Jan-Philipp Kalla im exklusiven bwin Interview: Vom Kuchenblock in die Bundesliga
Jan-Philipp Kalla im exklusiven bwin Interview: Vom Kuchenblock in die Bundesliga

Jan-Philipp Kalla im exklusiven bwin Interview: Vom Kuchenblock in die Bundesliga

Jan-Philipp Kalla ist schon seit 2003 Teil der St. Pauli-Familie. Darum kann sich der gebürtige Hamburger selbstverständlich vorstellen, seine Karriere bei den Kiezkickern zu beenden. Mit weit mehr als 300 Spielen (inkl. Jugend) für die Braun-Weißen reiht er sich fast nahtlos in die Riege der Vereinslegenden um Andre Trulsen, Klaus Thomforde und Fabian Boll ein. Er hat am Millerntor alles gesehen und mitgemacht. Als Kind den Kuckenblock mit seinem Vater und als Spieler den Aufstieg in die Bundesliga. Es wurde also höchste Zeit, sich mit dem 32-Jährigen exklusiv zu unterhalten.

Welche Hoffnungen hast Du Dir gemacht, Fußballprofi zu werden?

Ich glaube das ist der Traum eines jeden Kindes. Jeder läuft irgendwo auf dem Bolzplatz herum mit einem Ronaldo- oder Messi-Trikot und träumt davon, irgendwann mal in die Fußstapfen seiner Idole treten zu können. Bei mir war das als Kind ähnlich, nur das wir Rivaldo und Roberto Carlos als Vorbilder hatten. Aber ich hab mir nie großartig Hoffnung gemacht, einmal Fußballprofi zu werden.

Wie war es für Dich, das erste Mal das St. Pauli-Trikot zu tragen?

Das erste Mal trug ich das St. Pauli-Trikot in der A-Jugend. Das war noch nicht ganz so spektakulär wie später in der Bundesliga oder der 2. Liga. Aber als Jugendlicher vom kleinen SC Concordia zum großen FC St. Pauli zu kommen, war schon ein großer Schritt für mich.

Was macht den FC St. Pauli aus?

Das ist etwas, was man selber erleben muss, das ist schwer zu erklären. St. Pauli ist der etwas andere Klub. Die Leute, die hier im Verein tagtäglich arbeiten, die wissen das. Es ist ein herzliches miteinander – mit den Zuschauern und den Fans. Ich persönlich kenne sehr viele Angestellte von der Geschäftsstelle, viele Mitarbeiter aus dem Stadionbetrieb. Ich glaube, das ist bei anderen Vereinen alles ein bisschen fremder. St. Pauli ist sehr familiär. Deniz Naki (ehem. St. Pauli-Spieler, Anm. d. Red.) hat mal in einem Interview gesagt, als er neu zu St. Pauli kam, dass dieser Klub für ihn direkt zu einer Familie wurde. Ich glaube, dass das St. Pauli besonders macht.

Was macht Hamburg so besonders?

Ich als Hamburger kenne ja gar nichts anderes. Hamburg ist eine wahnsinnige Stadt – sehr schön, viel Wasser, viele Grünflächen. Ich persönlich bin sehr gerne auf St. Pauli und schätze die Hafennähe. Aber auch den Stadtpark finde ich sehr cool. Egal ob zum Entspannen, zum Spazierengehen oder zum Joggen. Die Stadt bietet eine bunte Mischung und sehr viel Abwechslung. In Hamburg kann man einfach alles machen.

Ist der Druck als gebürtiger Hamburger in schlechten Zeiten größer?

Ob das so ist, weiß ich nicht. Ich habe ja noch nie woanders gespielt und dort Niederlagen miterlebt. Ich hatte hier bei St. Pauli auch schon Abstiege und genug Pleiten, aber ich glaube nicht, dass das dann leichter oder schwieriger für jemanden ist, der nicht aus Hamburg kommt. Als Sportler möchte man jedes Spiel gewinnen, in jeder Saison die Klasse halten und viel lieber um Aufstiege mitspielen – von daher glaube ich, dass der Druck stadtunabhängig ist.

Hast Du den Traum, einmal im Ausland zu spielen?

Ich fühle mich hier auf St. Pauli sehr wohl und bin bisher noch nie in die Situation gekommen, mir großartig Gedanken über einen Wechsel machen zu müssen. Natürlich muss man im Hinterkopf haben, dass der Verein vielleicht irgendwann einmal die Zusammenarbeit nicht fortsetzen will, da sollte man nicht blauäugig sein. Und wenn das eintreffen sollte, gibt es einige Szenarien: Spanien, England, Australien, die USA – einige Möglichkeiten, die man im Kopf schon einmal durchgespielt hat. Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt. Aber falls doch, dann würde ich bestimmt irgendwo etwas finden, wo ich auch gerne Fußball spiele.

Kannst Du dir ein Karriereende beim FC St. Pauli vorstellen?

Das wäre natürlich eine Bilderbuch-Karriere: Hier anzufangen und auch aufzuhören. In ein paar Jahren schauen wir mal, ob mir das vergönnt ist oder nicht.

Was möchtest Du nach Deiner Karriere machen?

Der Fußball ist ein toller Arbeitgeber, gerade hier bei St. Pauli. Ich bin jetzt sehr lange dabei und kann mir auch vorstellen, nach meiner aktiven Zeit hier weiterhin tätig zu sein. Ich habe meine ersten Trainerscheine gemacht und absolviere gerade die nächsten. Zudem verfüge ich auch über eine kaufmännische Ausbildung und bin deshalb nicht unbedingt auf den Trainerjob festgelegt. Auch andere Arbeitsgebiete, wie auf der Geschäftsstelle oder im Scoutingbereich, kann ich mir vorstellen. Ich habe es geschafft, sehr lange in einem Verein in meiner Heimatstadt zu arbeiten und das kann ich mir auf in Zukunft so vorstellen.

Gab es Rückschläge in Deiner Karriere?

Es war nicht immer einfach und es ist auch jetzt nicht einfach. Es gehört tagtäglich harte Arbeit dazu. Das geht im Jugendbereich schon los. Ich bin damals mit 14 Jahren bei einem Verein aussortiert worden und hatte mit 15 keine Zukunft mehr in der Hamburger Auswahl. Mit 16 stand ich beim nächsten Klub auf dem Abstellgleis. Das waren alles Rückschläge, die man als junger Fußballer erst einmal verkraften muss. Dann gab es ganz viele Freunde, die anfangen auf Partys zu gehen und man selbst blieb daheim, weil am nächsten Tag ein Spiel anstand. Im Endeffekt war das alles richtig. Mit 16 Jahren bekam ich dann den Anruf von Andreas Bergmann, der Jugendkoordinator beim FC St. Pauli war. Das war nach den Rückschlägen für mich ein richtiger Schritt nach vorne. Aber auch dort musste ich mich 2 Jahre in der A-Jugend und 2 Jahre bei den Amateuren durchkämpfen. Es ging im 2-Jahres-Rhythmus immer eine Treppenstufe höher und 2007 bin ich endlich bei den Profis angekommen.

Jan-Philipp Kalla
Jan-Philipp Kalla mit 22 Jahren vor der Saison 2009/10.

Hast Du immer daran geglaubt, Profi zu werden?

Als ich 2003 zum FC St. Pauli kam, war für mich nicht klar, dass ich 4 Jahre später in der Bundesligamannschaft spielen würde. Auch als ich von der A-Jugend zu den Amateuren gewechselt bin, war mir das Profigeschäft noch keineswegs sicher. 2 Ligen Unterschied von der Oberliga bis hin zur 2. Bundesliga – das ist schon ein großer Schritt vom Leistungsniveau und von der Leistungsdichte her. Das macht man nicht mal einfach so nebenbei. Es gibt in der 3. und 4. Liga so viele gute Kicker, die alle den Profitraum träumen und viele schaffen es nicht. Das ist alles kein Wunschkonzert, sondern da gehören auch Glück und ganz viel harte Arbeit dazu.

Gibt es ehemalige Mitspieler, von denen Du eine größere Karriere erwartet hättest?

Ja, da gab es einige Spieler, die definitiv mehr Talent hatten als ich. Das waren dann in der Jugend die Leute, die feiern gingen, die während des Trainingsspiels durch Undiszipliniertheiten auffielen oder die einfach nicht so hart gearbeitet haben. Die waren vom Talent her sicherlich mehr gesegnet als ich, aber ich konnte mir durch Fleiß Vorteile erarbeiten.

Welche Nachteile bringt der Traumjob „Profifußball“ mit sich?

Der Fußball bietet mir den besten Arbeitsplatz, den ich mir vorstellen kann. Das ist das, was ich seit 29 Jahren mache. Seitdem ich 3 Jahre alt bin, spiele ich Fußball mit Herz und Leidenschaft. Damit Geld verdienen und Leute erfreuen zu können, ist super. Das entschädigt auch für einige Nachteile in diesem Job. Ich hab kein Wochenende frei, aber dafür darf ich Fußball spielen. Die Vorteile in diesem Job überwiegen.

Wie wichtig ist Motivation im Fußball?

Das ist der Grund, warum ich Leute wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo auf das Höchste respektiere. Die haben alles erreicht, sind mehrmalige Weltfußballer, besitzen Geld bis zum Abwinken und trotzdem hauen die sich Woche für Woche rein. Die Beiden werden oft gefoult, halten aber immer ihre Knochen hin. Beide hätten auch schon im Alter von 25 Jahren die Schuhe an den Nagel hängen und sich ein schönes Leben machen können. Aber beide sind so fußballverrückt, immer motiviert bis in die Haarspitzen – die würden wohl am liebsten spielen, bis sie 50 sind. Sobald sie den Platz betreten, geben sie alles. Das finde ich wirklich faszinierend. Das ist ja auch das Schöne am Fußball. Wenn der Ball erstmal rollt, rennt jeder Akteur hinterher und gibt sein Bestes. Es gibt nur wenige Leute, die damit freiwillig aufhören.

Was macht das Stadion am Millerntor so besonders?

Das Millerntor ist Wahnsinn! Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich zu den Klängen von Hells Bells einlaufe. Das ganze Stadion dreht durch, Konfetti fliegt, viele Fahnen wehen – das ist jedes Mal aufs Neue Gänsehaut. Das Stadion alleine kann Spiele gewinnen und Spiele drehen. Wir haben schon oft genug gesehen, dass die Zuschauer mit ordentlich Alarm mehr Energie bei den Spielern freisetzen. Unsere große Stehplatztribüne kann richtig laut werden.

Millerntor Stadion
Gänsehautfeeling am Millerntor

In welchem Stadion spielst Du außerdem noch gerne?

Da gibt es natürlich das eine oder andere Stadion, wo es ähnlich zugeht wie beim FC St. Pauli. Im Erstligajahr, welches ich mit St. Pauli bestreiten durfte, war das Stadion in Dortmund ziemlich beeindruckend.

Welcher Klub war in Deiner Kindheit Dein Favorit?

Ich war als Kind der typische Fußball-Fan von demjenigen, der gerade auf Platz 1 stand. Ich hab zum 4. oder 5. Geburtstag ein Dortmund-Trikot geschenkt bekommen, seitdem war ich dann 2 bis 3 Jahre lang ein bisschen Dortmund-Sympathisant. Ansonsten hatte ich keinen Verein, von dem ich besonders Fan war. Später fand ich dann Steven Gerrard beeindruckend, weshalb ich mich auch für den FC Liverpool interessierte.

Wie hast Du Deinen ersten Stadionbesuch in Erinnerung?

Mein Vater hat mich früher des Öfteren mitgenommen zu Heimspielen des FC St. Pauli. Wir saßen dann auf der alten Haupttribüne im Kuchenblock auf den Holzbänken auf Höhe der Mittellinie. Als kleiner Junge durfte man immer die Treppenstufen hoch zu den Containern gehen und sich eine Wurst herausnehmen. Das hab ich noch im Kopf.

Welche anderen Sportarten magst Du noch?

Ich bin generell ein sportbegeisterter Mensch. Mir selber liegen Ballsportarten relativ gut. Volleyball, Handball, Basketball, Tennis, Tischtennis, Golfen – ich glaube ich kann alles so ein bisschen. Aber es gibt jetzt nichts, wo ich explizit Fan von bin.

Kannst Du relaxed ein Fußballspiel schauen?

Ich gucke relativ wenig Fußball im Fernsehen, ab und zu mal Bundesliga und Champions League. Aber ich muss gestehen, dass ich seit meinen Trainerlehrgängen die Spiele tatsächlich anders anschaue. Man schaut nach der Formation, wie agiert der Gegner, wird mit 3er-Kette aufgebaut, lässt sich der Sechser dann zurückfallen – man guckt es ein bisschen anders als sonst. Das stimmt leider.

Wie wichtig ist für Dich Rivalität im Fußball?

Am Ende des Tages geht es in jedem Spiel um 3 Punkte. Aber klar: Bei gewissen Spielen herrscht mehr Rivalität als bei anderen. Das liegt dann oft an den Medien oder den Fanszenen. Die Spieler untereinander haben diese Rivalität oftmals nicht, sondern eher die Vereine und das Umfeld. Aber als Spieler des Vereins versucht man dann natürlich die Fahne höchstmöglich zu halten. Deshalb gibt es in gewissen Spielen ein paar Prozent mehr Ansporn als bei 0815-Ligaspielen.

Jan-Philipp Kalla lief bis dato 162 Mal für die erste Mannschaft des FC St. Pauli auf.

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