Lange Zeit galt der FC Barcelona als Paradebeispiel für eine erfolgreiche Jugendarbeit. In regelmäßigen Abständen schafften Talente den Sprung aus der Jugend zu den Profis und wurden nicht selten zu Weltstars. Doch seit geraumer Zeit stockt das System. Immer mehr Youngster verlassen vorzeitig die berühmte Jugendakademie La Masia – auch, weil die Durchlässigkeit zur 1. Mannschaft deutlich schwieriger geworden ist.
Lionel Messi, Xavi, Charles Puyol, Andres Iniesta, Sergio Busquets, Pep Guardiola – sie alle durchliefen die Jugendmannschaften beim FC Barcelona und wurden später Legenden im Camp Nou. Die Liste erfolgreicher Abgänger aus La Masia ist lang. Kaum eine andere Jugendakademie entwickelte so viele Stars. Jahrelang war sie der Stolz der Katalanen und förderte talentierte Nachwuchskicker zeitweise wie am Fließband für die Blaugrana.
Doch in der jüngeren Vergangenheit ist das System ins Stocken geraten. Seit 2013 schaffte nur noch Sergi Roberto den Sprung in den erweiterten Stamm des FC Barcelona. Grund genug für Chelsea-Akteur Pedro, der selbst 11 Jahre lang das Barca-Trikot trug, heftige Kritik an der Nachwuchsarbeit der Katalanen zu üben:
„Die Philosophie im Jugendfußball von Barca geht verloren. Als ich dort war, stellten wir zeitweise eine erste Elf nur aus Jugendspielern. Das gibt es nicht mehr, es ist eine Schande. Viele Spieler müssen den Klub verlassen, um wieder an Leben in ihrer Karriere zu gewinnen. Damit verliert der Klub seine Essenz.“
Kein Platz mehr im Team
Der Einbau junger Talente in die Profi-Elf von Barca klappt nicht mehr. Im Herbst 2012, im Spiel gegen UD Levante, standen ausschließlich La-Masia-Absolventen auf dem Platz. Davon ist das Team aktuell meilenweit entfernt. Im Endspiel der Copa del Rey gegen Alaves (3:1) vor wenigen Wochen, der letzten Partie von Trainer Luis Enrique, standen mit Andres Iniesta, Sergio Busquets und Lionel Messi nur 3 ehemalige Barca-Jugendspieler in der Anfangsformation. Auf der Ersatzbank suchte man vergeblich nach weiteren La-Masia-Absolventen.
Talente verlassen den Klub
Dass die berühmte Jugendakademie keine hochtalentierten Spieler mehr hervorbringt, ist allerdings ein Trugschluss. Doch statt auf den Durchbruch bei Barca zu warten und hinzuarbeiten, verlassen viele Youngster den Klub vorzeitig. Mit Jordi Mboula (AS Monaco) und Eric Garcia (Manchester City) kehrten erst in der vergangenen Woche 2 Talente den Katalanen den Rücken. Viele begabte Spieler wurden in der Vergangenheit abgegeben – entweder weil sie für nicht gut genug befunden wurden oder weil dem Klub bzw. auch den Akteuren selbst die Geduld fehlte.
Diese Top-Talente verließen Barcelona/La Masia vorzeitig oder schafften nicht den Durchbruch im Team
Thiago Alcantara (FC Bayern), Hector Bellerin (FC Arsenal), Mauro Icardi (Inter), Gerard Deulofeu (AC Mailand), Oriel Romeu (FC Southampton), Cesc Fabregas (Chelsea), Sandro Ramirez (Malaga), Adama Traoré (Middlesbrough), Jonathan dos Santos (Villareal), Isaac Cuenca (Granada), Christian Tello (Florenz), Marc Bartra (BVB), Martin Montoya (Valencia) und Alen Halilovic (Las Palmas).
Mit Munir El Haddadi hatte der Klub in der vergangenen Spielzeit eines der größten Talente in den eigenen Reihen nach Valencia verliehen. Vielleicht schafft ja der Stürmer in Zukunft den Durchbruch beim FC Barcelona. Auch Deulofeu und Romeu werden mit einer Rückkehr ins Camp Nou in Verbindung gebracht. Sollten sie im 2. Anlauf im Starensemble Fuß fassen können, wäre das eine Genugtuung für viele Culés. Denn die Katalenen sind sehr stolz auf jeden einzelnen ausgebildeten Jugendspieler, der später das Trikot der Blaugrana trägt.
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