Ein Sabbatical ist durch Pep Guardiola oder Thomas Tuchel auch für Bundesliga-Trainer zu einer beliebten Option geworden. Im Wortschatz von Norbert Meier scheint es kein Sabbatjahr oder ähnliche Begriffe zu geben. Nicht einmal einen Monat nach seiner Entlassung beim SV Darmstadt kehrt der 58-Jährige schon wieder an die Seitenlinie zurück. Doch kann der unermüdliche Meier dem Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ebenso schnell neues Leben einhauchen?
Geringer finanzieller Spielraum, sinkende Zuschauerzahlen und eine Offensive mit Ladehemmungen: Der 1. FC Kaiserslautern erlebte freilich schon bessere Zeiten und gehört aktuell nicht zu den besten Adressen für aufstrebende Trainer. Mit Norbert Meier präsentieret der 4-malige deutsche Meister zum Vorbereitungsstart am Dienstag immerhin eine erfahrene Lösung.
„Ich liebe den Fußball und kann mich ganz schnell auf eine neue Aufgabe einstellen.“
Groß umgewöhnen muss sich der Nachfolger des kurz nach Weihnachten überraschend zurückgetretenen Tayfun Korkut eigentlich nicht. Auch im von Darmstadt 86 Kilometer Luftlinie entfernten Kaiserslautern erwartet ihn in der Rückrunde ein schwerer Gang zum Klassenerhalt.
3 interne Neuzugänge sollen helfen
Die Pfälzer bauen dabei vor allem auf die Erfahrungen des Ex-Profi, der die 2. Bundesliga so gut kennt wie seinen Heimatort Reinbek in Schleswig-Holstein. Selbst Friedhelm Funkel (Fortuna Düsseldorf) oder Ewald Lienen ( FC St. Pauli) haben nicht so viele Zweitligapartien auf dem Konto wie Meier (233 Spiele mit dem MSV Duisburg, Düsseldorf und Arminia Bielefeld). Weil dem klammen FCK zurzeit die Mittel für eine Transferoffensive in der Winterpause fehlen, muss Norbert Meier größtenteils mit dem sich noch immer im Umbruch befindlichen Kader arbeiten.
Hoffnung macht aber die Rückkehr von 3 Langzeitverletzten, die deshalb schon fast als interne Zugänge anzusehen sind. Kacper Przybylko und Sebastian Kerk sollen für mehr Torgefahr sorgen. Zur Winterpause stellen die „Roten Teufel“ zusammen mit St. Pauli und dem Karlsruher SC (alle 11 Tore) den harmlosesten Angriff.
Rückrundenstart bei Aufstiegsaspirant Hannover
Auch Außenverteidiger Mensur Mujdza – wie Kerk vom SC Freiburg gekommen – steht nach seiner Knieoperation im neuen Jahr wieder zur Verfügung. Bis Ende Januar hat Norbert Meier nun Zeit, den FCK auf Vordermann zu bringen. Immerhin warten mit Hannover 96 (Montag, 30. Januar) und dem starken Aufsteiger Würzburger Kickers (3. Februar) gleich zu Beginn 2 schwere Kaliber auf die Lauterer.
Allerdings gilt Meier nicht umsonst als Stehaufmännchen. Nach seiner berühmten Kopfnuss-Affäre mit Albert Streit im Dezember 2005 und dem damit verbundenen Aus beim MSV Duisburg neigte sich seine Trainerkarriere bereits dem Ende zu. Doch der Coach kämpfte sich zurück, führte Fortuna Düsseldorf von der 3. Liga bis in die Bundesliga. Schwierige finanzielle Bedingungen meisterte er bei Arminia Bielefeld.
Mit den Ostwestfalen verpasste der ehemalige Nationalspieler 2014 zwar den Klassenerhalt in einer dramatischen Relegation gegen Darmstadt (3:1/2:4 nach Verlängerung), schaffte aber den sofortigen Wiederaufstieg. Gelingt es ihm im schwierigen Umfeld am Betzenberg wieder eine Begeisterung zu entfachen, könnte aus dem Duo Kaiserslautern und Meier noch eine teuflisch gute Kombination entstehen.