Absteiger Karlsruher SC ist vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr) in Fürth das 1. Team, das in der 2. Bundesliga quasi außer Konkurrenz mitspielt. Der Sturz der Badener in die 3. Liga wurde ausgerechnet im Südwest-Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:3) besiegelt. Abgezeichnet hat er sich jedoch schon viel früher…
Die Botschaft aus der Fankurve war eindeutig. „Für uns war Aufgeben nie eine Option. Für Euch scheinbar schon“, hieß es auf einem großflächigen Plakat im Karlsruher Wildparkstadion vor dem Südwest-Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:3). Während der gesamten 90 Minuten gegen den FCK schwiegen die KSC-Anhänger am letzten Samstag eisern – und gaben so ihr eigenes Statement zu einer Spielzeit ab, die der Südwestrundfunk (SWR) als „Saison zum Vergessen, mit neuen Maßstäben in Sachen Abstieg“ bezeichnete.
Karlsruhes Probleme lagen nicht nur auf dem Platz…
Der 3. Fall des UEFA-Cup-Halbfinalisten von 1994 in die 3. Liga nach 2000 und 2012 hat viele Gründe. Dem KSC fehlte es auch auf der sportlichen Führungsebene an Struktur. Der Abgang von Sportdirektor Jens Todt während der Saison zum Hamburger SV, das unglückliche Engagement von Klublegende Oliver Kreuzer als dessen Nachfolger und 4 Trainer auf der Bank des Pokalsiegers von 1955 und 1956 lassen wie auch immer geartete Konzepte nur schwer erkennen. „In der Kaderzusammenstellung wurden die größten Fehler gemacht“, schob KSC-Präsident Ingo Wellenreuther in einem Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten die Verantwortung an Todt weiter.
Kein echter Torjäger
In der Tat konnten die Karlsruher, 2015 in der Relegation gegen den HSV nur Sekunden von der Bundesliga-Rückkehr entfernt, die Abgänge von Manuel Gulde und Jonas Meffert – 2015/2016 Herzstück der zweitbesten Abwehr der 2. Liga – in der Innenverteidigung nie kompensieren. Das belegen 50 Gegentore – Liga-weit schwächster Wert hinter Arminia Bielefeld (52) – und die mit minus 28 Treffern schlechteste Tordifferenz aller 18 Teams.
Katastrophale Chancenverwertung, miserable Abwehrleistungen
Die für die Offensive verpflichteten Dimitrios Diamantakos (zuvor aus Piräus ausgeliehen) – mit € 1,5 Mio. Ablöse teuerster Einkauf der Klubhistorie nach Thomas Hässler – und Moritz Stoppelkamp blieben mit 6 bzw. 4 Saisontreffern hinter den Erwartungen. Der Blick auf die Leistungsdaten der KSC-Offensivspieler legt diese Schwächen offen – insbesondere in der Chancenverwertung. Insgesamt arbeitete der Tabellenletzte in 31 Spielen nur 18 Top-Gelegenheiten heraus, ließ umgekehrt aber 45 gegnerische Großchancen zu. Mit 387 Torschüssen gelangen Diamantakos und Co. nur 22 Saisontreffer – das ist Liga-Negativrekord in dieser Spielzeit und gleichzeitig die schlechteste Tor-Ausbeute der Vereinsgeschichte. Nur jeder 18. Karlsruher Schuss zappelte im Netz der Gegner, das ist die mit Abstand mieseste Quote im „Unterhaus“.
Trainerwechsel ohne Wirkung
Bliebe der Trainer-Schleudersitz! Tomas Oral, als Nachfolger des nach Ingolstadt gewechselten Fast-Aufstiegstrainers Markus Kauczinski verpflichtet, blieb die ersten 6 Liga-Spiele ohne Sieg. Am 4. Dezember 2016 musste Oral nach nur 2 Erfolgen aus 15 Partien gehen. U19-Coach Lukas Kwasniok übernahm als Interimstrainer. Der von Kreuzer installierte Mirko Slomka machte es nicht wirklich besser. Die niederschmetternde Bilanz des ehemaligen Erfolgstrainers von Hannover 96: 2 Siege aus 10 Spielen – „Aus“ nach dem 1:1 gegen Würzburg. Der 4. Mann, Marc-Patrick Meister, kommt auf eine noch schlechtere Quote. Er blieb in 4 Spielen ohne Punkt – bei 1:10 Toren!
Dass Meister (Vertrag bis 2019 verlängert) den KSC nun zum Wiederaufstieg führen soll, ist für Insider fraglich. „Ob es da jetzt das richtige Zeichen ist, gerade mit dem erfolglosen Marc-Patrick Meister die Zukunft in der 3. Liga zu planen, wage ich zu bezweifeln“, so SWR-Reporter Jens Wolters, „vielmehr müsste in Karlsruhe einmal komplett der Stecker gezogen werden. Ein Neustart muss her. Mit frischen Gesichtern: Ohne Präsident Wellenreuther und ohne Sportdirektor Kreuzer. Sie haben nämlich die maximale Misere ganz klar mit zu verantworten.“
