95 Minuten rannten Benzema und Co. in Alaves gegen ein baskisches Bollwerk an. Erstmals seit 33 Jahren sollte in 4 aufeinanderfolgenden Pflichtspielen der Madrilenen vorne die Null stehen. Es passt ins Bild eines strauchelnden Champions League-Siegers, dass dann auch noch der eigene Torhüter patzt. Thibaut Courtois unterläuft einen Eckball, Alaves-Kapitän Manu Garcia nickt zum Last-Minute-Sieg ein, Trainer-Diskussion eröffnet?
4 Spiele ohne Treffer: 2 Mal flog der Trainer
Das wäre gemäß dem kritischen wie erfolgsverwöhnten Real-Umfeld die logische Konsequenz. 2 Trainer hatten in der bewegten Real-Historie eine ähnliche Torlos-Serie zu verantworten: Amancio Amaro (1985) sowie 3 Jahre zuvor der Jugoslawe Vujadin Boskov konnten umgehend ihre Koffer packen. Die Angriffsfläche, die Zinedine Zidanes Nachfolger (Keine Titel auf Vereinsebene, Umgang mit Top-Talenten wie Vinicius Junior) bietet, spielt in den spanischen Gazetten eine eher untergeordnete Rolle.
„Ein Trainerwechsel wäre wahnsinnig“, spricht Sergio Ramos, meinungsstarker Wortführer in der Real-Kabine, Klartext. „Aber es gibt andere Leute, die diese Entscheidungen treffen.“ Wen er damit meint, ist klar: Florentino Perez! Der „Godfather of Real Madrid“ gerät höchst selbst in die Schusslinie, nachdem er Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin ziehen gelassen und dem Real-Publikum einen neuen Superstar verweigert hatte.
Wie eine Marca-Umfrage ergab, halten 87 Prozent den aktuellen Real-Kader im Vergleich zur Saison Saison 2017/18 für deutlich schwächer. Ebenso werden die Rufe nach einem CR7-Nachfolger wie Chelseas Eden Hazard lauter. Julen Lopetegui stellte sich der (fußballerischen) Quadratur des Kreises, eine Mannschaft nach 3 Champions League-Titeln in Folge ohne den besten Fußballer der Welt neu zu erfinden.
Perez’ heikle Sparpolitik
Aus der gefürchteten ABC-Sturmreihe (Asensio, Benzema, Cristiano Ronaldo) wurde – auf dem Papier – durch den wiedererstarkten Gareth Bale (3 Tore in den ersten 3 Spielen) zunächst BBA. Oder ist dieses Trio nur in Verbunding mit Isco in der Lage, die offensive Last zu schultern? Die Ladehemmungen fingen just zu den Zeitpunkt an, als sich 34-malige Nationalspieler einer Blinddarm-Operation unterziehen musste.
0:3 in Sevilla, Nullnummer im Stadtderby gegen Atletico sowie ein 0:1 in Moskau (Champions League) und das jüngste 0:1 in Deportivo Alaves: In der nun fast 7 Stunden andauernden Durststrecke der Königlichen könnte man per Zug aus der Hauptstadt nach Barcelona und wieder zurück reisen. Bis zum Clasico in Barcelona (alle La Liga-Wetten) sind noch 3 Wochen Zeit. Opfert Florentino Perez den Trainer schon vorher, wäre das indirekt als Schuldeingeständnis für die verhältnismäßige Sparpolitik zu werten.