren. Dinge wie Schlägereien oder Ähnlichem muss man aus dem Weg gehen. Solche Fehler darfst du nicht machen.
Ist hier vielleicht eines der Probleme, dass jeder diverse Social Media-Profile hat und auch in Echtzeit alles dokumentiert werden kann und wird?
Die Spieler sorgen ja selber durch ihre vielen Onlineprofile dafür. Wenn man permanent postet, wo man ist, mit wem man zusammen ist, was man isst, was man trinkt und dann versehentlich mal um 3 Uhr nachts postet, kann ich nicht sagen, dass ich um 12 Uhr im Bett war. Dadurch, dass die Spieler dazu neigen alles von sich preiszugeben, kommen Ungereimtheiten viel leichter an die Öffentlichkeit. Daran sind die Spieler aber teilweise selbst schuld. Bei uns war das anders. Ja, es gab das Internet in der Form noch nicht, aber ich denke, wir waren auch ein bisschen schlauer. Wir sind auch am Abend ausgegangen und das hat niemand mitbekommen (lacht).
Jeder weiß, dass Mario Basler kein Kind von Traurigkeit war.
Klar, aber trotzdem weiß man nicht alles (lacht).
Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat, etc. – lenkt das vom Profifußballerdasein ab? Sollten die Vereine die Aktivitäten der Spieler auf Social Media regeln oder unterbinden?
Das kann man ja gar nicht unterbinden, das ist mittlerweile Teil des Fußballs und des Geschäfts. Fußballer sind heutzutage viel mehr eine Marke, als zu meiner Zeit und diese muss auch vermarktet bzw. präsentiert werden. Daran müssen wir uns einfach gewöhnen. Junge Spieler verbringen heute einfach mehr Zeit mit Facebook oder Instagram als mit Fußball. Wir waren damals am Freitagabend gemeinsam Fußball schauen und heute sitzt jeder vor dem Laptop oder dem Handy und postet, was er gerade gegessen oder getrunken hat.
Leidet darunter der Teamgeist?
Das kann schon gut sein, wenn man insgesamt weniger als Gemeinschaft macht und jeder nur mit seinen diversen Accounts beschäftigt ist und zusieht, dass er das perfekte Posting hinkriegt.
Der Ex-ÖFB-Internationale Paul Scharner hat kürzlich gesagt, dass der Teamgeist oder die Vorstellung von 11 Freunden sowieso eine Illusion ist. Wie sehen Sie das?
Das ist nicht nur heute, sondern war schon immer so. So richtige Freunde gibt es ja im Fußball gar nicht. Man ist eine Gemeinschaft für eine kurze Zeit und dann verliert man sich meistens aus den Augen. Der eine macht beruflich etwas ganz Anderes, den anderen verschlägt es ins Ausland. Da gebe ich ihm Recht, die Vorstellung der 11 Freunde auf dem Platz entspricht nicht der Wahrheit.
Nachdem Stefan Effenberg bei Paderborn als Trainer geschasst wurde, haben Sie Präsident Wilfried Finke sehr scharf kritisiert. Mittlerweile ist Paderborn 19. in der 3. Liga und auf den Weg in den Amateurfußball. Ist das zu Recht geschehen? Liegt das an der Machtfülle von Präsident Finke?
Es ist nicht zu Recht geschehen. Es ist ja nicht so, dass ich mich jetzt freue, dass Paderborn da unten steht. Aber es ist eine logische Konsequenz daraus, wenn man einen Selbstdarsteller wie Finke als Präsidenten hat, der nur sich im Fokus sehen möchte. Darunter leidet der Verein. Als Stefan (Effenberg, Anm. d. Red.) Trainer war, hat Finke eigenmächtig 3 Stürmer suspendiert, weshalb der Verein in der Rückrunde keinen Stürmer hatte und dann wird Stefan als der Schuldige hingestellt.
Grundsätzlich hat Wilfried Finke über die letzten Jahre alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Solche Selbstdarsteller haben keine Ahnung vom Fußball, stellen ihr Geld zur Verfügung, möchten dann letztinstanzlich alles bestimmen und keiner darf widersprechen. Das sollte ein warnendes Beispiel sein: Mit einem Selbstdarsteller, der nichts zulässt außer seiner Meinung und nur sich inszeniert, bekommt man als Verein große Probleme.
Ist 1860 München mit Hasan Ismaik nicht ebenso ein warnendes Beispiel?
Das sehe ich differenzierter. Ohne Ismaik wäre 1860 München schon lange nicht mehr auf dieser Fußballlandkarte. Er hat den Verein gerettet. Natürlich ist er manchmal ein wenig außergewöhnlich, aber grundsätzlich ist 1860 München auf einem guten Weg da unten herauszukommen. Ich glaube außerdem schon, dass Ismaik zumindest ein Grundmaß an Fußballsachverstand hat, was ich Wilfried Finke grundsätzlich abspreche. Zwischen den beiden besteht ein enormer Unterschied.
Seit Effenberg Trainer bei Paderborn war, ist er nirgendwo mehr als Coach eingestellt worden. Liegt das an solchen Selbstdarstellern, die keine meinungsstarken Typen neben sich akzeptieren können, weil sie ihnen die Show stehlen würden?
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Für jemanden wie Effenberg, Lothar Matthäus oder mich ist es schwer bis nahezu unmöglich in Deutschland einen Job als Trainer zu bekommen. Typen, die eine starke Persönlichkeit haben und ihre Meinung sagen sind nicht gewollt. Die Wahrheit tut weh, wenn man sie ausspricht und das können viele Clubs bzw. ihre Präsidenten nicht ertragen. Dann würde ihnen nämlich der Fokus verloren gehen und deswegen holen sie lieber jüngere Trainer, die vorher ihre A-Jugend trainiert haben. Dementsprechend wird es für solche Typen wie mich, Matthäus oder Effenberg in Deutschland nicht einfacher werden.
Wenn wir die Bundesliga und die derzeitige Bayerndominanz betrachten, wer kann diese in nächster Zeit brechen?
Das kann keiner schaffen und dagegen kann man auch nichts unternehmen. Bayern wird auf die nächsten Jahre uneinholbar sein. Vielleicht hat einmal jemand Glück wie der BVB und man wird Deutscher Meister, aber das entscheidet ganz allein der FC Bayern und sonst niemand.
Der Sportdirektorposten bei den Bayern ist immer noch vakant. Wäre Max Eberl der richtige Mann dafür?
Er ist ein hervorragender Sportdirektor, das hat er in Gladbach bewiesen. Die Bayern sind zwar noch einmal eine Hausnummer größer, aber Max wäre für den Posten sicher einer der Besten.
Warum hat Philipp Lahm den Job nicht angenommen?
Mich hat es gewundert, dass man Philipp (Lahm, Anm. d. Red.) den Posten direkt angeboten hat. Ich glaube, es wäre erst einmal wichtig, dass sich Philipp dort in Ruhe einfinden kann. Er ist ein hochintelligenter Spieler und Mensch, aber vielleicht hat er sich den Posten selbst noch nicht zugetraut. Aber wie das abgelaufen ist, wissen wir ja alle nicht.
Die Art und Weise, wie die Entscheidung von Philipp Lahm, den Posten nicht anzunehmen, an die Öffentlichkeit geraten ist, lässt einige Fragen offen. Hoeneß und Rummenigge waren im Vorfeld auch offensichtlich unterschiedlicher Meinung, ob Philipp Lahm den Posten bekleiden sollte oder nicht. Kriselt es intern bei den Bayern?
Ich kenne ja beide und habe sie kürzlich beim Spiel in Bremen getroffen. Da kriselt es überhaupt nicht. Beide sind sehr starke Persönlichkeiten, deswegen ist der FC Bayern auch so ein erfolgreicher Verein.
Vor einiger Zeit haben Sie den FC Bayern mal den „Traumsex mit der Traumfrau“ genannt. Ist das immer noch so?
Das ist nach wie vor so und das wird auch die nächsten Jahre so bleiben. Wir in Deutschland können alle froh sein, dass es die Bayern gibt. Dass wir einen Verein haben, der uns Jahr für Jahr international so stark vertritt und immer zumindest im Halbfinale steht.
Werden die Bayern kein Problem mit ihrem überalterten Kader bekommen? Ribery ist 33 Jahre alt, Robben ebenso.
Nein, ganz sicher nicht. Da sind schon wieder einige junge Spieler dahinter, wie Coman, Sanches oder Kimmich, die motiviert sind und man wird sicher auch den einen oder anderen jungen Spieler verpflichten. Außerdem gibt es nicht alt oder jung, sondern nur gut oder schlecht, wie Otto Rehhagel schon einmal gesagt hat.
Am Transfermarkt werden ja auch für sehr junge Talente schon exorbitante Summen verlangt. Können die Bayern bei Summen rund um die € 100 Mio. mithalten?
Die Bayern können das und werden das auch tun, wenn sie einem Spieler diesen Wert zugestehen. Man muss ja einmal etwas klar sagen: Jeder Spieler, der in die Bundesliga kommt, kann sich darauf verlassen, dass er hier sein Geld pünktlich bekommt, was in vielen anderen Ländern gar nicht so selbstverständlich ist. Es gibt Länder, da musst du dir Sorgen machen, ob du dein Geld überhaupt bekommst. Das ist in Deutschland anders. Und gerade bei den Bayern bekommst du es nicht erst am 1. des Monats, sondern wahrscheinlich schon davor, nämlich am 30. Außerdem haben die Bayern den Vorteil, dass sie auch einmal ohne Probleme € 100 Mio. ausgeben könnten.
Gehen wir in ganz andere Dimensionen, nämlich nach Kaiserslautern. Die Bundesligazeit ist schon wieder etwas länger her, derzeit ist man 5 Punkte von einem Abstiegsrang in der 2. Bundesliga entfernt. Was funktioniert beim 1.FC Kaiserslautern nicht in den letzten Jahren?
Das war ein schleichender Tod, der sich langsam angekündigt hat. Die finanziellen Möglichkeiten wurden sukzessive weniger und zusätzlich hat man den einen oder anderen Fehler gemacht. Die Konsequenz daraus ist, dass man jetzt in der 2. Liga dort unten steht. Hier in der Pfalz machen wir uns große Sorgen, dass man vielleicht sogar noch ganz unten reinrutscht. Das wäre eine Katastrophe. Es hat sich aber über die letzten Jahre bereits angekündigt.
Meines Erachtens hat man zu viele Spieler nur ausgeliehen, die sich nach einer guten Entwicklung bereits nach einem Jahr wieder verabschiedet haben. Jetzt identifizieren sich auch die Fans nicht mehr damit, wenn jedes Jahr 8, 9 neue Spieler kommen und andere verkauft werden müssen. Bei einem Traditionsverein wie in Kaiserslautern wird das irgendwann zum Problem.
Was würden Sie als Trainer anders machen?
Das liegt ja nicht nur am Trainer. Das Wichtigste wäre, dass man jetzt über Sponsoren oder ähnliche Quellen wieder Geld generiert. Das ist die einzige Möglichkeit, um dort unten wieder herauszukommen. Passiert das nicht, wird es in Richtung 3. Liga ziemlich eng werden.
Wäre der Trainerposten beim 1. FCK Ihr Traumjob?
Absolut, das ist einer meiner Träume. Ich lebe in der Pfalz, meine Familie lebt in der Pfalz, ich bin Pfälzer. Hier direkt vor der Haustür zu arbeiten wäre großartig.
2012 haben Sie den Manager von Hertha BSC, Michael Preetz, kritisiert und für seinen Abschied wegen mangelnder Managerqualitäten plädiert. Mittlerweile hat sich die Hertha konsolidiert und spielt eine sehr gute Saison. Würden Sie sagen, dass Sie damals falsch gelegen haben?
Ich glaube, das war noch die Zeit, in der Dieter Hoeneß beim Verein war. Da wurde unheimlich viel Geld für Spieler verbrannt, die kein Mensch kannte. Preetz hat auch länger gebraucht bis er sich eingefunden hat, aber mittlerweile hat er gelernt; Hertha BSC ist heute eine Marke und die finanziellen Möglichkeiten sind ganz andere. Jetzt ist auch der Erfolg gekommen. Man könnte heute sagen, dass ich damals falsch gelegen habe, aber, wenn man sich die damalige Zeit ansieht, war ich im Recht.
Also würden Sie sagen, dass der Erfolg auch ein Verdienst von Michael Preetz ist?
Ja, sicher ist das auch ein Verdienst von Preetz. Er ist der Sportdirektor, er sondiert den Markt und er hatte die letzten Jahre ein glückliches Händchen bei den Spielern.
Hat die Mannschaft der Hertha die Qualität für Europa?
Ich denke, dass der Kader für den Europapokal noch nicht groß genug ist und sie sich verstärken müssen, aber die Qualität ist sicher vorhanden.
Bei einem weiteren Ihrer Ex-Clubs geht es die letzten Jahre Auf und Ab. Wie stehen die Chancen für Werder Bremen dieses Jahr?
Derzeit stehen die Chancen sehr gut. Ich glaube, 13 Punkte aus den letzten 5 Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Jetzt ist wieder Land in Sicht, was vor ein paar Wochen nicht der Fall war.
Lagen die Probleme der letzten Jahre daran, dass bei Bremen hauptsächlich Leute mit „Stallgeruch“ im Management sitzen?
Mal heißt es, dass man Leute mit „Stallgeruch“ braucht, dann heißt es wieder, dass das dem Verein schadet. Ehrlich, keine Ahnung, das ist schwer zu beantworten. Wichtig ist zu beachten, dass es nicht immer nur am Trainer liegt, der ja oft der erste Sündenbock ist. Als Vorstand oder Präsidium sollte man auch einmal darüber nachdenken, einen Spieler zu suspendieren oder zu beurlauben.
Welchen Anteil hat Spielmacher Zlatko Junuzovic am derzeitigen Höhenflug?
Der ist ein hervorragender Fußballer, keine Frage. Nachdem im letzten Spiel alle 3 Österreicher auf einmal getroffen haben, sind wir in Bremen natürlich sehr froh, dass es anscheinend doch gute Fußballer aus Österreich gibt (lacht).
Österreicher waren ja bei Werder Bremen immer schon sehr gerne gesehen. War Ihr Mitspieler bei Bremen, Andreas Herzog, der beste Spieler mit dem Sie je zusammengespielt haben?
Auf jeden Fall der beste Österreicher (lacht). Im Ernst, der Andi war ein großartiger Fußballer, mit dem ich mich auf dem Platz sehr gut verstanden habe. Man kann auf jeden Fall sagen, dass er einer der besten Fußballer war, die Österreich je hervorgebracht hat.
Marko Arnautovic war ebenfalls eine Zeit lang bei Werder Bremen. Hätte man ihn im Nachhinein vielleicht doch halten sollen?
Das ist rein hypothetisch. In Bremen hat es halt nicht funktioniert, bei Stoke City läuft es jetzt sehr gut. Vielleicht hat auch er diesen Schritt aus Deutschland heraus gebraucht, um sich weiterentwickeln zu können.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des österreichischen Fußballs?
Ich glaube, dass das Problem in Österreich ist, dass der Zuschaueranteil so gering ist. Die Stadien sind immer fast leer und für einen Fußballer ist es müßig, wenn er immer vor 2000-3000 Zuschauern spielt. In Deutschland sind die Stadien nahezu immer ausverkauft, dort macht es dann klarerweise auch mehr Spaß zu spielen. Noch dazu sind die finanziellen Möglichkeiten in Österreich sehr begrenzt und deswegen gehen viele Spieler sehr früh ins Ausland. Das alles macht es für den Fußball in Österreich sehr schwierig.
Die meisten jungen Spieler aus Österreich gehen ja nach Deutschland. Die Österreicher stellen hier mittlerweile das größte Kontingent an Legionären nach der Schweiz. Ist die Bundesliga eine Vorzeige-Ausbildungsliga?
Nicht nur für die Entwicklung der jungen Spieler ist die Bundesliga hervorragend. Die deutsche Liga ist für mich die beste Liga der Welt. Nicht die englische Liga und auch nicht die spanische Liga.
Was zeichnet die deutsche Liga als beste Liga aus?
Sie ist die ausgeglichendste und schwierigste Liga. Ich würde überhaupt sagen, dass die deutsche Liga, egal in welcher Hinsicht, die beste Liga der Welt ist.
Ist dann der FC Bayern auch die beste Mannschaft der Welt?
Ja, in jeder Hinsicht.
RB Leipzig hat riesige finanzielle Möglichkeiten und ist in der Hinrunde auf einer Erfolgswelle geritten. Die Rückrunde ist bisher als Katastrophe einzuordnen. Was funktioniert jetzt nicht mehr, was in der Hinrunde kein Problem war?
Katastrophe würde ich es nicht nennen, da sie ja nach wie vor 2. in der Tabelle sind. Ich glaube, dass sich die Vereine besser auf Leipzig eingestellt haben. Die Leipzig-Spieler sind ja nicht schlechter geworden, die Gegner analysieren nur mittlerweile besser. Dass Leipzig irgendwann einmal ein paar Spiele verliert und nicht den Durchmarsch zum Meistertitel schafft, war mir klar. International werden sie aber nächstes Jahr sicher spielen.
Haben Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick die Fachkompetenz, um Leipzig zurück in die Erfolgsspur zu führen?
Ganz sicher, dort existieren auch die entsprechenden finanziellen Spielräume.
Sind „Plastikclubs“ wie Leipzig gut für die Bundesliga oder verstehen sie die Anti-Kommerztöne, die vermehrt angeschlagen werden?
Leipzig hat sich sportlich für die Liga qualifiziert, ob mit viel Geld oder wenig Geld ist in dem Zusammenhang komplett egal. Durch die Qualifikation hat man die Berechtigung in der Bundesliga zu spielen. Da ist jegliche Kritik unangebracht.
Außerdem wären viele Vereine froh, wenn ein Herr Mateschitz zu ihnen käme und sagen würde: „Hier habt ihr mein Geld, macht daraus was und spielt Fußball“. Natürlich fehlt da die Tradition, aber die entsteht nicht von heute auf morgen. Bei Leipzig sind alle Spiele ausverkauft, das wird sich auch die nächsten Jahre nicht ändern und somit erwächst dort ja gerade eine Tradition.
Woher kommt dann die Kritik vieler anderer Vereine?
Viele sind da einfach neidisch. Wenn heute ein Herr Mateschitz zum 1.FC Kaiserslautern käme und denen € 100 Mio. bieten würde, glauben Sie der Verein würde die Millionen nicht nehmen? Natürlich würde er das Geld nehmen. Von 100 Klubs würden es wahrscheinlich 95 Klubs nehmen. Es ist ja auch überhaupt nichts Verwerfliches dran.
Finanzkräftige Investoren kennt man sonst vor allem aus England. Sie haben damals im berühmten Finale 1999 gegen Manchester United gespielt. Was fehlt dem heutigen Team von Man Utd. verglichen mit dem damaligen Erfolgsteam?
Den genauen Unterschied kann ich nicht benennen. Es gab damals wie heute große Spieler. Man muss der Mannschaft nur ein bisschen Zeit geben und kann nicht erwarten, dass gleich alles gewonnen wird. Mit Mourinho hat man außerdem einen hervorragenden Trainer.
Mourinho hat Bastian Schweinsteiger nicht unbedingt nobel behandelt. Wie sehen Sie das?
Mourinho hätte das sicher diplomatischer lösen können. Aber auch solche Dinge muss ein Trainer entscheiden, von daher muss man das akzeptieren. Natürlich war das für uns Deutsche zuerst ein Schock und jeder hat darauf sehr erbost reagiert, aber es ist das gute Recht des Trainers auch unliebsame Entscheidungen zu treffen. Zudem war ja Bastian auch sehr oft verletzt, das darf man auch nicht vergessen.
Einen Spieler öffentlich zu demütigen ist aber auch nicht die feine Art.
Natürlich hat es einen schalen Beigeschmack, aber manche Trainerentscheidungen muss man einfach akzeptieren.
Das letzte Champions League-Finale auf englischem Boden war im Jahr 2013 ein rein deutsches. Glauben Sie an ein gutes Omen, nachdem das Finale dieses Jahr in Cardiff stattfindet?
Das wäre natürlich sehr schön, aber ich glaube, dass Barcelona oder das ein oder anderes Team dafür zu stark ist. Möglich ist es natürlich, das die beiden deutschen Klubs das Champions Leauge-Finale erneut bestreiten.
Trauen Sie das Finale eher den Bayern oder dem BVB zu?
Tendenziell schätze ich die Bayern derzeit stärker ein.
Die englische Liga besitzt mittlerweile eine exorbitante Finanzkraft. Warum schlägt das auf internationaler Bühne nicht zu Buche?
Das hat ja in England fast schon Tradition, dass die Engländer Probleme kriegen, sobald sie von ihrer Insel herunterkommen müssen. Sowohl beim Nationalteam, als auch bei den diversen Klubs. Geld schießt nicht automatisch Tore, dieser Grundsatz gilt im Fußball immer noch.
Wenn in den 90ern bereits die Summen gezahlt worden wären, die viele Vereine heute für Spieler ausgeben, wieviel hätte ein Mario Basler damals gekostet?
Oje, das wäre viel zu teuer für die Klubs. Ich glaube, dass ich enorm viel gekostet hätte (lacht).
Ich würde die Ablösesumme zwischen € 50 Mio. und € 60 Mio. einschätzen.
Ich glaube, da hätte man weit mehr als € 100 Mio. berappen müssen (lacht).
Paul Scharner hat vor kurzem gesagt, dass Fußballer zu viel verdienen und hohe Gehälter ein Motivationskiller sind. Wie sehen Sie das?
Das ist ein ganz einfacher Fall von Angebot und Nachfrage. Fußball ist nun einmal die Sportart Nummer 1 auf der Welt, unter anderem deswegen werden diese Summen gezahlt. Die Vereine schaukeln sich gegenseitig nach oben. Natürlich treibt es den Preis nach oben, wenn 5 Vereine den gleichen Spieler wollen. Da darf man sich dann auch nicht beschweren, wenn die Spieler ein sehr hohes Gehalt bekommen. Das wird auch noch weiter in die Höhe gehen.
Ich denke, dass es zur Normalität gehören wird, wenn ein Spieler € 15 Mio. im Jahr verdient. Die gleiche Entwicklung sehen wir ja bei den Ablösesummen. Die € 100 Millionen-Schallmauer ist durchbrochen, aber das ist nicht das Ende der Fahnenstange, wie man sehen kann.
Verstehen Sie die Kritik an solch hohen Gehaltszahlungen? Sandro Wagner hat sogar gemeint, dass Fußballer noch zu wenig verdienen.
Also zu wenig verdienen Fußballer sicher nicht. Aber zu viel kann man auch nicht verdienen. Wenn ein Verein bereit ist eine gewisse Summe zu zahlen, warum sollte sie der Spieler nicht nehmen? Der Spieler regelt seinen Wert ja selbst. Spielt er gut, verdient er auch gut. Wenn der FC Bayern oder der FC Chelsea einem Spieler € 20 Mio. jährlich zahlen wollen, warum sollte er das Geld nicht nehmen? Er wäre ja blöd, wenn er das tut.
Warum entsteht dann Ihrer Meinung so viel Kritik an den Spielergehältern?
Da spielt der Neid wieder eine große Rolle. So wie er überhaupt in unserer Gesellschaft eine riesige Rolle spielt. Natürlich können viele nicht verstehen, warum Fußballer, die vielleicht 3 Stunden am Tag trainieren, € 10 Mio. im Jahr oder € 1 Mio. im Monat verdienen und der Verkäufer, der 8 Stunden pro Tag im Geschäft steht, verdient nur € 3 Tsd. im Monat. Das ist schwer nachzuvollziehen, aber das ist eben der Markt. Fußballer spielen 15 bis 20 Jahre maximal und müssen in der kürzeren Zeit ihr Geld verdienen, während der Arbeiter 40 Jahre arbeiten geht. Klarerweise verstehe ich da die Kritik, aber das ist eben Angebot und Nachfrage.
Im Juni steht der Confederations Cup an. Die Bundesliga läuft dagegen Sturm. Wie sehen Sie den Stellenwert des Confederations Cups?
Diesen Wettbewerb braucht kein Mensch, den hätte man auch Bananen-Cup nennen können. Der interessiert doch auch überhaupt keinen. Jedes Team schickt da die 2. oder 3.Garnitur hin, es wird nur herumprobiert, wer eventuell die Fähigkeiten für das Nationalteam hat. Anstatt noch ein blödsinniges Turnier zu veranstalten, sollte man den Spielern mehr Zeit zur Regeneration geben. Aber die Prämisse der FIFA ist eine andere, da geht es nur darum noch mehr Geld um jeden Preis zu generieren.
Mesut Özil steht bei Arsenal vermehrt in der Kritik. Sollte Jogi Löw, trotz Özils hervorragender Qualitäten, im Nationalteam auf jemanden anderen setzen?
Mesut ist ein außergewöhnlicher Fußballer, wenn er es auf den Platz bringt. Er ist eben immer wieder verletzt, weswegen es schwer ist den Rhythmus zu halten. Er ist ein essentieller Bestandteil der Nationalmannschaft und das ist auch gut so, aber, ob er nächstes Jahr bei der WM Stammspieler ist, wird man sehen. Jetzt kommen sehr viele junge Spieler nach, was für Özil ein Problem werden könnte.
Das Match gegen Aserbaidschan wurde sehr souverän mit 4:1 gewonnen. Wie haben Sie die Leistung empfunden? Hätte der Sieg höher ausfallen müssen?
Ehrlicherweise habe ich die 2.Halbzeit gar nicht mehr gesehen, nachdem es schon 3:1 stand. Das sind diese Spiele, da wird man keine großen Erkenntnisse daraus ziehen, die musst du einfach nur gewinnen. Jogi Löw hat es richtig gesagt: „Was zählt, ist der Sieg.“ Bei solchen Spielen geht es nur darum, dass sich keiner verletzt. Gewinnen und abhaken.
Mario Gomez hat wieder als Sturmspitze gespielt und getroffen. Ist er wieder ein Dauerthema als Nummer 9?
Wenn er weiterhin so trifft wie gegen Aserbaidschan und bei Wolfsburg, ist er natürlich eine Option. Wir brauchen vorne sicherlich einen großen Stürmer. Wenn er dann auch noch trifft, ist es umso besser.