Ein gewisses Faible für Spieler aus dem Raum zwischen Freiburg und Stuttgart kann Joachim Löw nur schwer leugnen. Umgekehrt zu behaupten, dass unser Bundestrainer Leverkusener Spieler eher stiefmütterlich behandeln würde, geht dagegen an der Wahrheit vorbei. Die Werkself ist sogar ein Top-Zulieferer für das Nationalteam. Seit 2007 feierten nicht weniger als 15 (!) Spieler ihr Debüt im DFB-Trikot – Tendenz weiter steigend! Beim ersten Länderspiel des Jahres 2019 im März (1:1 gegen Serbien) gehörten mit Jonathan Tah sowie Kai Havertz und Julian Brandt sogar 3 Leverkusener zur Startelf.
Zweitmeiste Torbeteiligungen 2019, aber…
Nachdem letzterer im Sommer vom Bayer-Kreuz zu Borussia Dortmund gewechselt war, hat Jogi Löw nun reagiert. Aus dem Duo ist wieder ein Trio geworden – dank Nadiem Amiri! Im Länderspiel-Klassiker gegen Argentinien (zur Spielvorschau) oder in Estland könnte der U21-Europameister von 2017 sein Debüt feiern. Wie mag sich ein Kevin Volland dabei fühlen? Ob ihm das oft genannte Bild von der letzten zugeschlagenen Tür mit der Aufschrift Nationalmannschaft im Kopf herumspukt?
Während der aus Hoffenheim gekommene Amiri nach eher durchschnittlichen Leistungen in den ersten 6 Partien eine Einladung erhielt, erzielte der Teilzeit-Kapitän beim 1:1 gegen RB Leipzig am Samstag seinen 4. Saisontreffer und kämpft verzweifelt um Anerkennung. Mit insgesamt 8 Scorerpunkten war Volland an 58% aller Bayer-Treffer in der Saison 2019/20 direkt beteiligt. Zum Thema Nationalmannschaft sagt er: „Das muss man akzeptieren. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht sind andere Spielertypen gefragt.“ Vielleicht.
Löws Prototyp heißt Serge Gnabry
Wer es als junger Offensivspieler eine große Karriere im DFB-Trikot anpeilt, orientiert sich in diesen Tagen an Serge Gnabry. Sowohl über außen als auch im Zentrum torgefährlich, mutierte der Bayern-Youngster zu einer Art Prototyp im löw’schen System. Auch Kevin Volland kann auf die linke Seite ausweichen und stellte seine Klasse mit Toren gegen Union Berlin (2:0) und in Augsburg (3:0) unter Beweis.
Damit bringt es der 27-Jährigem im Kalenderjahr 2019 auf 21 Tor-Beteiligungen. Mehr als sein über den grünen Klee gelobter Mitspieler Kai Havertz und nur 3 weniger als Robert Lewandowski, der Führende in dieser Statistik. Dieses Plus lässt sich dem Bayer-Stürmer jedoch auch negativ auslegen. Denn: Gegen andere Spitzenteams wie Leipzig trifft er eher selten. Auch in 13 Europapokal-Einsätzen (1 Tor) blieb der Mann, der sein letztes Länderspiel im November 2016 (0:0 gegen Italien) bestritten hatte, bislang meist glücklos.