Griezmann, Rodrigo und Co.: Atletico steht vor einer großen Kader-Veränderung
Griezmann, Rodrigo und Co.: Atletico steht vor einer großen Kader-Veränderung

Griezmann, Rodrigo und Co.: Atletico steht vor einer großen Kader-Veränderung

Ausverkauf bei Atletico Madrid. Die Rojiblancos gehörten in den letzten 10 Jahren zu den erfolgreichsten Klubs in Europa, stehen in der Sommerpause allerdings vor dem großen Umbruch. Zahlreiche Leistungsträger, die große Titel in die spanische Hauptstadt holten, werden den Verein verlassen. Auf die Verantwortlichen um Trainer Diego Simeone wartet jede Menge Arbeit.

Im Dezember 2011 übernahm Diego Simeone das Traineramt bei Atletico Madrid. Es war der Startschuss für eine erfolgreiche Ära. Seitdem fuhren die Rojiblancos viele große Erfolge ein: Europa League-Sieger (2012 und 2018), UEFA Supercup-Sieger (2012 und 2018), spanischer Pokalsieger (2013), spanischer Meister (2014), spanischer Superpokalsieger (2015), Champions-League-Finalist (2014 und 2016) und spanischer Vizemeister (2018 und 2019).

Ein eingespielter Haufen

Der Hauptgrund, warum sich der Klub zu einem europäischen Spitzenteam entwickelte, war die Kontinuität in der Team-Zusammenstellung. Simeone schaffte es über fast 10 Jahre, die Leistungsträger zu halten. Nur wenige Stars verließen in der Ära des Argentiniers den Verein. Und wenn doch, dann wurden sich hochkarätig ersetzt:

Sergio Agüero wurde ersetzt durch Falcao

David De Gea wurde ersetzt durch Thibaut Courtois

Falcao wurde ersetzt durch David Villa

Diego Costa wurde ersetzt durch Antoine Griezmann

Thibaut Courtois wurde ersetzt durch Jan Oblak

Miranda wurde ersetzt durch Stefan Savic

Des Weiteren wurde der Kader auch in der Breite immer besser aufgestellt. In der vergangenen Spielzeit hatte Simeone im Angriff mit Griezmann, Diego Costa, Kevin Gameiro und Fernando Torres die Qual der Wahl. Das Gerüst des Teams stand über viele Jahre. Diego Godin, Juanfran, Koke sowie Filipe Luis, Diego Costa und Sual Niguez (die letzten 3 mit Unterbrechung) – sie alle standen bereits im Kader, als Simeone seinen Dienst antrat. Aber nach Abschluss der laufenden Saison wird sich das Gesicht von Atletico verändern. Auf den Klub wartet der größte Umbruch in der Amtszeit von „El Cholo“.

Vater des Atletico-Erfolgs: Trainer Diego Simeone.

Stützen verlassen den Klub – wohin geht Griezmann?

Bislang stehen 6 Abgänge fest, wovon 5 den Verein ins Mark treffen. Besonders die Defensive ist betroffen. Trotz aller Versuche, ihn von einem Verbleib zu überzeugen, wechselt Abwehrspieler Lucas Hernandez zu Bayern München (80 Mio. €). Noch größer schmerzt der Verlust von Diego Godin. Das Innenverteidiger-Urgestein verkündete vor wenigen Tagen seinen Abschied von den Rojiblancos. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Inter Mailand sein neuer Arbeitgeber. Auch Juanfran kehrt dem Klub den Rücken. Der Rechtsverteidiger lehnte einen neuen Vertrag ab und wird in der neuen Saison in einem anderen Trikot auflaufen. Fix ist zudem der Wechsel von Lucian Vietto zu Sporting Lissabon.

Erst im letzten Jahr verkündete Star-Stürmer Antoine Griezmann pompös seinen Verbleib bei Atletico. Nur eine Saison später sucht er eine neue Herausforderung. Unter der Woche gab der Franzose bekannt, den Verein zu verlassen. Dank einer festgeschriebenen Ablösesumme in Höhe von 120 Mio. € kann er ohne Klub-Einwilligung wechseln. Doch wohin geht der Weltmeister von 2018? Einige Klubs (PSG, Manchester City) ließen schon offiziell verlauten, dass kein Interesse an dem 28-Jährige besteht. Doch auch der FC Barcelona, der zuletzt als Top-Favorit auf die Dienste Griezmanns galt, äußerte sich nun verhalten: „Wir haben immer gesagt, dass wir nicht mit ihm gesprochen haben. Wir werden sehen, wie sich der Markt in diesen Tagen und Wochen entwickelt“, äußerte sich Barca-Präsident Josep Maria Bartomeu gegenüber dem Radiosender RAC1. Sicher ist jedenfalls, dass Griezmann nach 5 erfolgreichen Jahren nicht länger für die Rojiblancos stürmen wird – sonst wäre er nicht so forsch an die Öffentlichkeit getreten.

Die Nutzung der Ausstiegsklauseln scheint in Madrid derzeit ein beliebtes Mittel zu sein. Denn nach Hernandez und Griezmann kündigte nun auch Shootingstar Rodrigo seinen Abgang an. Für 70 Mio. € kann er Atletico in diesem Sommer verlassen. Dabei war der defensive Mittelfeldspieler erst vor einem Jahr für 25 Mio. € vom FC Villarreal zum Madrider Arbeiterverein gekommen. Dank teils herausragender Leistungen hat er sich in das Blickfeld finanzkräftigerer Klubs gespielt. Glaubt man den Gerüchten, hat Rodri Angebote von Manchester United und Paris St. Germain ausgeschlagen haben, favorisiert eher den Wechsel zu Manchester City oder dem FC Bayern München. Rodrigo ist nach Juanfran, Griezmann, Hernandez und Godin bereits der 5. Stammspieler der vergangenen Saison, der in diesem Sommer wechseln wird.

Weitere Abgänge drohen

Auch bei Linksverteidiger Filipe Luis stehen die Zeichen auf Trennung. Der Brasilianer würde zwar weiterhin gerne für Atletico spielen, ist mit dem Angebot eines Einjahresvertrags von Atletico-Seiten allerdings nicht einverstanden. Er will ein weniger mehr Planungssicherheit haben, fordert daher mindestens 2 Jahre als Laufzeit seines neuen Kontrakts. Die Uneinigkeit zwischen Spieler und Verein wollen nun anderen Klubs nutzen. Olympique Lyon soll Interesse haben, ebenso wie die AS Monaco. Eine schnelle Entscheidung im Fall Filipe Luis wird es nicht geben. Erst jüngst kündigte der 33-Jährige an, dass er nach der Copa America über seine Zukunft entscheiden werde: „Momentan sind noch alle Türen offen.“

Möglich erscheint zudem ein Weggang von Stürmer Diego Costa. Der spanische Nationalspieler hat sich mit der Klubführung überworfen. Nachdem er wegen einer Schiedsrichter-Beleidigung im Spiel gegen Barcelona als Wiederholungstäter für 8 Spiele gesperrt und vom Verein zu einer Geldstrafe verdonnert wurde, verweigerte er das Training. Mit dieser Aktion wollte er seinen Protest über die verhängte Geldstrafe ausdrücken und forderte mehr Unterstützung von Klubseite. Zudem droht dem Torjäger Ärger mit den Finanzbehörden. Er soll 1,1 Mio. € nicht versteuert haben. Eine Flucht aus Madrid bzw. Spanien ist denkbar. Der SSC Neapel soll bereits Interesse bekunden.

Kommt Joao Felix?

Immerhin gibt es auch noch positive Gerüchte rund um Atletico. Die Rojiblancos sollen Top-Favorit auf die Verpflichtung von Jahrhunderttalent Joao Felix sein. Der 19-Jährige könnte Griezmann ersetzen. Dafür müssten die Madrilenen jedoch rund 120 Mio. € an Benfica Lissabon überweisen. Geld genug sollte nach den Verkäufen von Hernandez & Co. genug vorhanden sein.

So oder so: Atletico steht vor einem großen Umbruch und muss kreative Lösungen finden, um den drohenden Qualitätsverlust aufzufangen – eine Situation, die Diego Simeone so extrem noch nicht zu bewältigen hatte.

Werden beide Atletico Madrid verlassen – Griezmann (l.) und Rodrigo (r.)
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