Manuel Neuer: Pro und Contra zum DFB-Kapitän
Manuel Neuer: Pro und Contra zum DFB-Kapitän

Manuel Neuer: Pro und Contra zum DFB-Kapitän

Gänzlich neu ist die Rolle für Manuel Neuer nicht, wenn er die deutsche Nationalmannschaft am Sonntagabend in Oslo gegen Norwegen erstmals als Nachfolger des zurückgetretenen Kapitäns Bastian Schweinsteiger auf das Feld führt. Bereits 13 Mal trug der 3-malige Welttorhüter während seiner bisherigen 71 Länderspiele die Kapitänsbinde, zuletzt auch in 5 von 6 Partien bei der Europameisterschaft in Frankreich.

Die Entscheidung von Bundestrainer Joachim Löw für Neuer, der zuvor schon Führungsqualitäten gezeigt hatte, am Donnerstag ist sportlich ebenso logisch wie unspektakulär. „Ich suche den direkten Zugang zum Team und glaube nicht, dass es eine große Veränderung sein wird“, sagt der Schlussmann vom FC Bayern München, der in 25 Partien im DFB-Tor ohne Gegentreffer geblieben war. Kommt am Sonntag das 26. hinzu? Dafür steht die bwin-Quote bei 2.30.

Während Teammanager Oliver Bierhof den 30-Jährigen sogar als „Idealbesetzung“ bezeichnet, geistert bei den deutschen Fans vor allem ein Name als Alternative herum: Neuers Bayern-Teamkollege Jérôme Boateng. Wir wägen ab:

Pro Neuer

– Führungserprobt: Bereits seit einigen Jahren gehört Manuel Neuer sowohl dem Mannschaftsrat der DFB-Elf als auch dem des FC Bayern an und verkörpert durch seine Erfahrung einen Ruhepol. Im Kreis des Teams genießt er durch seine ruhige, kontrollierte Art ein hohes Ansehen.

– Spielweise: Kaum ein anderer hat das Torwartspiel so revolutioniert wie Neuer, der aus dem Nachwuchsbereich des FC Schalke 04 stammt. Seit seinem Wechsel zum FC Bayern im Jahr 2011 holte er jeweils 4 Meisterschaften und Pokalsiege und gewann 2013 die Champions League. Symbolisch für seine Spielweise: Das Achtelfinale gegen Algerien (2:1 nach Verlängerung) auf dem Weg zum WM-Triumph 2014, als er quasi als „Torwart-Libero“ agierte.

– Vorbild: Der neue DFB-Kapitän zeigt keine Starallüren und ist sich seiner Rolle auch abseits des Platzes bewusst. „Du bist als Fußballprofi ein Vorbild für viele Kinder und Jugendliche. Ich werde mich dementsprechend so verhalten“, betont der 30-Jährige, der sich mit seiner eigenen Stiftung für benachteiligte Kinder einsetzt.

Contra Neuer

– Weniger Einflussmöglichkeiten: Zwar interpretiert Manuel Neuer seine Position bekanntlich offensiv, dennoch kann er – gegenüber einem Feldspieler – nicht so viel Einfluss auf den Schiedsrichter oder die eigenen Mannschaftskollegen nehmen. Vor ihm hatte mit Oliver Kahn (bis 2004) lediglich ein Torhüter das Kapitänsamt ausgeführt.

– Zu Diplomatisch: Öffentliche Kritik hört man von Neuer selten bis garnicht, was sich in bestimmten Situation oder Phasen während eines Turniers auch negativ auswirken kann. Nach der durchwachsenden Leistung gegen Polen (0:0) im zweiten Gruppenspiel bei der diesjährigen Europameisterschaft war es der meinungsstarke Abwehrchef Jérôme Boateng, der den Finger in die Wunde gelegt und die Mannschaft wachgerüttelt hatte.

– Verpasste Chance: „Wir sind Vielfalt“, lautet ein Slogan des DFB. Die Entscheidung gegen Boateng, der sich zu einem der besten Abwehrspieler der Welt entwickelte, ist vor dem Hintergrund der politischen Lage in Deutschland auch ein verpasstes öffentliches Signal gegen Rassismus. „Es wäre für mich eine Riesenehre, als erster farbiger Spieler die Kapitänsbinde für Deutschland zu tragen“, sagte der 28-Jährige nicht nur einmal.

Schweinsteiger und Neuer
Der alte und sein „Neuer“ Kapitän.
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