Bekanntlich liegt die Stadt Manchester in England. Obwohl in der Premier League seit jeher viele Spieler anderer Nationen zum Einsatz kommen, sollte man annehmen, dass Engländer trotzdem in den Kadern die Mehrheit stellen. Nicht so bei Manchester City.
Am heutigen Donnerstag wurde der Transfer von James Milner zum FC Liverpool offiziell gemacht. Nach fünf Jahren im Trikot der Citizens wechselt der englische Nationalspieler zur kommenden Saison zu den Reds. Man City verzichtete darauf, den auslaufenden Vertrag mit dem 29-Jährigen zu verlängern. Bei den Fans stößt der Abschied des flexiblen Mittelfeldspielers übel auf. Milner war nicht nur ein Kicker, der stets bis zur letzten Minute kämpfte und ackerte, er war vor allem auch ein einheimischer Akteur, ein Spieler der Three Lions. Nach seinem Abschied stehen bis dato nur noch zwei englische Spieler im Aufgebot des ehemaligen Meisters – ein Novum!
Bereits vor der Spielzeit war die Anzahl englischer Spieler bei den Skyblues nicht gerade groß. Mit Joe Hart, Ersatztorwart Richard Wright, Frank Lampard und eben James Milner standen nur vier einheimische Akteure im Aufgebot. Nachdem Abgang von Milner und dem Transfer von Lampard zu New York City FC in die USA bleiben einzig und allein die beiden Torhüter Hart und Wright. Zwar steht offiziell mit Scott Sinclair noch ein weiterer englischer Spieler im Kader, dieser war allerdings bereits in der vergangenen Saison zu Aston Villa ausgeliehen und wird wohl auch vom Klub aus Birmingham fest verpflichtet werden.
Dass in einer Startaufstellung eines englischen Klubs kein einziger englischer Akteur spielt, ist nichts Neues. Bereits 2009 standen in einem Spiel des 20. Spieltags zwischen dem FC Portsmouth und Arsenal London 22 ausländische Akteure zu Spielbeginn auf dem Platz. Es war das erste Mal in der Geschichte der Premier League, dass dieses der Fall war. Auch in Deutschland trat schon mal eine Mannschaft komplett ohne einen einzigen deutschen Spieler an. Im April 2001 liefen für Energie Cottbus im Spiel gegen den VfL Wolfsburg elf Legionäre auf – auch die drei späteren Einwechselspieler der Lausitzer waren ausländischer Herkunft. Damals gab es in den deutschen Medien einen Aufschrei der Entrüstung.
Auch wenn eine Startaufstellung ohne Einheimische längst keine Neuheit mehr ist, so ist ein kompletter Kader ohne (oder nur mit ganz wenigen) Spielern des Liga-Landes doch sehr kritisch zu beäugen. Am Beispiel von Manchester City lässt sich sehr gut das Problem des englischen Fußballs erkennen. Die Klubs setzen viel zu sehr auf teure ausländische Akteure anstatt den eigenen Nachwuchs zu fördern. Dabei ist dieser auf der Insel durchaus vorhanden. Die Jugendmannschaften der Three Lions stellen oft gute Teams, gewannen in der jüngeren Vergangenheit auch Titel. Allerdings wird den talentierten Spielern der Schritt zur etablierten Stammkraft durch die vielen ausländischen Akteure erschwert, teilweise unmöglich gemacht. Während fast alle deutschen U21-Nationalspieler Stammkräfte in ihren Klubs sind, sind ihre englischen Kollegen nur in den seltensten Fällen gesetzt. Die wichtigste Entwicklungsphase vom Jugendspieler hin zum Senioren-Profi erleben viele Talente von der Ersatzbank aus, oder sie werden verliehen in untere Ligen auf niedrigerem Niveau. Solange bei Vereinen wie Manchester City kein Umdenken stattfindet, wird die englische Nationalmannschaft auch in Zukunft keine Erfolge feiern. Aber die ausländischen Klubbosse interessiert das nicht – Hauptsache der eigene Verein hat Erfolg und wer braucht dafür schon Engländer im Kader?!