Bodo Illgner, Oliver Kahn, Stefan Klos, Manuel Neuer und Marc-Andre ter Stegen gewannen die Champions League – doch unter den deutschen Torhütern mit mindestens 10 Einsätzen in der „Königsklasse“ ragt noch ein Anderer hervor: Kevin Trapp von Paris St. Germain. An seiner Top-Quote ändern auch die Wechselspiele von PSG-Coach Unai Emery nichts.
Nach nur 4 Spieltagen in der Ligue 1 bat PSG-Trainer Unai Emery seinen Torhüter Kevin Trapp zum Mitarbeitergespräch. Sachlich und ruhig erklärte der Spanier dem deutschen Keeper, dass er sowohl ihm als auch seinem Konkurrenten Alphonse Aréola voll vertraue. „Es gibt keine Nummer 1 und keine Nummer 2“, erklärte Emery Trapp seine Nicht-Berücksichtigung in der Anfangsphase der Saison.
Konkurrenzkampf in Paris scheint Trapp zu bestärken
Inzwischen kommt Trapp beim französischen Serien-Meister auf 14 Pflichtspiele, von denen er 10 ohne Gegentor absolvierte. Der vom FC Villarreal verpflichtete Aréola machte 23 Spiele und hielt dabei 9-mal die Bude sauber.
Am vergangenen Freitag stand Trapp beim 3:0 in Bordeaux nach überstandener Muskelverletzung wieder zwischen den Pfosten, zuvor hatte er ab Ende Dezember in 3 Spielen keinen Gegentreffer hinnehmen müssen. Wen Emery am Dienstag im prestigeträchtigen Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona (20.45 Uhr) spielen lassen wollte, war lange offen. Doch Trapp zeigte sich vom Wechselspiel zwischen den Pfosten unbeeindruckt. „Es gibt keine ewige Ungewissheit“, konterte Trapp am Montag in einem längeren Interview mit dem Kicker-Sportmagazin, „es ist beileibe nicht so, dass ich in den letzten Monaten verzweifelt war.“
Vielmehr beschreibt Trapp, 2015 von Eintracht Frankfurt für € 9,5 Mio. in die französische Hauptstadt gewechselt, seine Situation in Paris so: „Ich habe ein solides erstes Jahr gespielt. Es waren extrem neue Einflüsse für mich: ein Weltverein, Weltklassespieler und eine Weltstadt. Das alles hat dazu geführt, dass meine Leistung noch nicht optimal war, weil ich mich erst an vieles neu gewöhnen musste.“
CL: Trapp besser als alle deutschen Sieger-Torhüter
Neu war für Trapp auch die Champions League, wo er in 10 Spielen 5-mal die „weiße Weste“ behielt, das erneute Viertelfinal-Aus von PSG gegen Manchester City jedoch nicht verhindern konnte. Dennoch ist die „Königsklasse“ das beste Argument für Trapp für mehr Spielzeit. 6 Gegentore in 10 Spielen, nur alle 150 Minuten ein Gegentreffer – das ist der beste Wert, den je ein deutscher Torhüter mit mindestens 10 Auftritten in der Champions League erreichte. Damit liegt Trapp – seit März 2016 von Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr für das Nationalmannschaftsaufgebot berücksichtig – vor den besten deutschen Keepern in der Historie des Wettbewerbs. Manuel Neuer, CL-Sieger 2013 mit dem FC Bayern, musste in 87 Partien in der „Königsklasse“ mit Schalke und dem FCB 81 Tore hinnehmen, kommt auf eine Quote von 98 Minuten ohne Gegentor. Damit liegt Neuer im deutschen Torhüter-Ranking „nur“ auf Rang 3, hinter Trapp und Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona. Der CL-Sieger von 2015 machte 28 CL-Spiele für „Barca“ (23 Gegentore), musste nur alle 110 Minuten hinter sich greifen. Oliver Kahn, im erfolgreichen CL-Finale 2001 gegen den FC Valencia zum „Torwart-Titan“ des FC Bayern avanciert, musste in 103 CL-Partien den Ball 102-mal aus dem eigenen Netz holen. Alle 90 Minuten wurde Kahn überwunden.
Bodo Illgner stemmte 1998 mit Real Madrid den Henkelpott, machte 14 CL-Spiele für die „Königlichen“ (14 Gegentore) – und liegt mit 90 Minuten pro Tor nur knapp hinter Kahn, aber vor Stefan Klos. Der gebürtige Dortmunder gewann mit dem BVB 1997 die Champions League, flog später auch noch für die Glasgow Rangers in der „Königsklasse“. Das Gastspiel bei den Schotten trübt seine Leistung von 43 Gegentreffern in 42 Auftritten etwas ein.
Seit 2014 bester deutscher CL-Keeper
Blickt man nur auf die Rangliste der DFB-Keeper in der Champions League seit 2014, so ist Trapp ebenfalls vorn. 84 Prozent gehaltene Bälle und 50 Prozent Zu-Null-Spiele bringen ihn auch im direkten Vergleich mit Neuer, ter Stegen und Leverkusens Bernd Leno in den letzten Jahren nach vorn – obwohl er mit nur 900 Minuten die kürzeste Spielzeit aufweist.